Kobr überzeugt auch solo
Michael Kobr kenne ich seit mittlerweile zwei Jahrzehnten als eine Hälfte des Autoren-Duos Klüpfel & Kobr. Ihr Kommissar Kluftinger ist für mich zu einer geliebten Kultfigur geworden. Auch ihre Bücher ...
Michael Kobr kenne ich seit mittlerweile zwei Jahrzehnten als eine Hälfte des Autoren-Duos Klüpfel & Kobr. Ihr Kommissar Kluftinger ist für mich zu einer geliebten Kultfigur geworden. Auch ihre Bücher außerhalb dieser Reihe lese ich gerne. Und Lesungen der beiden sind sowieso Garant für richtig viel Spaß. Nun hat Michael Kobr sich aber erstmals an ein Solo-Projekt gewagt. Ich hatte hohe Erwartungen an "Sonne über Gudhjem" und gleichzeitig ein bisschen Angst, enttäuscht zu werden. Letzteres war aber komplett unbegründet.
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Lennart Ipsen, so heißt auf Bornholm das Müllabfuhr-Unternehmen. Und entsprechend verwundert oder auch belustigt reagiert erst mal jeder Einheimische, dem sich der neue Insel-Kommissar vorstellt. Nach einer Trennung und einem Burnout wagt Ipsen auf Bornholm einen Neuanfang. Möglichst ruhig und beschaulich soll er sein. Zu Ipsen hatte ich direkt einen Draht, denn erist ein Früh-ins-Bett-Geher wie ich und schläft genau wie ich bei Hörbüchern nach 5 Minuten ein. Kurzum: Er ist ein durch und durch sympathischer Kerl, den man einfach gern haben muss.
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Keiner ist so glücklich wie die Dänen. Angesichts der von Michael Kobr in Worte gefassten Insel-Vibes hat sich bei mir auch direkt ein wohliges Gefühl breit gemacht. Die Beschreibung der Häuser und Landschaft hat etwas von Pippi Langstrumpf. Ich weiß, die ist natürlich in Schweden beheimatet. Aber trotzdem. Ipsens neuer Arbeitsplatz, die Wache mit gerade mal zwei weiteren Kollegen, hat mich irgendwie an die Fernsehserie "Mord mit Aussicht" erinnert. Zu diesem Vergleich tragen auch viele herrlich humorvolle Szenen, die ich einfach nur genossen habe.
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Ach ja, einen Toten gibt es allem Cosy-Glücks-Gefühl zum Trotz aber auch. Schweinebauer Kristensen wird in seiner Räucherkammer gefunden. Man könnte ihn als gut durchgegart bezeichnen. Schnell stellt sich heraus, dass das Opfer ein eher unbeliebter Zeitgenosse war. Und so stößt Ipsen im Verlauf seiner Ermittlungen auf etliche Verdächtige, die ein Mordmotiv hätten. Auf Bornholm herrscht eben auch nicht nur eitel Sonnenschein.
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"Sonne über Gudhjem" empfehle ich allen, die gerne leicht und locker geschriebene Krimis in schöner Atmosphäre und mit herzigen Charakteren mögen. Der Mordfall läuft fast schon so nebenbei, ohne aber zur Nebensache zu werden. Die Ermittlungen fand ich spannend, die Auflösung überzeugend und den finalen Schlusspunkt nochmal richtig gelungen.
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Fazit: Michael Kobr hat mich mit seinem Solo-Krimi begeistert. Eigentlich wäre ich gerne auf Bornholm geblieben, um direkt den nächsten Fall mit Lennart Ipsen zu lösen. Ich habe die Charaktere und das Setting sofort ins Herz geschlossen. Ich freue mich definitiv auf mehr!