Die Diva
Handlung:
Venedig 1957
Maria Callas ist auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Sie ist weltbekannt, hat die unterschiedlichsten Rollen perfektioniert und feiert immer größere Erfolge. Doch so langsam machen ...
Handlung:
Venedig 1957
Maria Callas ist auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Sie ist weltbekannt, hat die unterschiedlichsten Rollen perfektioniert und feiert immer größere Erfolge. Doch so langsam machen sich die ständigen Anstrengungen bemerkbar. Maria sehnt sich nach einer Auszeit, nicht nur für Körper und Seele, sondern auch für ihre Stimme, auf die sie sich nicht mehr so verlassen kann.
Doch ihr Ehemann und Manager Meneghini nimmt immer wieder neue Angebote für seine Frau an und gönnt ihr keine Ruhe. Maria fühlt sich allein und wünscht sich einen Menschen, der sich nicht nur um die Callas sorgt, sondern auch um die Person Maria. Und diesen findet sie in Aristoteles Onassis. Beide verbindet nicht nur eine Seelenverwandtschaft, sondern auch eine tiefe Liebe. Zumindest bis Onassis die verwitwete Jackie Kennedy kennenlernt...
Meinung:
Das Cover ist sehr schick und passt perfekt zu der Reihe aus dem Aufbau-Verlag, aber auch zu dem Titel „Die Diva“. Es strahlt eine Grazie aus, die unvergleichlich ist und mir gefällt es richtig gut. Die Farben harmonieren perfekt miteinander, ich mag die ruhigen und unauffälligen Hintergrundfarben sehr. So sticht nicht nur die lila Schrift stark heraus, sondern auch die Dame mit ihren dunklen Haaren und dem dunklen Kleid. Sie hat eine starke Haltung und wirkt stolz, was richtig gut zu Maria Callas passt. Insgesamt ein sehr gelungenes Bild, das Cover gliedert sich perfekt in die bereits erschienenen Bände ein und wartet doch mit Einzigartigkeit auf.
Ich habe bereits einige Teile der Reihe „mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ gelesen, darunter sind auch die anderen beiden Bücher von Michelle Marly. Fast jeder Teil hat mir richtig gut gefallen und besonders bei Frau Marly ist mir aufgefallen, wie lebendig und natürlich die Protagonisten wirken. Allein deshalb wollte ich auch unbedingt das neue Buch lesen, weil ich mir eine tolle Charakterbeschreibung, sowie eine wundervolle Schreibweise erwartet hatte. Zudem arbeite ich am Theater und besuche selbst gerne Vorstellungen. Ich mag es gerne, davon auch in Büchern zu lesen und so noch einen anderen Blick auf diese besondere Welt zu erhaschen. Und dies aus dem Sichtwinkel einer berühmten Persönlichkeit klingt sehr vielversprechend. Ich hatte das große Glück, das Buch im Rahmen einer Leserunde zu erhalten, worüber ich mich riesig gefreut habe und war sehr gespannt auf das Buch.
Ich hatte den Anfang des Buches ja bereits durch die Leseprobe kennengelernt und schon dabei hatte ich nach wenigen Sätzen große Freude am Lesen. Mir hat sofort die Schreibweise gefallen, ich mochte die Individualität der Charaktere, aber auch die Ereignisse haben direkt mein Interesse geweckt. Und auch beim weiterlesen des Buches haben sich diese positiven Eindrücke verstärkt und wie ein roter Faden durch das Buch gezogen. Ich konnte mich vollkommen auf die Handlung einlassen und das Lesen genießen.
Wie bereits erwähnt: den Schreibstil fand ich direkt sehr angenehm und das hat die ganzen 420 Seiten über angehalten. Es gibt zahlreiche bildhafte Beschreibungen, die ein lebendiges Bild des Settings und der ganzen Situation entstehen lassen. Dazu fand ich die Darstellung der Charaktere einfach fantastisch, Michelle Marly ist es perfekt gelungen, die Protagonisten lebendig und authentisch, greifbar darzustellen.
Zudem erhält man als Leser großen Anteil an dem Gefühlsleben der Charaktere. Anhand von Nebensätzen und kleinen Wortgruppen kann man sehr tief in ihre Seelen blicken. So war es mir möglich zu den Personen, vor allem aber zu Maria Callas eine Bindung aufzubauen, ich hatte häufig das Gefühl, als würde ich sie persönlich kennen und als wäre sie noch lebendig. Mich haben viele dieser Stellen sehr berührt und es kamen selbst so große, berühmte und reiche Leute plötzlich sehr menschlich und natürlich daher. Grandios!
Meine liebsten Textstellen waren immer die, in denen Maria entweder kurz vor einem großen Auftritt war oder am Ende den wohlverdienten Applaus über sich ergehen lassen konnte. Dabei kam immer besondere Atmosphäre auf. Zudem wurde genau die Stimmung eingefangen und mit anschaulichen Worten wiedergegeben, die man selbst auch von Theaterbesuchen kennt. Aber auch die Stimmung hinter der Bühne wurde perfekt dargestellt, ich arbeite selbst am Theater hinter den Kulissen und kenne die Anspannung der Künstler, aber auch die Aufregung und Erleichterung nach einem gelungenen Auftritt ebenso wie die allgemeine Atmosphäre untereinander.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Zum einen begleiten wir Maria Callas in ihrer gesanglichen Hochphase 1957, wo sie nicht nur allerhand erfolgreiche Konzerte und Rollen spielt, sondern auch bald Aristoteles Onassis kennenlernt. Die zweite Zeitebene spielt 1969, Aristoteles hat mittlerweile mit Jackie Kennedy die Bekanntschaft gemacht und die Beziehung von Ari und Maria droht zu schwanken. Dazu gibt es in beiden Ebenen immer mal kleine Rückblicke und Anmerkungen über die Kindheit und Jugend der weltbekannten Sängerin. So bekommt man zudem Einblicke in die Vergangenheit und erhält Informationen zu Marias Familie, aber auch ihrer Herkunft und wie ihr Talent für das Singen entdeckt wurde.
Als Setting dienen allerhand Orte, die recht anschaulich beschrieben wurden. Nicht jeder ließ bei mir Bilder vor Augen entstehen und manche waren so prachtvoll und üppig, dass ich davon etwas überfordert war und mir so viel Pracht an einem Fleck gar nicht vorstellen konnte. Andere Orte, vor allem Landschaften waren traumhaft dargestellt, sie gaben ein genaues Bild wieder, welches nicht nur meine Fantasie beflügelt hat, sondern auch mein Fernweh geweckt hat.
Ich hatte es bereits kurz erwähnt: ich bin begeistert von den Charakteren. Sie haben einen guten Einblick in ihre Seelen gegeben und wirkten nie oberflächlich betrachtet. Man merkte deutlich, dass die Autorin sich genau mit den Persönlichkeiten befasst hat und ihnen würdig werden wollte. Und genau dies ist ihr gelungen.
Nicht jeder war mir sympathisch und manche habe ich teils verachtet und verurteilt für diverse Aussagen und Handlungen. Doch trotzdem wirkt jeder lebendig und besonders. Zudem ist es Michelle Marly perfekt gelungen, das glamouröse und selbstbewusste Auftreten der Protagonisten einzufangen und wiederzugeben. So entsteht eine aufregende Mischung von starken Momenten, in denen die Personen eine Maske aufsetzen um in keiner Weise angreifbar zu sein und normalen, bodenständigen Szenen, in denen sie einfach sie selbst sind.
Ich hatte bereits von Maria Callas gehört, mir war aber nur wenig von ihrer Person bekannt. Sie ist eine der großen Damen, die eine beeindruckende Karriere hatten, heutzutage aber leider nicht mehr so sehr behandelt werden und nur zu Jahrestagen eine Erwähnung finden. Zumindest habe ich diesen Eindruck.
Ich war sehr gespannt auf den Roman und die Darstellung von Maria Callas. Anhand ihres Beinamens „Die Diva“ hatte ich mir bereits Gedanken über ihre Person gemacht und über sie nachgedacht. Und ich muss sagen, dass sie mir sehr viel sympathischer und bodenständiger erschien als ich gedacht hatte. Sie war ein viel komplexerer und nachfragender Mensch als ich gedacht hatte, sie war nie zu oberflächlich oder überheblich.
Maria Callas hatte es in ihrem Leben nicht immer leicht, schon in ihrer Kindheit und Jugend wurde nicht immer auf ihre Bedürfnisse geachtet und in gewisser Weise zieht sich dies durch ihr restliches Leben. Oft wurde sie nur über ihr Talent für das Singen definiert und daher war es interessant zu betrachten, was mit ihr passiert, wenn ein Mensch sich nicht für die Callas, sondern nur für Maria interessiert.
Mit den Männern in Marias Leben hatte ich so meine Probleme. Sie waren durchweg lebendig dargestellt, haben ihre Meinungen vertreten und eine gewisse Ausstrahlung versprüht. Doch ich bin mit ihnen nicht so gut ausgekommen, ich habe einige ihrer Handlungen und Aussagen kritisch betrachtet und wahrscheinlich ist es mir dadurch sehr schwer gefallen, sie sympathisch zu finden.
Fazit:
Von Michelle Marly kannte ich bereits ihre anderen beiden Bücher aus der Künstlerinnen-Reihe und bereits diese waren hervorragend und sehr empfehlenswert. Mit diesem neuen Teil hat sie wieder eine Meisterleistung angefertigt, die nicht nur unterhaltsam ist, sondern der berühmten Maria Callas auch gerecht wird. Ich mag ihre Charakterdarstellung sehr und auch die Schreibweise weiß zu bestechen. Ich hatte große Freude am Lesen und Kennenlernen einer mir bisher recht unbekannten Person.