Etwas irreführender Klappentext...
„Roxy“ hat zu beiden Fragen einen Bezug – einmal ist es das Buch, das ich als letztes beendet habe und darüber hinaus beschäftigt es sich auf sehr unverblümte und ehrliche Weise mit den Themen Alkohol ...
„Roxy“ hat zu beiden Fragen einen Bezug – einmal ist es das Buch, das ich als letztes beendet habe und darüber hinaus beschäftigt es sich auf sehr unverblümte und ehrliche Weise mit den Themen Alkohol und Drogen. Die Sucht, die daraus entstehen kann. Wie schnell sie entstehen kann. Und was das eigentlich bedeutet. Aber gut, halten wir uns mal an meine Struktur!
4 Sterne | Pluspunkte: Intensiv, bezeichnend, einzigartig | Minuspunkte: teilweise verwirrend, anfängliche Probleme mit dem Schreibstil
Wie ich schon letzte Tage auf Instagram (@fernwehwelten) erzählt habe: Ich finde den deutschen Klappentext nicht sonderlich passend. Er hat in mir die Erwartung geweckt, dass es zu den Drogen und Medikamenten in diesem Buch tatsächlich menschliche Pendants geben wird und dass eines dieser Pendants sich in unseren Protagonisten verliebt. Ein Stück weit SciFi oder Fantasy also, irgendwie. Stattdessen ist „Roxy“ noch realistischer und somit auch noch erschreckender als gedacht. Aus mehreren Perspektiven erzählt, erleben wir die Sicht der Konsument*innen, welche sich nach und nach an den Rauschmitteln zu verlieren drohen. Aber es gibt auch die Sicht der Drogen selbst: Und in diesen Szenen erleben wir eine Art Bewusstsein oder Personifizierung der Rauschmittel, welche uns die verschiedenen Phasen einer Sucht nochmal auf andere Weise deutlich machen.
Ich muss zugeben, dass mir diese Verwirrungen durch den Klappentext den Einstieg in das Buch erschwert haben. Ich habe andauernd geglaubt, ich würde etwas überlesen, falsch verstehen, habe mich bis zum Ende immer wieder gefragt, was Metapher und was „Realität“ war. Inzwischen glaube ich, eine für mich richtige Interpretation des Buchs gefunden zu haben. Und noch dazu eine, die mir sehr gefiel, wenn man das denn über eine Storyline sagen kann, die so hart, erschreckend und unverblümt ist.
Auch wenn ich eine Weile brauchte, um in den Schreibstil hereinzukommen, hat mich „Roxy“ schlussendlich mit seiner einzigartigen Geschichte überzeugt sowie durch die spannende Handlung an die Seiten fesseln können. Ich hatte Angst beim Lesen, war fassungslos. Habe um die Charaktere gebangt und mir doch eigentlich nur eins gewünscht: Ein Happy End, obwohl es doch so unwahrscheinlich war.
Neal und Jarod Shusterman haben eine Geschichte geschaffen, deren Botschaft sich beim Lesen wie eine Mischung aus Dunkelheit, Kälte und Angstschweiß auf deine Haut legt. Sie ist harter Tobak, ohne jede Frage. Ich würde sie niemandem nahelegen, der nicht glaubt, mit solchen Themen wie Drogen- oder Alkoholkonsum umgehen zu können. Aber all jenen, die es können, möchte ich sie ans Herz legen, um mehr von den Gefahren zu verstehen, die in solch kleinen, harmlos wirkenden Tabletten warten können.
PS: Service-Info. Die Print-Ausgabe verfügt vorne über eine Übersicht der Drogen und ihrer Namen im Buch – beim eBook oder einem Hörbuch hat man darauf meines Wissens keinen Zugriff. Ohne diese Übersicht wäre ich aufgeschmissen gewesen, also empfehle ich tatsächlich das Lesen oder zumindest Besitzen des Prints.