Anders, aber genial
Diesmal ist Nele Neuhaus das Buch irgendwie anders angegangen als die Vorgänger in der Serie. Ruhiger. Tiefer. Ergreifender.
Das, was ich beim letzten Buch Muttertag bemängelt hatte, nämlich der „filmreife ...
Diesmal ist Nele Neuhaus das Buch irgendwie anders angegangen als die Vorgänger in der Serie. Ruhiger. Tiefer. Ergreifender.
Das, was ich beim letzten Buch Muttertag bemängelt hatte, nämlich der „filmreife Showdown“, ist ausgeblieben. Stattdessen wird die Geschichte einer Clique erzählt, die sich in der Jugendzeit gebildet hat und die Personen immer noch schicksalhaft miteinander verbunden sind. Die Ermittlungen wirken, zumindest bis auf das letzte Viertel, in dem es wieder viele Verdächtige, viele Vernehmungen, viel Knobelei und noch mehr Raterei gibt, eher wie eine Randerscheinung.
Bis dahin aber ist das Buch eher ein Roman als ein Krimi, was überhaupt nicht abwertend gemeint ist. Die Geschichte der Clique (und somit auch der/des potentiellen Täter/s?) sowie Pias und vor allem Olivers Privatleben und die Situation im Verlag nehmen einen Großteil der Erzählungen ein. Und das mit einer Tiefe, die man von Krimis eigentlich nicht gewohnt ist und die das Buch zu einem reinen Lesevergnügen gemacht haben.
Natürlich kommt der Kriminalfall und dessen Aufklärung nicht zu kurz. Frau Neuhaus versteht es, trotz der raumgreifenden Erzählungen über die einzelnen Personen und ihre Verbindung untereinander immer wieder kurze Fakten zur Tat einzustreuen, die man sehr leicht überlesen kann, wenn man sich nicht konzentriert, was auch sicherlich die Absicht der Autorin war. Diesmal hat sie es dem Leser dadurch nicht so leicht wie im letzten Buch gemacht, den Täter zu entlarven.
Dieses Mal hat es, wahrscheinlich weil ich etwas anderes erwartet habe, auch länger als normal gedauert, bis ich richtig im Buch „drin“ war. Danach hat es mich aber total begeistert und erstaunlicherweise war es mir persönlich eher nebensächlich, den Täter zu entlarven, da die Vergangenheit der Clique viel interessanter war.
Abgerundet wurde das Ganze durch immer wieder eingestreute kleine Rückblicke auf die alten Fälle. Peinlicherweise sitzt man als Stammleser da und muss tatsächlich überlegt: Oh je, wie/wer/was war das nochmal?
Ich hoffe, dass Frau Neuhaus diesen Stil weiterhin behält und freue mich auf den nächsten Teil mit Pia und Oliver.