Das mit uns ging so tief rein
Ein "Ich liebe dich" heißt nicht immer, dass dich jemand liebt. "Ich liebe dich" kann auch bedeuten "Ich liebe es, dich zu kontrollieren. Ich liebe es, dass du von mir abhängig bist. Ich liebe es, dass ...
Ein "Ich liebe dich" heißt nicht immer, dass dich jemand liebt. "Ich liebe dich" kann auch bedeuten "Ich liebe es, dich zu kontrollieren. Ich liebe es, dass du von mir abhängig bist. Ich liebe es, dass du mich brauchst, mir gehörst. Ich liebe es, dass du mir dein Leben schuldest.".
Oder liebte er sie doch?
Toris Leben verlief bisher auf der Überholspur, sie ist auf dem besten Weg, eine berühmte Köchin zu werden und in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten. So jung, so weit in der Küche zu kommen, hat vieles von ihr gefordert, hat sie sozial isoliert und nahezu in den Burn Out getrieben. Zerrüttete Familienverhältnisse vermittelten ihr ein falsches Bild von Beziehungen und haben sie in die Arme ihres toxischen Freundes geführt, von dem sie teilweise abhängig ist. Noch nie habe ich ein Buch gelesen, dass toxische Beziehungen, die Folgen für die Personen und den emotionalen Schmerz so deutlich dargestellt und thematisiert hat.
Die Autorin hätte den einfachen Weg nehmen können, die schwere Vergangenheit ansprechen und dann nach vorne schauen können. Neue Liebe, neues Leben, wie man es aus vielen Büchern kennt. Aber sie hat sich dazu entschieden, die Liebesgeschichte hintenan zu stellen und den Heilungsprozess von Tori in den Vordergrund zu stellen. Sie hat den schweren Weg hinaus aus dieser Beziehung beschrieben, hat von den Zweifeln, der Angst und den traumatischen Erlebnissen gesprochen. Dass insbesondere letzteres portionsweise in Flashbacks präsentiert wurde, hat die bewegende Lektüre genießbar gemacht und somit den Weg ins NA-Genre geebnet. Mir hat die Kombination aus Liebesgeschichte und dem Weg in ein neues Leben sehr gut gefallen und wirklich bewegt.
Der schöne Schreibstil der Autorin war mir bereits aus der SoHo-Love-Reihe (mein NA-Highlight des letzten Jahres) bekannt und konnte auch hier wieder voll überzeugen. Neben der angesprochenen Entwicklung der Protagonistin hat mich auch das geschaffene Umfeld samt Kleinstadtfreunden und Traum-Restaurant begeistert und sommerliche Vibes versprüht.
Wirklich ungewöhnlich war zudem Love-Interest Julian, der mit seiner gutherzigen Art und perfekten besten Freundin vom typischen NA-Boy abwich. Er war mein eigentliches Highlight im Buch und hat mich mit seinen Gedanken tief berühren können. Allgemein die Art und Weise, wie die Autorin Gefühle darstellt, ist einfach so pur und ergreifend und einfach einzigartig. Ich kenne keine anderen NA-Bücher, die so tief gehen.
Einfach danke für dieses Buch. Ich kann Erstleserinnen der Autorin die SoHo-Reihe nur ans Herz legen. Die hat mir sogar noch einen Tick besser gefallen, als dieses Buch ;)