Henriette möchte ihren Lebensabend in der exklusiven ELB-Residenz verbringen, aber schon nach wenigen Wochen stirbt sie. Angeblich Herzversagen. Doch warum hat Henriette eine kryptische Botschaft und eine versteckte Kamera hinterlassen und Einstichstellen zwischen den Zehen ? Das will überhaupt zusammenpassen. Phillip Goldberg, Peter Brandt und Hauke Thomsen stecken die Köpfe zusammen und ermitteln was das Zeug hält. Und wieder einmal zeigt es sich - es ist nicht alles so, wie es auf den ersten Blick erscheint...
Nicole Wollschläger läutet den Krimiherbst mit ihrem vierten Roman um den Ermittler Philipp Goldberg ein und hat sich mit diesem Krimi selbst übertroffen. Bisher ist "Elbschmerz" mein absoluter Favorit, aber "Elbgift" hat ihm jetzt den Rang abgelaufen.
Die Geschichte ist wahnsinnig gut ausgearbeitet, lässt tiefe Einblicke in den Alltag der Seniorenresidenz zu und ich weiß nur eines - alt werden ist kein Zuckerschlecken. Da will jeder an dir und mit dir Geld verdienen und genau diese Raffgier setzt die Autorin hier geschickt und unheimlich spannend in Szene.
Viele Details machen den Alltag in der Residenz lebendig, selbst die Ausstattung der Räumlichkeiten ist akribisch geschildert und so fühlt man sich nicht als außenstehende Person, sondern wohnt direkt am Ort des Grauens. Was da alles zum Vorschein kommt, löst in mir schon manchmal Beklemmungen aus und ich hoffe, dass ich nie in eine solche Situation kommen werde, in der ich auf Gedeih und Verderb solchen Raffzähnen und skrupellosen Menschen ausgeliefert bin.
Die Suche nach dem Täter wird von der Schreibenden für den Leser sehr eindrucksvoll und überzeugend geschildert. Die Bilder, die sich dabei vor dem inneren Auge abzeichnen, sind plastisch und prägen sich ein. Der Fall an uns für sich ist sehr knifflig angelegt und man rennt bereitwillig immer wieder auf den Holzweg, um dann am Ende alle losen Enden verknüpft zu sehen. Überraschende Wendungen, die man so nicht einkalkuliert hat, überzeugen zudem den Leser bei diesem erneuten Wiedersehen mit den liebgewonnenen Charakteren.
Nicole Wollschläger zeigt wieder einmal deutlich auf, dass ein guter Krimi nicht mit blutrünstigen Szenen und roher Gewalt auskommen muss, um die Leser zu begeistern. Leise Töne, wohldosierte Spannung und ein genialer Plot überzeugen auch ganz ohne Gewalt - bitte, bitte mehr davon !