Mehr als Schein
Tessa hat ein schreckliches Geheimnis. Tagsüber ist sie die toughe, unterkühlte, perfekte Prinzessin, die sich nichts bieten lässt. Doch in ihrem Zuhause schleicht sie auf leisen Sohlen und lebt in Angst. ...
Tessa hat ein schreckliches Geheimnis. Tagsüber ist sie die toughe, unterkühlte, perfekte Prinzessin, die sich nichts bieten lässt. Doch in ihrem Zuhause schleicht sie auf leisen Sohlen und lebt in Angst. Nicht nur das ihre Stiefmutter ihr ständig Hausarbeiten zum Erledigen aufträgt und ihr keine freie Minute gönnt. Nein, ihr Vater ist leider auch ein Alkoholiker, der Tessa in seinem Rausch schlimm beleidigt und misshandelt. Tessa hat niemanden, dem sie sich anvertrauen kann, doch sie bleibt stark. Immer wieder gerät sie in der Schule mit Dyan und seiner Rasselbande aneinander, da diese andere Mitschüler schikanieren und Tessa diese verteidigt.
Als Tessa dann Dyans kleiner Schwester hilft, ist diese Tat der Stein, der alles ins Rollen bringt.
Dies war mein erstes Buch von Nina Schilling und es war echt gut. Es war überraschend emotional und die Geschichte hat mich nicht losgelassen.
Mit seinen 450 Seiten ist das Buch für eine Liebesgeschichte relativ dick, doch es fühlte sich nicht so an. Der Autorin ist es gelungen, mich als Leser in den Bann dieser Geschichte zu ziehen.
Tessa ist ein sehr starker Charakter. Vor Jahren starb ihre Mutter bei einem Autounfall und damit endete sowohl Tessas Familie als auch ihre Kindheit. Seit über zwei Jahren wohnt sie mit ihrer Stiefmutter und ihrem Vater allein im großen Anwesen. Um vor der Öffentlichkeit den Alkoholismus ihres Vaters und dessen Auswirkungen zu verbergen, arbeiten dort keine Hausangestellten mehr und so verdonnert Tessa Stiefmutter sie zu jeglicher Hausarbeit. Sie erinnerte mich an Cinderellas böse Stiefmutter.
Seitdem Tessas Vater sich dem Alkohol hingegeben hat, hat er schlimme Wutausbrüche und lässt sie an Tessa sowohl verbal als auch in physischer Form aus. Doch ihr Vater ist alles an Familie, was ihr bleibt, sie kann nicht anders, als ihn trotzdem schützen zu wollen.
Ob mich das schockiert und zugleich frustriert hat? Gott ja! Trotzdem konnte ich Tessa und ihre Beweggründe verstehen, deshalb hat es so mein Herz zerrissen zu lesen, wie sie leiden muss und doch nichts tut, um sich daraus zu befreien ... mein Herz hat erst recht für sie geschlagen, als sie unter Beweis stellte, wie sie sich für die Schwächeren einsetzt, als sie ihren Vater zu Bett brachte und sich um ihn kümmerte, nachdem er so grässlich zu ihr war. Mannoman, was für eine Person!
Ihre Stiefmutter war bis zum Ende eine Antisympathie Figur. Das eine erwachsene Frau einem Kind so etwas zu mutet und ihr zusätzlich das Leben schwer macht mich so unglaublich wütend! Leider aber auch traurig, weil es bestimmt einige Kinder gibt, die ähnliches durchmachen müssen ...
Weitere Antisymphatie Figuren waren Stephanie, Mr. Lawyer (Dyans Vater) und natürlich Tessas Vater. Allesamt gut gelungen, wie ich finde. Was ich aber besonders fand, war die Tatsache, das die Autorin diese „starken“ Gegner in einigen Situationen entkräftete und durchblitzen ließ, wie schwach solche Menschen doch sein können und wovor sie sich verstecken.
Dyan hingegen war ein richtiger Bad Boy, wie er im Buche steht. Leider erfuhr man doch relativ wenig über ihn, auch wenn es einige Kapitel aus seiner Sicht gab. Ich hätte gerne mehr von ihm erfahren. Trotzdem war das, was man zu sehen bekam, interessant. Denn auch er hat seine Probleme und seine eigene Art, damit umzugehen. Allen voran ist er aber sehr loyal und beschützt die Menschen, die er liebt. Nur aufgrund dessen und weil er ein Sturkopf ist, schafft er es, Tessas Schale Stück für Stück zu durchbrechen. Umgekehrt genauso. Zwei Sturköpfe, wie sie im Buche stehen. Ihre Dynamik war toll! Es war eine unterhaltsame Enemys-to-lovers Geschichte.
Auch die restliche Freundesclique hatte interessante Charaktere. Für mich war Ben der Interessanteste und ich hoffe sehr, dass es eine Geschichte zu ihm geben wird.
Es gab aber auch ein paar Punkte, die mich gestört haben. Zum einen gab es ein paar Stellen, an denen mir diese Starrköpfigkeit auf die Nerven ging, z. B. wenn Tessa zum zwanzigsten Mal Hilfe ablehnte, was nur noch mehr Stress verursachte. Dieses Verhalten passte zu ihr, war mir aber zu viel.
Dann störte mich auch der Fakt, dass ein Alkoholiker so schlimm wie ihr Vater in der Lage sein soll, eine Firma zu leiten und Gewinne einzufahren, um diesen Lebensstil aufrecht zu erhalten und dann soll das auch noch niemand mitkriegen? Nun, das halte ich für sehr unwahrscheinlich.
So, ich könnte noch Stunden über dieses Buch sprechen, so sehr beschäftigt es mich. Aber alles hat mal ein Ende und so folgt nun mein Fazit.
Alles in allem war dieses Buch echt gut. Vor allem die Charaktere. Nina Schilling hat es geschafft, dass mehrere Charaktere mein Herz berührten, sowohl auf angenehme als auch auf unangenehme Weise. Das war schrecklich und fantastisch zu gleich. Ich werde gerne mehr von der Autorin lesen und dieses Buch ist eine Leseempfehlung, obwohl man vorher wissen sollte, worauf man sich einlässt, um nicht getriggert zu werden!