Klappentext:
Januar 1944: Während über der Eifel britische und amerikanische Bomber kreisen, gerät der wegen seiner Epilepsie nicht wehrtaugliche Egidius Arimond in höchste Gefahr. Er bringt nicht nur als Fluchthelfer jüdische Flüchtlinge in präparierten Bienenstöcken über die Grenze, er verstrickt sich auch in Frauengeschichten.
Der Schreibstil:
Der Autor erzählt diese Geschichte in Tagebuchform. Damit einhergehend erwartet man natürlich eine sehr persönliche Erzählung. Sehr schnell wird jedoch klar, dass dies nicht auf dieses Buch zutrifft. Der Erzählstil ist eher emotionslos, nahezu objektiv bzw. berichtend und sehr bildreich erzählt. Dem Tagebuchstil treu erfährt der Leser aber keine näheren Beschreibungen zum Aussehen des Erzählers oder nähere Erklärungen zu den anderen Figuren in der Geschichte, da Egidius sie ja schon kennt.
So ist der Schreibstil etwas gewöhnungsbedürftig, mir hat er aber recht gut gefallen. Ich habe mich schnell an den Erzählstil gewöhnt und fand es einfach sehr authentisch gehalten, dadurch, dass die Situation eben nicht so ausgeschmückt, sondern direkt beschrieben wurde.
Einzig anmerken möchte ich aber noch, dass anfangs ein wenig Verwirrung beim Leser eintrifft, weil recht viele Fachbegriffe genutzt werden (die erklären sich aber nach und nach).
Die Figur Egidius Arimond:
Der Hauptprotagonist der Geschichte ist ein etwas spezieller Typ. Man muss sich vorstellen, dass er schon lange mit dem Krieg lebt, sogar den ersten Weltkrieg mitbekommen hat, und durch seine Krankheit ein wenig zum Einsiedler geworden ist.
Interessant fand ich ihn besonders, weil er mehrere Handlungsstränge der Geschichte zusammenbringt. Da ist die Gegenwart mit ihm, seiner Krankheit, den Kriegsgeschehnissen, dann die Bienen und ihr Leben, seine Vergangenheit und Gegenwart mit seinem Bruder, der mitten drin ist im Kriegsgeschehen und dann noch die Geschichte seines Vorfahren, die er zu recherchieren versucht. Das macht ihn natürlich zu einem Charakter, der selber nicht so viel erlebt, dennoch viel zu erzählen hat.
Trocken, fast emotionslos erzählt Egidius von den Juden und seinem Leben. Ich fand, dass man daran sehr gut erkennen konnte, wie sehr ihn seine Lebensumstände mit dem Krieg im Rücken verändert und auch abgehärtet haben. So haben die Hintergrundgeschehnisse für mich mehr Präsenz in der Geschichte bekommen, was ich sehr gut fand.
Ich könnte Egidius jetzt keinesfalls mit nur wenigen Charaktereigenschaften beschreiben, einfach weil er recht undurchsichtig bleibt und man sich am Ende vielleicht doch die Frage stellt, inwieweit er psychisch krank ist. Diese Idee kommt dem Leser erst nach und nach und zeigt ein wenig, wie sich der Protagonist entwickelt. Diese Entwicklung fand ich allerdings sehr gut, weil man stets merkte, wieviel Einfluss das Leben auf ihn nimmt und das ihm auch einfach etwas fehlt, woran er sich festhalten kann.
Sagen kann ich aber, dass man ihm meiner Meinung nach viel andichten kann, im Prinzip vermute ich aber, dass er sich einfach nur retten will und das die ganze Geschichte über. Er ist schlau, durchschaut die Propaganda und spricht vom Ende, gleichzeitig weiß er aber auch, dass er als Epileptiker eigentlich ein Ausgestoßener ist und im Volk der Bienen schon längst kein Teil des Volkes mehr gewesen wäre.
Ich sehe ihn einfach als sehr komplexe Figur, die mir eigentlich ganz gut gefallen hat. Er passte in die Geschichte, war für mich der ideale Erzähler, denn durch ihn wurde alles ganz leise sehr eindringlich.
Zur Geschichte allgemein:
Ich weiß, dass viele die Bienen als Analogie zu Egidius Leben sehen und ständig den Vergleich suchen. Ich habe mir natürlich auch meine Gedanken gemacht, konnte aber diese These, dass man es alles vergleichen kann, nicht unterstützen. Klar gibt es Parallelen, aber für mich waren die Bienen vielmehr ein Mittel zur Verstärkung der sonstigen Erzählung.
Also, die Geschichte ist in die Jahreszeiten aufgeteilt und erzählt dann wie oben schon erwähnt in Tagebuchform. Es gibt mehrere Handlungsstränge. Darunter die Einträge des Ambrosius Arimond, die ich nicht ganz so interessant fand, aber irgendwie in den Gesamtkontext gepasst haben, und die recht objektiven und sachlichen Berichte über die Bienen.
Es fällt auf, dass das wahre Leben hier oft als Nebensächlichkeit erscheint, die weniger Beachtung bekommt, als der Leser vielleicht erwarten würde. Schließlich spielt das Ganze zu Zeiten des zweiten Weltkrieges und dann schwingt ja schon eine gewisse Erwartungshaltung und Atmosphäre mit.
Die Bienen dagegen werden sehr ausführlich beschrieben und Egidius scheint sie gänzlich zu verstehen. Ganz im Gegensatz zu dem, was die Menschen machen. Den Krieg muss man fast aus der Handlung herausfiltern. Er schlägt immer wieder brutal in die Geschichte ein, ist aber auch genauso schnell wieder verschwunden. Die Bienen dagegen haben eine gewisse Ordnung, sind aber auch nicht friedlich.
Anders als andere, habe ich die Berichte über die Bienen aber keinesfalls als eine Meinungsäußerung von Egidius verstanden, sondern als pure Sachberichte, die einfach die Menschen der Natur gegenüberstellen.
Interessant waren auch die Bilder von Flugzeugen innerhalb der Geschichte. Sie verdeutlichten nochmal, dass der Protagonist wirklich schon lange in dieser Welt lebt und soll vielleicht auch einen Zusammenhang zu den Bienen schaffen, die ebenso bedrohlich über die Menschen hinwegsurren können, wie Flugzeuge es tun. Die Bilder der Flugzeuge ähneln nämlich im weiteren Verlauf der Geschichte immer mehr den Bienen. Dies passt dann wiederum auch zum Handlungsverlauf. Zum Ende hin wird die Story immer drängender, schneller, die Tagebuchabstände sind länger, Egidius bringt den Leser immer mehr dazu, ihn zu hinterfragen.
Dieser schnellere Abschnitt war teilweise natürlich etwas verwirrend, hat die Geschichte für mich zum Ende hin aber auch noch mal wieder gerettet, weil es dann zwischendurch doch etwas langweilig wurde. Einfach, weil über einige Passagen hinweg relativ wenig passiert und die Bienen für den Leser eben auch nicht so interessant sind.
Fazit:
Ein Buch, das sicherlich viel Potential zu Diskussionen liefert. Ich würde es aber an eurer Stelle einfach offen angehen und euch überraschen lassen. Ich bin völlig ohne Erwartungen an das Buch herangegangen und konnte es am Ende dennoch für mich verstehen. Zu viele Vorkenntnisse führen, glaube ich, einfach dazu, dass man zu viel hineininterpretiert.
Die Geschichte fand ich ganz interessant und auch gut umgesetzt. Natürlich ist es nicht für jeden etwas, aber es hat erzählt, was es erzählen wollte. Einzig negativ bemerken kann ich, dass es teilweise ein paar Längen hatte und ich auch nicht alles so interessant fand.
4 von 5 Sterne von mir.