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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 18.03.2024
  • ISBN: 9783446279483
Percival Everett

James

Roman
Nikolaus Stingl (Übersetzer)

"Huckleberry Finn" wird zum Roman der Freiheit – in "James" erfindet Percival Everett den Klassiker der amerikanischen Literatur neu. National Book Award 2024

Jim spielt den Dummen. Es wäre zu gefährlich, wenn die Weißen wüssten, wie intelligent und gebildet er ist. Als man ihn nach New Orleans verkaufen will, flieht er mit Huck gen Norden in die Freiheit. Auf dem Mississippi jagt ein Abenteuer das nächste: Stürme, Überschwemmungen, Begegnungen mit Betrügern und Blackface-Sängern. Immer wieder muss Jim mit seiner schwarzen Identität jonglieren, um sich und seinen jugendlichen Freund zu retten. Percival Everetts „James“ ist einer der maßgeblichen Romane unserer Zeit, eine unerhörte Provokation, die an die Grundfesten des amerikanischen Mythos rührt. Ein auf den Kopf gestellter Klassiker, der uns aufrüttelt und fragt: Wie lesen wir heute? Fesselnd, komisch, subversiv.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.03.2024

Das hässliche Antlitz der Sklaverei

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Der Sklave Jim lebt mit seiner Frau Sadie und Tochter Lizzie in Hannibal. Er versucht, nicht aufzufallen. Dazu stellt er sich dumm und benutzt einen besonderen, unter Sklaven gebräuchlichen Slang. Heimlich ...

Der Sklave Jim lebt mit seiner Frau Sadie und Tochter Lizzie in Hannibal. Er versucht, nicht aufzufallen. Dazu stellt er sich dumm und benutzt einen besonderen, unter Sklaven gebräuchlichen Slang. Heimlich liest er Kierkegaard. Er kann schreiben und macht sich seine Gedanken über die Welt. Als er erfährt, dass er verkauft werden soll, flieht er. Huckleberry Finn hat seinen Tod vorgetäuscht, um sich vor seinem gewalttätigen Vater zu schützen. Man hält Jim für den Mörder. Gemeinsam beginnen die beiden ihre abenteuerliche Flucht auf dem Mississippi, die bereits von Mark Twain unterhaltsam erzählt wurde. Nur kommt dieses Mal Jim zu Wort und gibt uns durch seine Erlebnisse eine vage Vorstellung davon, was Sklaverei, was Rassismus für die Betroffenen bedeutet.

Schon auf den ersten Seiten straft Jim die gängigen Vorstellungen von Sklaven Lügen. Er ist intelligent, hat einen guten Wissenstand und spricht ein gepflegtes Englisch. Damit ist er seinen weißen Eigentümern haushoch überlegen. Ein Lichtblick auf der Flucht, ist für mich die wachsende Freundschaft zwischen Huck und Jim. Huck betrachtet Jim als seinen Freund und versucht ihn vor Fremden so gut es geht zu schützen. Da er ein Kind ist mit wenig Erfolg. Jim hingegen fühlt sich für Huck verantwortlich. Die Gefahren, die den beiden drohen, gehen fast ausschließlich von Weißen aus, die Jim als Ware betrachten, mit der sich Geld machen lässt. Jim wird geschlagen, fast erschossen und muss erleben, wie Schwarze, die ihm helfen, dafür auf furchtbare Weise bestraft werden.

Ist Jim zu Beginn darauf bedacht, unsichtbar zu sein und möglichst weit von seinem Heimatort Hannibal wegzukommen, ändert sich seine Haltung hin zu aktivem Widerstand. Der gewaltsame Tod eines Aufsehers ist ein Akt der Befreiung in jeder Hinsicht. Ich habe diese Tat begrüßt, denn sie war für mich kein Akt der Selbstjustiz, sondern berechtigter Widerstand gegen ein unmenschliches System.

Das Buch hat mich tief berührt. Die emotionslose Sprache , die sachliche Schilderung der Ereignisse stand im ständigen Gegensatz zu den berichteten Grausamkeiten. Das machte für mich die Lektüre noch eindringlicher. In meinen Augen ein lesenswertes Buch , aber keine leichte Kost, denn es zeigt die tatsächliche Situation der damaligen Sklaven ohne romantische Verklärung. Dabei gibt es auch heitere Momente, mit denen man nicht rechnet und die die Stimmung zeitweise aufhellen.

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Veröffentlicht am 29.03.2024

Jetzt bekommt Jim eine Stimme

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Puh, der Einstieg fiel mir nicht leicht. Ich stolperte beim Lesen über James (Jims) Sprache. Am Ende des Buches gibt es eine Anmerkung des Übersetzers zum Slang. Ich habe mir manches Mal beim Lesen gedacht, ...

Puh, der Einstieg fiel mir nicht leicht. Ich stolperte beim Lesen über James (Jims) Sprache. Am Ende des Buches gibt es eine Anmerkung des Übersetzers zum Slang. Ich habe mir manches Mal beim Lesen gedacht, dass es vielleicht sinnvoller gewesen wäre, das Buch im Original zu lesen. Aber mit jeder weiteren Seite flog ich leichter über die spezielle wörtliche Rede. Sicher auch weil Jim all meine Sympathien hatte.

Jim an den ich mich dunkel aus Huckleberry Finn erinnerte. Es ist Jahrzehnte her, dass ich das Buch gelesen bzw. den Film gesehen habe. Es ist nicht viel hängen geblieben aber das Floss auf dem Mississippi das war präsent. Umso mehr faszinierte mich der Perspektivwechsel, den Percival Everett hier geschaffen hat. Die Geschichte Mark Twains aus Jims Augen und mit Jims Gedanken.

Keine Frage, teilweise ist es schwer zu ertragen, was Jim erleben und was er sehen muss. Es ist die Zeit der Sklavenhaltung in den Südstaaten und mehr als einmal muss ich pausieren und durchatmen. Was tun Menschen Menschen an? Und doch strahlt Jim eine unbesiegbare Positivität aus, die Mut macht, die mich sagen lässt: Lauf Jim, mach weiter. Beeindruckend sind auch die Träume in denen Jim philosophische Gespräche mit John Locke und anderen Größen der damaligen Zeit führt.

Beim Lesen war ich hautnah am und auf dem Mississippi dabei. Es sind starke Bilder die dort entstehen. Es würde mich nicht wundern, wenn eine Verfilmung folgt.

Ein tolles Buch aber nun muss ich wohl das Original noch einmal lesen.

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Veröffentlicht am 21.03.2024

Klassiker neu interpretiert

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Percival Everett hat eine neue Version des 1884 veröffentlichten Romans "Die Abenteuer von Huckleberry Finn" von Mark Twain geschrieben.

Die Geschichte beginnt in Hannibal, Missouri, wo Mark Twain angeblich ...

Percival Everett hat eine neue Version des 1884 veröffentlichten Romans "Die Abenteuer von Huckleberry Finn" von Mark Twain geschrieben.

Die Geschichte beginnt in Hannibal, Missouri, wo Mark Twain angeblich in einer Höhle Inspiration für seinen Roman fand. In Everetts Neuinterpretation ist der Sklave Jim, vorerst im Besitz von Mrs. Watson, die Hauptfigur und führt durch den Roman.

Jim gibt Sprachunterricht in seiner Hütte, wie man mit Weißen spricht, während er eigentlich gebildet und sprachlich begabt ist. Dieses Geheimnis gibt ihm einen Vorteil, den er geschickt nutzt, um sich durch die Geschichte zu manövrieren.

Everett webt geschickt berühmte, gebildete Personen in seinen Roman ein, darunter Philosophen und Denker, und bietet einen interessanten Einblick in die amerikanische Geschichte und den Rassismus der damaligen Zeit.

Mit seinem gewagten Unterfangen, einen Klassiker neu zu interpretieren, gelingt es Everett, einen spannenden und informativen Roman zu schaffen, der die heutige Sicht auf die amerikanische Geschichte, insbesondere deren Rassismus und Sklaverei, neu beleuchtet.

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Veröffentlicht am 18.03.2024

Aufrüttelnd

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Ein Buch, das mich gefesselt hat. Vor allem zwei Figuren, die uns von Mark Twain her bekannt sind, spielen hier die Hauptrollen. Das ist einmal Huckleberry Finn, hier nur Huck genannt. Die zweite Figur ...

Ein Buch, das mich gefesselt hat. Vor allem zwei Figuren, die uns von Mark Twain her bekannt sind, spielen hier die Hauptrollen. Das ist einmal Huckleberry Finn, hier nur Huck genannt. Die zweite Figur ist Jim bzw. James, der bei Twain nur eine Nebenrolle spielte. Hier ist Jim die Hauptperson. Jim ist Sklave und soll verkauft werden. Er flieht zusammen mit Huck. Spannende, beinahe unglaubliche Erlebnisse folgen. Immer wieder wird die grausame Wirklichkeit des Sklaventums drastisch beschrieben. Es sind Abenteuer, die die Protagonisten erleben, aber lebensgefährliche Abenteuer, wobei die Hauptgefahr von Weißen droht, die die Schwarzen nur als Vieh ansehen.

Dabei ist es brandgefährlich, wenn ein Sklave wie Jim lesen und schreiben kann und sich nicht nur in der sogenannten Sklavensprache sondern in der Sprache der Weißen ausdrücken kann. Da kann man dem Übersetzer nur ein großes Kompliment machen, da er es geschafft hat, diese spezielle Sklavensprache im Deutschen nachzubilden.

Percival Everetts Roman hat, obwohl er in längst vergangenen Zeiten spielt, eine erschreckende Aktualität. Liest und hört man doch immer wieder, wie einige Menschen andere Menschen als minderwertig betrachten, z. B. wegen ihrer Hautfarbe.

Es ist ein Zwei-Tages-Roman. Das ist bei mir ein Qualitätskennzeichen. Denn ich konnte es nur schwer aus der Hand legen und hatte es nach zwei Tagen durchgelesen. Absolute Lese Empfehlung.

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Veröffentlicht am 15.03.2024

Highlight 2024

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Zum Inhalt:
Als der Sklave Jim erfährt, dass er verkauft werden soll, verlässt er Frau und Tochter und läuft davon. Während er noch auf der Flucht ist, trifft er auf den kleinen Huck, der ebenfalls von ...

Zum Inhalt:
Als der Sklave Jim erfährt, dass er verkauft werden soll, verlässt er Frau und Tochter und läuft davon. Während er noch auf der Flucht ist, trifft er auf den kleinen Huck, der ebenfalls von zu Hause weggelaufen ist. Huck hat seinen Tod vorgetäuscht, um ein für allemal seinem gewalttätigen Vater zu entkommen. Jim befürchtet, dass ihm als Sklave der Tod des Jungen angehaftet wird, und nimmt ihn mit auf eine abenteuerliche Reise, bei der sie sich gemeinsam vielen Gefahren stellen müssen. Doch Jim hat nur ein Ziel vor Augen: Seine Frau und seine Tochter aus den Fängen der Sklaverei zu befreien. Wird er sie je wiedersehen?

Meine Leseerfahrung:
Percival Everett war mir bisher kein Begriff, was ich zutiefst bedaure. Auf "James" bin ich nur zufällig aufmerksam geworden und habe überraschenderweise nach langer Zeit wieder ein Meisterwerk lesen dürfen. Es ist nicht einfach für Autoren, berühmte Klassiker neu zu interpretieren, insbesondere wenn die Fussstapfen, die gefüllt werden sollen, so groß sind. Mark Twains "Huckleberry Finn" ist ein Meilenstein in der amerikanischen Literatur und wurde bereits mehrfach verfilmt. Eine Neuinterpretation aus der Sicht des Sklaven Jim war für mich allerdings neu. 

Jim ist ein intelligenter, gebildeter Sklave, der Lesen und Schreiben kann. Wie alle anderen Sklaven  gibt er jedoch vor, dumm und einfältig zu sein, um nicht die Aufmerksamkeit der Weißen auf sich zu lenken. So nutzen alle Sklaven in Anwesenheit von Weißen eine Art Sklaven-Dialekt, der von ihnen tatsächlich auch so von Seiten der Weißen erwartet wird. Diese Sprechweise dürfte in der Originalsprache sicher sehr authentisch klingen. Die Übersetzung ins Deutsche ist mE aber auch richtig gut gelungen. Zu Beginn des Buches empfand ich die Passagen, in denen es zum Wechsel der Sprache unter den Sklaven kam durchaus noch komisch. Aber bereits ab den Kapiteln über die Flucht Jims merkt man, wie ernst die Situation eigentlich für Schwarze zu dieser Zeit ist. Als entflohener und unter Mordverdacht stehender Sklave läuft Jim ständig Gefahr, erkannt und gefasst zu werden, wo er auch hinkommt und mit wem er es auch zu tun hat. Was ihm dann blühen würde, möchte man sich gar nicht ausmalen. Everett gibt allerdings sehr anschauliche Einblicke in das Sklavenleben, so dass man mit der Hauptfigur mitfiebert und -leidet. So baut sich eine konstante Spannung auf, die das Buch zum Pageturner macht.

"James" hat mich sehr bewegt und ich schätze, ich mag diese neue Version sogar ein wenig mehr. Percival Everett ist absolut überzeugend und hat ein überragendes Talent, Komik und Leichtigkeit in eine schwer verdauliche dramatische Geschichte einzuarbeiten. Für mich bereits mein Lesehighlight dieses Jahr!

Fazit:
Mit "James" gibt Percival Everett dem Sklaven Jim aus dem Klassiker ´Huckleberry Finn´ eine eigene starke Stimme und schafft damit ein ganz neues Meisterwerk, was dem Original in keiner Weise nachsteht. Aufrüttelnd, provokativ und absolut lesenswert!

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