Schöne Liebesgeschichte in ausbaufähiger magischer Welt
Bei diesem Buch hat mich sofort das Cover und die Geschichte „aus Feinden werden Liebende“ angesprochen. Der Start in die Welt von Liora, der Protagonistin ist gekennzeichnet von Armut, Schmutz, Elend ...
Bei diesem Buch hat mich sofort das Cover und die Geschichte „aus Feinden werden Liebende“ angesprochen. Der Start in die Welt von Liora, der Protagonistin ist gekennzeichnet von Armut, Schmutz, Elend und Grausamkeit. Die Welt um Liora ist sehr gut beschrieben, ihre Verzweiflung ist spürbar. Der kranke Bruder, ihr dauernder Hunger und ihr Verantwortungsgefühl hat die Autorin sehr gut herausgearbeitet.
Genau wie für Liora gab es auch für mich als Leserin dann den absoluten Bruch in der Handlung, als Liora fast direkt vom Elend in die Burg des „Zauberers“ wechselte. Die grausame und verarmte bisherige Welt von Liora ist weg für sie und auch für den Leser. Hier wartet eine ganz andere Welt, kein Hunger, keine Armut, dafür Einsamkeit und unbekannte Wesen.
Achtung Spoiler:
Sehr gut finde ich, dass die Autorin sich in der Welt der magischen Tiere Osteuropas bedient hat. Selbst ich, die mit slawischen und russischen Märchen aufgewachsen bin, habe viel neues entdeckt. Dadurch das es sich eher nicht um die geläufigen magischen Wesen handelt, fehlte mir etwas die Beschreibung. Das war aber ein allgemeines Problem des Romans für mich. Während ich mir die elende Welt von Liora noch sehr gut vorstellen konnte, fiel es mir im Laufe des Romans immer schwerer. Gerade als es dann um die Welt in Silvandor ging, hörte es mit meiner Vorstellungskraft auf.
Für mich wurde es immer schwerer nachvollziehbar, warum eine Person für eine ganze Welt verantwortlich ist. Wie große ist diese Welt, warum gibt es sie. Die Leibesgeschichte dagegen fand ich sehr schön beschrieben und hat auch dazu geführt, dass ich das Buch sehr schnell durchlesen wollte.
Insgesamt ist es eine schöne Geschichte, die mich gut unterhalten hat. Obwohl ich kein Fan von Mehrteilern bin, da die Geschichten oft in die Länge gezogen werden, wäre es hier, meiner Meinung nach, angebracht gewesen. Die Liebesbeziehung hätte sich weiter entwickeln können und auch die Welt Silvandor hätte man näher erläutern können. Ich konnte so wenig Bezug dazu entwickeln. Auch zu Liora und ihrer Familie hätte ich gerne mehr erfahren. Im ersten Abschnitt sind sie mir richtig ans Herz gewachsen und dann wurde nicht wirklich mehr von ihnen berichtet, schade.
Für mich eine weiterer großer Kritikpunkt ist für mich die Triggerwarnung zu Beginn des Romans. Ich finde die ja schon merkwürdig und völlig unnötig, vor meinen TrueCrime Podcasts. Wenn ich sowas höre, gehe ich davon aus, dass es um Verbrechen geht, die nicht schön sind. Jetzt werde ich auch noch vor Fantasyromanen "gewarnt". Diese Warnungen sind ja so weit gefasst, dass sie in meinen Augen sinnlos sind. Wenn jemand gerade einen Verlust erlitten hat, dann wird er sicherlich nicht von jedem Verlust, den er liest, hört oder sieht, getriggert. Dann könnte man ja gar nicht mehr rausgehen. Aber am besten gefällt mir die Warnung, dass es um einen Unfall geht, also bitte, wie weit gefasst ist das denn bitte. Ein "Unfall" könnte ja alles Mögliche bedeuten, um herabstürzenden Marmeladenglas bis zum Flugzeugabsturz. Meiner Meinung nach sollte man den Menschen etwas mehr zutrauen und wenn man sich mal wirklich mit dem Begriff des Triggers auseinandergesetzt hat, dann weiß man auch, dass Trauma (damit meine ich nicht, dass man sich kurz unwohl fühlt) seltenst durch Lesen von Romanen ausgelöst werden, denn die Trigger sind sehr individuell und oft nicht mal der Person bekannt. Außerdem werden durch solche Triggerwarnungen Ängste eher ausgelöst. Also statt sinnloser Begriffe wie „Unfall“ als Triggerwarnung dazuzuschreiben, sollte lieber im Inhalt klar und deutlich geschrieben werden, dass der Roman kein Ponyhofroman ist, sondern auch die schlechten Seiten der Menschheit zeigt.