Glitch in der Matrix
Thematisch ein total spannendes Buch, auch dem man auch ein grandioses Gedankenexperiment machen kann. Irgendwo zwischen Sci-Fi und Dystopie bewegt sich diese Geschichte, die eigentlich noch viel mehr ...
Thematisch ein total spannendes Buch, auch dem man auch ein grandioses Gedankenexperiment machen kann. Irgendwo zwischen Sci-Fi und Dystopie bewegt sich diese Geschichte, die eigentlich noch viel mehr hätte sein können, als sie letztendlich ist.
Zum Inhalt: am 26. August verschwinden um kurz nach 19 Uhr alle Männer auf mysteriöse Weise. Auch Jane, die mit ihrem Mann und ihrem Sohn campen ist, findet sich am nächsten Morgen einsam und verlassen wieder. Während sich alle Systeme neu ordnen müssen, tauchen plötzlich mysteriöse Videos auf, in denen einige die Verschwundenen zu erkennen glauben.
Ich hatte tatsächlich eher eine Dystopie erwartet, besonders nach den spektakulären Beispielen in welchen Situationen das Verschwinden der Männer Konsequenzen hatte. Ich war total gespannt darauf, welche Gesellschaftsstrukturen sich bilden würden, wie eine Welt nur mit Frauen wohl aussehen könnte und ob es wohl einen Moment gäbe, zu dem die Existenz von Männern plötzlich wieder möglich ist. Meine Erwartung war, dass hier Feminismus und Empowerment im Mittelpunkt stehen würden, während sich gleichzeitig eine Art Endzeitstimmung breit macht. Aber gefühlt war dieses Buch all das genau eben nicht.
Das Buch beginnt ziemlich stark und ohne große Umschweife mit dem Verschwinden aller Personen mit Y-Chromosom. Aus Verschiedenen Perspektiven werden Beziehungen zu Männern aufgearbeitet und es wird gezeigt, wie sich nach dem Verschwinden der Männer neue Strukturen etablieren. Allerdings wird hier sehr viel nur angerissen und nichts so wirklich vertieft, was für mich eigentlich spannend gewesen wäre.
Im letzten Drittel nahm die Geschichte dann gefühlt nochmal eine völlig andere Richtung. Plötzlich steht Evangelyne eigenes Schicksal, die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit und des Rassismus den sie erfahren musste, im Fokus. Das sind ebenfalls wichtige Themen, aber irgendwie hat sich das Buch damit für thematisch selbst überholt bzw. den Fokus verloren.
Die Handlung wird durch Beschreibungen eines TV Formats „The Men“ , über das innerhalb der Geschichte dann auch noch pseudowissenschaftliche Abhandlungen existieren, unterbrochen, welches scheinbar die verschwunden Männer zeigt. Mich haben diese Einschübe irgendwie im Lesefluss gestört und ich habe nicht verstanden was der Leser daraus mitnehmen sollte. Ich hatte selbst zum Abschluss des Buches noch viele offene Fragen und bin ein bisschen mit dem Gefühl zurückgeblieben, die eigentliche Botschaft des Buches nicht verstanden zu haben.