„Tut mir wirklich leid für dich, dass du dachtest, ich würde jemanden wie dich küssen wollen.“
(Colin zu Olive in Dunbridge Academy 3)
Worum geht’s?
Eine einzige Nacht genügt, und Olive Hendersons Leben liegt in Scherben. Nach einem verheerenden Brand im Internat zwingen ihre schweren Verletzungen sie, das Schuljahr zu wiederholen - ganz ohne ihre Freund:innen, die gemeinsam in die Abschlussklasse starten. Ebenfalls neu in ihrer Stufe und fest entschlossen, alles an der DUNBRIDGE ACADEMY zu hassen: Colin Fantino. Der New Yorker wäre überall lieber als in seinem schottischen Exil. Doch Olive blickt hinter seine Fassade und fühlt sich mit jedem Riss in Colins harter Schale mehr zu ihm hingezogen. Bis sie den wahren Grund für seinen Schulwechsel erfährt ...
Dunbridge Academy – Anytime ist Band 3 der Dunbridge Academy-Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen und benötigt kein Vorwissen, auch wenn es hilfreich wäre. Die Charaktere der Vorbände kommen jedoch vor, sodass Spoiler entstehen.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Die Geschichte wird durch Colin und Olive in der Ich-Perspektive. Die Geschichte verläuft linear. Der Schreibstil ist locker, angenehm lesbar und kann einen mitreißen. Das Buch beinhaltet potenziell triggernde Inhalte insbesondere auch dem Bereich selbstverletztendes Verhalten sowie Intimszenen.
Meine Meinung
Alle guten Dinge sind drei. Das war meine Hoffnung, als ich zu Band 3 der Dunbridge Academy Reihe griff. Ich fand Band 1 leider wahnsinnig ernüchternd, Band 2 war allenfalls solide und trotzdem wollte ich es mit Band 3 versuchen, insbesondere auch wegen der Ausrichtung Enemies to Lovers. Bei den Vorbänden waren die Jungs eher soft und lieb, mit Colin wird nun auch mal ein Badboy präsentiert. Hinzu kommt eine dramatische Hintergrundgeschichte, entsprechend war meine Hoffnung hoch, dass es dieses Mal was wird. Und ich kann sagen: Ja, aber…
Nach zwei Bänden habe ich mich natürlich dran gewöhnt, dass die Charaktere irgendwo zwischen Young Adult und New Adult angesiedelt sind, wenngleich ich in diesem Buch das Gefühl hatte, Colin und Olive sind reifer und erwachsener als ihre Freunde. Der Einstieg in das Buch gelang mir gut, tatsächlich habe ich die erste Hälfte fast in einem Rutsch gelesen, erst im Anschluss kam eine leichte Durststrecke. Die Geschichte setzt unmittelbar mit Olives Rückkehr an die Dunbridge Academy an, die im Vorband bei einem Brand schwer verletzt wurde. Auch Colins Weg führt hierhin, allerdings zwangsweise und als Schutz, da er glaubt, ein tödliches Feuer in New York verursacht zu haben.
Colin und Olive könnten unterschiedlicher kaum sein. Sie ist lieb, motiviert und freut sich, wieder an der Schule und bei ihren Freunden zu sein. Ihre Heilung kann ihr nicht schlecht genug gehen, sie leidet aber immer noch unter Alpträumen und den Änderungen, die ihre Verletzungen nun für sie bedeuten. Manchmal fiel es mir schwer, mit Olive mitzuführen. Ihr Schmerz und ihre Verzweiflung ist greifbar und gut umgesetzt, aber manchmal schießt sie über das Ziel hinaus und ihre sture Haltung macht einem nicht immer leicht. Colin hingegen ist, wie man ihn erwartet: Lustlos, frech und verletzend. So zeigt er sich zumindest, denn tief in ihm ist er verzweifelt, verletzt sich selbst und ist irgendwie ein wenig „lost“. Seine Familie kümmert sich kaum um ihn, nur seine kleine Schwester interessiert sich für ihn. Der Mutter ist der Ruf wichtiger als alles andere, Herzlichkeit ist ein Fremdwort. Colin kommt zur Dunbridge und will direkt wieder weg, aber das ist nicht so leicht, denn egal was er für Mist baut, er fliegt nicht raus. Er und Olive geraten immer wieder aneinander, aber da ist auch eine gewisse Anziehung. Die Wortgefechte sind teilweise witzig, teilweise fies und trotzdem können sie einen gut catchen.
Die Handlung des Buches ist prinzipiell überschaubar. Es geht viel um Entwicklung und das hat mir gut gefallen. Colin merkt zunehmend, wie schön wahre Freundschaft sein kann. Olive muss erkennen, dass sie sich zu viel zumutet. Es geht um Vertrauen, Vergeben und auch um das leidige Thema Geheimnisse, denn davon gibt’s hier viele. Thematisch bewegt sich die Autorin auch wieder im medizinischen Bereich mit Colin als Diabetiker, wo interessante Informationen eingebaut werden. Davon ab ist die Handlung vorhersehbar, erwartbar und der geneigte Leser wird wissen, welche Probleme auftreten, wer Schuld ist und woran es scheitern wird. Das ist ein Stück weit aber in Ordnung, weil es passt und nicht so gezwungen wirkt. In der zweiten Hälfte des Buches verrennt sich das Buch etwas zu sehr in Gemütlichkeit und heile Welt, was die Autorin erwartbar mit der Enthüllung um Colins Vergangenheit zerstört, um es dann hochgradig perfekt zu kitten. Ja, ich wusste, dass es am Ende so kommen wird, passt schon, haut einen jetzt aber auch nicht vom Hocker. Dafür ist vor allem Colins innerer Konflikt in meinen Augen grandios gelungen und vielseitig dargestellt.
Die Liebesgeschichte überzeugt mich bedingt. Nett, nichts super besonderes. Colin gefällt mir insgesamt besser als Olive, er ist einfühlsamer und aufmerksamer, während sie drängender und ein wenig wie eine Dampfwalze ist. Ich habe es selten, dass der Badboy mich mehr begeistert als das Good Girl, aber wie gesagt, Olive hat mit teilweise schon etwas genervt. Die Liebesgeschichte entwickelt sich solide, wann genau der Funke von Enemies auf Lovers springt, vermochte ich aber nicht so ganz zu sagen. Das Buch enthält leichten sexuellen Content. Die anderen Charaktere sind für die Rahmenhandlung nett, es gibt ein wenig Internatsleben, aber insgesamt doch weniger als in den Vorbänden. Positiv auf das Buch wirkt sich aus, dass alle einfach deutlich erwachsener, gefasster und nachdenklicher daherkommen. Die Klassifizierung als Dark Academia finde ich immer noch nicht nachvollziehbar, aber insgesamt kann mich Band 3 mit Abstand am meisten überzeugen und hat mich für wenige Stunden gut unterhalten, wird aber leider auch nicht übermäßig in Erinnerung bleiben.
Mein Fazit
Dunbridge Academy – Anytime ist ein guter Abschluss der Reihe, der mich von allen Teilen auch am meisten überzeugen konnte. Ich mochte vor allem Colin in diesem Buch sehr, die Liebesgeschichte ist gut gelungen. Das Buch überzeugt als angenehmes Buch für zwischendurch, was auch mitreißen kann, es ist aber auch kein unvergessliches Highlight.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]