Cover-Bild Das andere Tal
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 464
  • Ersterscheinung: 20.03.2024
  • ISBN: 9783257072822
Scott Alexander Howard

Das andere Tal

Anke Caroline Burger (Übersetzer)

Dieses Tal ist ein besonderer Ort. Geht man nach Osten oder Westen, stößt man auf die gleichen Häuser, Hügel, Straßen – doch alles ist zwanzig Jahre zeitversetzt. Nur in Trauerfällen dürfen die Grenzen passiert werden. Als die junge Odile in Besuchern aus der Zukunft die Eltern ihres Freundes Edme erkennt, weiß sie, dass er bald sterben wird. Was wäre, wenn Odile das ihr auferlegte Schweigen bricht? Ein bewegendes und außergewöhnliches Debüt über Freiheit und die Macht des Schicksals.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.07.2024

Schicksale anderer Personen beeinflussen unsere eigene Welt

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Wir erleben Odile in dem Buch als Teenager und als End-Dreißiger. Während dieser Zeit ist Odile eine Außenseiterin und begegnet ihrer erste Liebe Edme. Edme findet unglücklich den Tod und Odile weiß das ...

Wir erleben Odile in dem Buch als Teenager und als End-Dreißiger. Während dieser Zeit ist Odile eine Außenseiterin und begegnet ihrer erste Liebe Edme. Edme findet unglücklich den Tod und Odile weiß das vor seinen Tod und verpasst ihn zu warnen. Dieser Tod von Edme führt dazu, dass Odile eine verheißungsvolle Ausbildung abbricht und als Grenzsoldat an die Zeitgrenzen geht. Die Welt besteht aus drei Zeit-Welten, die von Soldaten geschützt werden müssen. Ohne den Schutz wäre zu befürchten, dass in die Vergangenheit eingegriffen werden würde und dadurch Leben wenig stabil verlaufen würde. Menschen, die ein Trauma erleiden, dürfen nach Genehmigung aus den beiden betroffenen Zeitzonen in Begleitung von einem Grenzsoldaten reisen. Bei einer dieser Begleitungen begegnet Odile ihrem zukünftigen Ich. Damit beginnt sie ihre Zukunft verändern zu wollen. Nachdem sie einen alten Schulkameraden bei einem Heimaturlaub wieder sieht, fängt sie an, die Vergangenheit, die sie vorher verdrängt hatte, infrage zu stellen. Die Idee von ihrem ehemaligen Schulfreund greift sie auf, nachdem sie erkennen muss, dass sie als einzige Grenzsoldatin unter den Männern nicht wirklich geschützt ist und kaum eine Chance hat, glücklich und in Ruhe zu leben. Odile gelingt etwas, was eigentlich nicht sein darf und erlebt, dass die Prophezeiungen beim Eingreifen in die Vergangenheit lediglich der Abschreckung dienen sollen.
Die Geschichte in dem Buch hat mich nicht mehr losgelassen. Gern hätte ich noch erfahren, wie es nun anders weiter gehen wird. Das Konstrukt der drei Parallelwelten hat einige Ungereimtheiten, über die man hinwegsehen muss. Zum Beispiel in jedem Land leben die gleichen Menschen nur einmal im zwanzigjährigen Unterschied. In einem solchen Konstrukt müsste es unzählige Täler geben, jeweils auf eine Person und pro Sekunden des Lebens ausgerichtet. Auch die Frage, ob man dann Täler weiterziehen müsste, ist nicht logisch. Lässt man sich auf diese Ungereimtheiten ein, geht die Geschichte der philosophischen Frage nach, was passieren könnte, wenn wir vorher absehen könnten, wie eine Handlung sich auf unser Leben auswirken würde, und ob diese Sicht in die Zukunft genug Motivation geben würde in die Vergangenheit einzugreifen. Ebenso geht es der Frage nach, ob ein „Nicht-Handeln“ mehr Konsequenzen nach sich ziehen kann als ein Handeln an sich.
Das Buch bringt einem zu den hypothetischen Fragen: Was würde ich in meinem Leben ändern, wenn ich zwanzig Jahre zurückgehen könnte? Wie sähe dann mein Leben aus? Macht es wirklich Sinn darüber nachzudenken, da wir alle im Leben jeweils so handeln, wie es uns in dem Moment als Bestes erscheint?
Das Buch ist wirklich lesenswert, wenn man sich auf eine leichtere Art dieser Fragen stellen möchte, um angeregt zu werden, selber über sich nachzudenken.

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Veröffentlicht am 17.06.2024

Spannend und mitreißend

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Die junge Odile wohnt in einem ganz besonderen Tal. Dieses Tal gibt es nämlich gleich mehrmals parallel, aber immer 20 Jahre zeitversetzt. Die Täler sind durch eine scharf bewachte Grenze voneinander getrennt. ...

Die junge Odile wohnt in einem ganz besonderen Tal. Dieses Tal gibt es nämlich gleich mehrmals parallel, aber immer 20 Jahre zeitversetzt. Die Täler sind durch eine scharf bewachte Grenze voneinander getrennt. Nur um verstorbene Verwandte zu sehen, kann man sie besuchen.
Odile erkennt zufällig die Eltern ihres besten Freundes Edme als eine dieser Besucher und weiß nun, dass er bald sterben wird. Doch sagen darf sie nichts.
Der Autor hat hier eine ganz tolle Dystophie geschaffen, welche einen so schnell nicht mehr loslässt. Alle Charaktere durchleben mehrere Wendungen und erscheinen mal mehr, mal weniger sympathisch.
Man fragt sich, wie man selbst gehandelt hätte, wenn man sich den Konsequenzen gar nicht so sicher sein kann. Das System schein auf dem ersten Blick gar nicht so schlimm, doch umso weiter man in die Story eintaucht, umso grausamer mag es einen erscheinen.
Am Anfang wollte ich diese spannende Story ganz schnell lesen, aber das war nicht so einfach, da der Autor keinerlei Anführungszeichen für die wörtliche Rede setzt und er den Leser somit zwingt, mehr achtsam zu lesen. Erst fand ich das etwas störend, aber der Autor hat schon Recht, man sollte sich Zeit für das Buch nehmen. Der Spannung tut dies jedenfalls keinen Abbruch.
Am Ende werden auch nicht alle Fragen beantwortet und ich habe noch etwas länger über dieses Buch nachgedacht, als ich dies gewöhnlich tue.
Und genau deshalb, kann ich es nur weiterempfehlen.


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Veröffentlicht am 01.06.2024

Zeitreisen

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Die Welt hat Grenzen, denn jenseits des Tals gibt es nichts - der Zaun ist gut bewacht, die Flucht nahezu unmöglich. Es gibt keine anderen Kontinente oder Länder oder auch nur fremde Städte, die sich besuchen ...

Die Welt hat Grenzen, denn jenseits des Tals gibt es nichts - der Zaun ist gut bewacht, die Flucht nahezu unmöglich. Es gibt keine anderen Kontinente oder Länder oder auch nur fremde Städte, die sich besuchen ließen. Und doch stimmt das so nicht ganz, denn an den Rändern des Tals fällt man nicht ins Nichts, endet das Universum nicht einfach plötzlich, im Gegenteil: Es erstreckt sich bis ins Unendliche nach Osten und nach Westen. Würde man, könnte man, entlang dieser Achse reisen, dann käme man immer und immer wieder ins selbe Tal, dieselbe Stadt am See im Wald - nur jedes Mal 20 Jahre mehr in der Zukunft oder der Vergangenheit. Wie Perlen an einer endlos langen Kette reihen sich so die Täler aneinander, und in jedem leben dieselben Menschen (oder deren Urahnen oder Nachkommen).

Doch, wie gesagt: Der Zaun ist gut bewacht, und wer ihn überqueren will, muss einen Antrag stellen und hoffen, dass dieser bewilligt wird. Besuche in anderen Tälern sind in seltenen Fällen erlaubt, etwa, um Verstorbene noch einmal zu sehen. Doch sie sind immer eine Gefahr, und zwar für alle, denn was, wenn man etwa in der Vergangenheit erkannt wird oder absichtlich oder unabsichtlich den Lauf der Dinge ändert, sodass plötzlich Gegenwart und Zukunft ausgelöscht und durch neue Realitäten ersetzt werden?

Odile steht fast am Ende ihrer Schulzeit. Für sie entscheidet sich nun, welchen Lebensweg sie weiter gehen wird, und sie bewirbt sich mehr aus dem Ehrgeiz ihrer Mutter heraus denn aus eigenem Antrieb für eine Ausbildung beim Conseil. Und tatsächlich, Odile hat Glück und darf das strenge Auswahlverfahren antreten. Jede Woche werden Teilnehmer*innen ausgesiebt, während sie alle um eines kämpfen: bis zum Ende ausgebildet zu werden, um in alle Geheimnisse der Täler eingeweiht zu werden und fortan die Entscheidung darüber treffen zu dürfen, wessen Reiseanträge genehmigt werden.

Und Odile hat Talent, es läuft gut für sie. Dann jedoch kommt es zu einem Zwischenfall: Sie begegnet den Eltern ihres Schulfreundes Edme. Nicht etwa jenen der Gegenwart, sondern jenen der Zukunft. Und das kann nur eines bedeuten: Edme wird sterben.
"Das andere Tal" ist eine Mischung aus Jugendbuch und Dystopie, Coming of Age und Zeitreiseroman. Odile muss sich mit den klassischen Teenager-Problemen herumschlagen: Mobbing und Außenseitertum, sich langsam offenbarenden Gefühlen, der Frage nach dem, was die Zukunft bereithält. Das liest sich wunderbar, ist jedoch noch lange nicht alles. Denn nach und nach wird offensichtlich, dass diese so normal, ja beinahe idyllisch anmutende Welt so toll dann doch nicht ist: Grenzpatrouillen, Wachtürme und bewaffnete Gendarmen überall, wenn man nur genau genug hinschaut (was die meisten aber lieber nicht tun). Keine Gnade für jene, die kein Glück mit ihrer Ausbildungswahl hatten oder jene, die sich den Gesetzen entgegenstellen. Und zwischen alledem Odile, die weiß, dass die Grenzen zu Vergangenheit und Zukunft in greifbarer Nähe liegen; Odile, die weiß, dass der Junge, in den sie sich gerade verliebt, sterben wird.
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Howards Roman ist ein Gedankenexperiment, das die Frage danach stellt, was wäre, wenn ebendiese Grenzen zu Vergangenheit und Zukunft überwindbar wären. Dabei ist der Roman sehr nachdenklich und manchmal auch sehr verwirrend, und man muss beim Lesen sehr mitdenken, welche Ereignisse zeitlich wie durch andere bedingt sind und was kausal auseinander folgt oder eben nicht. Ob das tatsächlich an allen Stellen immer ganz logisch war, kann ich nicht mit abschließender Gewissheit sagen, aber eines war es auf jeden Fall: spannend. Und das nicht im Sinne dessen, dass sich auf jeder Seite die Ereignisse überschlagen, denn eigentlich ist der Roman die meiste Zeit über recht ruhig, etwa, wenn wir Odile dabei begleiten, wie sie im Wald sitzt und ihre Aussicht mit dem Messer auf einer Holzplatte verewigt. "Spannend" war für mich eher der nachdenkliche, philosophische, zum Mitdenken anregende Aspekt des Romans, und letztendlich ist es genau diese Mischung, die interessante Welt, das Sich-Selbst-Gedanken-Machen und das Ruhige, in Kombination mit der schönen Sprache, die mir an diesem Roman unglaublich viel Spaß gemacht hat.
Nach einem solchen Debütroman bleiben nur zwei Dinge zu sagen: 1. Leseempfehlung, und 2.: Ich bin sehr gespannt, was da noch so kommt!

Veröffentlicht am 28.05.2024

Jahreshighlight

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Wow dieser Schreibstyl und hinweise auf das was passieren wird ist mega. Man liest Stellen die Später wieder aufgegriffen werden und man merkt dann erst wie wichtig diese vorerst Randbemerkung war. Durch ...

Wow dieser Schreibstyl und hinweise auf das was passieren wird ist mega. Man liest Stellen die Später wieder aufgegriffen werden und man merkt dann erst wie wichtig diese vorerst Randbemerkung war. Durch die Reisen in den Tälern erfährt man so viel und man lernt auch so viel. Die Personen sind so liebevoll und man kann eigentlich nur alle mögen (ausgenommen paar Soldaten ;) ). Die Protagonistin möchte man am liebsten in den Arm nehmen. Sie muss in ihrem Leben so viel durch machen. Sie hat höhen und tiefe Tiefen in ihrem Leben und steckt so viel ein obwohl man die ganze Zeit weiß das mehr in ihr Steck. Man fiebert mir ihr mit und lernt mit ihr was das Leben in den Tälern wirklich bedeutet. Schon von Anfang an wird man von ihr "mitgenommen" und erlebt mit ihr die Geschichte.
Das Buch ist detailliert und beinhaltet viele "versteckte" Detaillies die sich erst später als wichtig herausstellen.
Durch den Styl des Buches kommt man richtig in einen Leserausch und kann nicht mehr aufhören, so bekommt man gar nicht mit wie lang dieses Buch doch ist.
Ich kann dieses Buch sehr empfehlen.

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Veröffentlicht am 27.05.2024

Würdet ihr Eure Vergangen ändern wollen?

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"Das andere Tal" von Scott A. Howard ist ein faszinierender und tiefgründiger Debütroman, der sowohl als spannender Zeitreise-Thriller als auch als philosophische Erzählung gesehen werden kann. Die Geschichte ...

"Das andere Tal" von Scott A. Howard ist ein faszinierender und tiefgründiger Debütroman, der sowohl als spannender Zeitreise-Thriller als auch als philosophische Erzählung gesehen werden kann. Die Geschichte spielt in einem abgeschlossenen Tal, dessen Bewohnerinnen durch Reisen in die angrenzenden Täler in die Vergangenheit oder Zukunft gelangen können.

Die Protagonistin des Romans ist die 16-jährige Odile, die sich auf Drängen ihrer Mutter um einen Platz im Conseil bewirbt, dem höchsten Entscheidungsgremium des Tals (welches zwischen zwei anderen eingebettet ist), das die streng regulierten Zeitreisen überwacht. Zunächst widerwillig, findet Odile nach und nach Gefallen an den Aufgaben und den moralischen Fragestellungen, die mit der Mitgliedschaft im Conseil verbunden sind. Durch ihre Entwicklung und die Herausforderungen, denen sie sich stellen muss, wird der Roman teilweise auch zu einer Coming-of-Age-Geschichte, die uns tief in Odiles inneres Leben und ihre psychologische Entwicklung eintauchen lässt. Denn irgendwann folgen wir der 36-jährigen jungen Frau. Odile lebt im mittleren Tal, der Gegenwart; im Westtal findet das Leben quasi vor 20 Jahren statt und im Osttal bewegt man sich 20 Jahre in die Zukunft. Niemand darf ohne Genehmigung die Grenzen des Tals überschreiten, egal in welche Richtung.

Odiles Geschichte ist geprägt von Freundschaft, Verschwiegenheit, Loyalität gegenüber dem größeren Wohl, Verrat und Schuld. Sie lernt, dass Wissen über die Zukunft oder Vergangenheit nicht nur ein Segen, sondern auch eine schwere Bürde sein kann. Diese Erkenntnis trifft sie besonders hart, als sie die Eltern eines Schulfreundes als Besucher aus der Zukunft erkennt. Und das bedeutet, dass ihrem Freund Edme bald etwas Schlimmes widerfahren wird. Wird sie dem System entgegen stellen oder treue Soldatin bleiben?

Howard gelingt es, eine melancholische und manchmal nostalgische Atmosphäre zu schaffen, die den Roman zu einer reflektierten Auseinandersetzung mit Zeit und dem Umgang zwischenmenschlicher Beziehungen macht. Zwischen den Zeilen steht die Frage, wie viel Macht hat jede
r Einzelne wirklich, um das eigene Schicksal zu verändern, und welche Rolle spielt moralische Integrität in einer Gesellschaft, die von Regeln und Kontrolle geprägt ist.

Die Struktur der Täler als Metapher für die verschiedenen Phasen des Lebens und die damit verbundenen Entscheidungen und Konsequenzen finde ich brillant. Durch die strikte Reglementierung der Zeitreisen wird die Dramatik der persönlichen Entscheidungen und ihre Auswirkungen auf das Leben der jeweiligen Person nochmals deutlich inszeniert.

Ein außergewöhnliches Buch, das durch seine originelle Idee, die tiefgründige Charakterzeichnung und die philosophischen Themen besticht. Gerne eine Leseempfehlung für dieses tolle Debüt.

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