Cover-Bild Der Sprung
(68)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 28.08.2019
  • ISBN: 9783257070743
Simone Lappert

Der Sprung

Eine junge Frau steht auf einem Dach und weigert sich herunterzukommen. Was geht in ihr vor? Will sie springen? Die Polizei riegelt das Gebäude ab, Schaulustige johlen, zücken ihre Handys. Der Freund der Frau, ihre Schwester, ein Polizist und sieben andere Menschen, die nah oder entfernt mit ihr zu tun haben, geraten aus dem Tritt. Sie fallen aus den Routinen ihres Alltags, verlieren den Halt – oder stürzen sich in eine nicht mehr für möglich gehaltene Freiheit.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2019

empathische Wärme

0

Manu hat Biologie studiert, sie weiß alles über Pflanzen und was sie benötigen. Sie regt sich über unseren Umgang mit ihnen auf und pflanzt illegal manches um. Sie führt ein unstetes und ein wenig verrücktes ...

Manu hat Biologie studiert, sie weiß alles über Pflanzen und was sie benötigen. Sie regt sich über unseren Umgang mit ihnen auf und pflanzt illegal manches um. Sie führt ein unstetes und ein wenig verrücktes Leben und nun steht sie auf dem Dach eines Hauses. Eine Menschenmasse unter ihr, viele Polizisten und Feuerwehrleute warten darauf, ob sie springen wird. Im Prolog erfahren wir bereits, dass sie springt. Doch warum? Einen Tag vorher war die Welt noch eine andere, nicht nur für sie, auch für die Menschen um sie herum. Felix, der Polizist, hat gerade eine psychologische Zusatzausbildung erhalten um Selbstmörder von ihrem Tun abzuhalten, doch er selbst hat Probleme. Er wird bald Vater und ist mit der Situation völlig überfordert. Theres und Walter führen ein kleines Lebensmittelgeschäft das überschuldet ist. Erst durch den Medienrummel läuft der Laden wieder, doch wie lange? Egon Moosbach war einst ein erfolgreicher Hutmacher, doch wer kauft heute noch Hüte. Er musste sein Geschäft aufgeben und ist nun in einer Schlachterei beschäftigt.
Diese und noch einige Menschen mehr werden in Episoden beschrieben, ihre Sorgen, ihre Nöte und ihre Hoffnungen, die sich im Laufe dieses besonderen Tages auch für sie verändern werden. Sehr genau werden sehr unterschiedliche Persönlichkeiten beschrieben, von der Bürgermeisterkandidatin bis zum Obdachlosen, alle mit einer empathischen Wärme und ohne Bewertung ihres Handels.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Schicksalslinien

0

Eines Morgens steht die junge Gärtnerin Manu am Rande eines Daches. Eine aufgeschreckte Passantin informiert unverzüglich die Polizei und Feuerwehr. Die Einsatzkräfte gehen von einem Suizid-versuch aus ...

Eines Morgens steht die junge Gärtnerin Manu am Rande eines Daches. Eine aufgeschreckte Passantin informiert unverzüglich die Polizei und Feuerwehr. Die Einsatzkräfte gehen von einem Suizid-versuch aus und treffen erste Vorbereitungen. Das ganze Geschehen weckt die Aufmerksamkeit vieler Passanten und ohne dass einige dies ahnen, verändert sich durch diese dramatische Situation auch ihr eigenes Leben.

Der schweizerischen Autorin Simone Lappert ist mit "Der Sprung" aus meiner Sicht ein außerordentlich guter Roman gelungen, der mich schon nach einigen Seiten in den Bann gezogen hatte. Sie erzählt die Geschichte in einem nüchternen und sehr gut zu lesenden Schreibstil, der die Geschehnisse sehr authentisch wirken lässt. Ihr gelingt es hervorragend die Schicksale der Protagonisten dieses Buches berührend wiederzugeben und verbindet ihre Geschichten zu einem komplexen Gebilde. Es bleibt für den Leser lange offen, was es nun mit Manu als Schlüsselperson auf sich hat. Warum steht sie dort oben auf dem Dach? Warum kommt sie nicht runter? Gerade diese Fragen lassen die übrigen Protagonisten nicht los und angestachelt durch diese außergewöhnliche Situation setzen sie sich mit ihrem eigenen Leben auseinander. Es macht Spaß diesen Personen zu folgen und im Verlauf entwickeln sich viel spannende, traurige und schöne Geschichten, in denen der jeweilige Akteur einfach ein wenig Mut benötigte, um sein Leben eine neue Richtung zu geben. Die vielen unterschiedlichen Perspektiven, die uns die Autorin hier präsentiert, geben dem Buch eine zusätzliche Tiefe und lassen das Ganze sehr lebendig erscheinen.

"Der Sprung" hat bei mir noch länger nachgewirkt und ich musste es erst einmal ein wenig sacken lassen. Der Roman ist für mich eines der Lesehighlights in diesem Jahr und ich kann ihn nur wärmstens weiterempfehlen. Ein tolles Buch, welches ich gerne mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Ein Sprung ins Leben

0

Für Simone Lapperts Erzählweise benötigt der Leser zu Beginn etwas Durchhaltevermögen: Es gibt keinen durchgehenden Erzählstrang, sondern mehrere, die Kapitel für Kapitel wechseln. Anfangs ist auch gar ...

Für Simone Lapperts Erzählweise benötigt der Leser zu Beginn etwas Durchhaltevermögen: Es gibt keinen durchgehenden Erzählstrang, sondern mehrere, die Kapitel für Kapitel wechseln. Anfangs ist auch gar nicht klar, was die einzelnen Personen miteinander gemeinsam haben, aber Stück für Stück überschneiden sich ihre Schicksale. Und alle zusammen überschneiden sich mit dem der jungen Frau Manu, die auf einem Dach steht, sich die Haare rauft, schreit, Dachziegel und all ihre Gärtnerwerkzeuge vom Dach wirft.

Wie sie aufs Dach gekommen ist und was sie da oben vorhat, weiß keiner. Eine Dame aus der Nachbarschaft rief die Polizei, dachte an einen Suizidversuch und seitdem wurde ein Sprungkissen aufgebaut, stehen Polizei, Schaulustige und die Presse unten auf dem Platz. In diesem Buch erfährt man über alle Leute alles mögliche, aber über Manu so wenig. Nur die sanften, liebevollen Beschreibungen von Manus Freund Finn geben einen Einblick in ihr Leben. Obwohl alle Charaktere von unterschiedlichem sozialen Status und Alter sind, haben sie alle ihre persönlichen, sehr realen Probleme, die mehr als nur unter die Haut gehen.

Die Sprache ist leicht verständlich, auch lange Sätze lassen sich leicht lesen. Insgesamt ist es teilweise wirklich poetisch, mit viel Feinsinn und Beobachtungen alltäglicher Handlungen, die sofort Bilder im Kopf erscheinen lassen ohne je banal zu sein, voll von Schmerz und Pathos!

Dieses Buch werde ich sicher nochmal und nochmal lesen. Bis jetzt mein Lese-Highlight 2019!

Veröffentlicht am 02.09.2019

Der Schritt ins Leere

0

Es beginnt mit einem Sprung, aber eigentlich springt sie nicht.
Sie macht einen Schritt ins Leere, setzt den Fuß in die Luft und lässt sich fallen.
Ihr ganzer Körper eine Faust jetzt, die sich nach unten ...

Es beginnt mit einem Sprung, aber eigentlich springt sie nicht.
Sie macht einen Schritt ins Leere, setzt den Fuß in die Luft und lässt sich fallen.
Ihr ganzer Körper eine Faust jetzt, die sich nach unten boxt… Luft schneidet ihre Netzhaut…
Das Herz steckt ihr groß in der Luftröhre fest.»
Wie konnte es passieren, dass eine junge Frau oben auf einem Dach steht?

Die Autorin hat eine große Erzählfreude und eine wunderbare Ausdruckskraft.
Alle Charaktere werden mit wenigen Worten treffend beschrieben.
Das Buch hat nicht so viele Seiten aber einen Riesen Inhalt.
Mit wenigen Worten werden ganze Leben ersichtlich.
Jeder hat sein Päckchen zu tragen, seine physischen und seelischen Verwüstungen.
Ein Roman der sich mit sehr wichtigen Fragen auseinandersetzt.
Eine Geschichte über eine sehr eigenwillige junge Frau und über andere Menschen die entfernt mit ihr zu tun hatten beziehungsweise erst durch die entstandene Situation haben.
Es sind die Alltäglichkeiten, die dieses Buch so liebenswert machen.
Ist es Zufall oder doch Schicksal?
Simone Lappert entfaltet einen großen Bogen, auf dem diese Lebenswege aufgezeichnet sind, zusammenfließen oder sich auch nur kurz berühren.
Die Story, die Charaktere, die Ausdruckskraft einfach nur wunderbar.
Der Sprung ist ein Buch das auf jeden einzelnen passt. Muss nicht jeder, wenn er weiter kommen will im Leben oder etwas ändern will, einen Sprung machen?
Das sagt auch dieses wunderschöne und so treffende Zitat aus:
-Nie wollte sie in den Tod springen. Immer nur ins Leben.-
Ein Buch das zum Nachdenken veranlasst und lange nachklingt.
Für mich ein Highlight in der großen Leselandschaft.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Aussergewöhnlich

0

Dieses Buch ist aussergewöhnlich. Normalerweise lese ich kein Buch ein zweites Mal. Dieses aber werde ich nach einer geraumen Zeit nochmals lesen, um es erneut auf mich wirken zu lassen und um ...

Dieses Buch ist aussergewöhnlich. Normalerweise lese ich kein Buch ein zweites Mal. Dieses aber werde ich nach einer geraumen Zeit nochmals lesen, um es erneut auf mich wirken zu lassen und um nochmals zu erfahren, was die Autorin damit ausdrücken möchte.

Es dreht sich alles um eine junge Frau, die auf einem Dach steht, und man befürchtet, dass sie einen Suizid begehen wird. Das aussergewöhnliche ist nun, dass um dieses Geschehnis mehrere Personen beschrieben werden, die mehr oder weniger damit verbunden sind, anteilnehmen, die Geschehnisse beeinflussen oder sogar direkt und unmittelbar als Angehörige betroffen sind oder sogar gar nicht handeln, ihre Umwelt ignorieren, eventuell falsch reagieren und so könnte ich vieles weitere aufzählen.

Es wird erzählt, was sie zeitgleich gerade machen und wie sie das erlebte aufnehmen oder verarbeiten, auch was dieser anscheinend "spekuläre" Suizidversuch in ihrem Leben verändert. Das alles so detailliert zu beschreiben, finde ich phänomenal und sehr gelungen.Im ersten Drittel des Buches habe ich mich erst etwas verloren gefühlt, da so viele unterschiedliche Personen beschrieben wurden, dann allerdings fand ich wurde das Buch immer besser und ich habe sehr gerne weitergelesen.

Warum konnte oder wollte Manu sich nicht verständigen, dass sie nun rein will, da sie ausgesperrt wurde? Warum wurde nicht besser abgesperrt vor den vielen Beobachtern der Szene ? Wer ist Manu, braucht sie wirklich therapeutische Hilfe? Wie geht es weiter mit Finn ? Das alles lässt der Roman offen, nichts ist zu Ende erzählt aber genau das ist die Kunst dieser Erzählweise, es ist ein kurzer Einblick in einige Lebensstunden der unterschiedlichsten Menschen, die ineinander verwoben sind durch ein spezielles Ereignis, danach geht jede einzelne Geschichte für sich weiter....