Cover-Bild Schlangen im Garten
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 24.08.2022
  • ISBN: 9783257072174
Stefanie vor Schulte

Schlangen im Garten

Familie Mohn hat die Mutter verloren. Jetzt steht sie im Verdacht, die Trauerarbeit zu verschleppen. Das Leben muss doch weitergehen, sagen die Nachbarn, meint das Traueramt. Doch Vater Adam, die wütende Linne, der nach Hause zurückgekehrte Student Steve und Micha, der Jüngste, wollen nicht weitergehen. Sie möchten Johanne bewahren – nicht nur in ihren eigenen Erinnerungen, sondern in unzähligen Geschichten, die deren Leben so vielleicht gar nie geschrieben hat.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.06.2023

Fantastische Trauer?

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Ja, Trauer kann fantastisch sein. Und zwar nicht im Wortsinne von „super, spitze, mega“ für „fantastisch“ sondern im Sinne von „unwirklich, übernatürlich, märchenhaft“. Denn so sieht die Trauer der Familie ...

Ja, Trauer kann fantastisch sein. Und zwar nicht im Wortsinne von „super, spitze, mega“ für „fantastisch“ sondern im Sinne von „unwirklich, übernatürlich, märchenhaft“. Denn so sieht die Trauer der Familie Mohn im Roman „Schlangen im Garten“ von Stefanie vor Schulte aus, fantastisch.

Johanne, die Mutter von Steve, Linne und Micha und Ehefrau von Adam ist gestorben. Als sei dieser Schicksalsschlag nicht schon schwer genug zetern nun die Menschen im Umfeld der Familie, diese solle doch langsam mal darüber hinwegkommen und weiter machen mit diesem Ding, das Leben heißt. Trauer bewegt sich innerhalb bestimmter gesellschaftlicher Normen und wer nicht ins Bild passt stört. Denn Steve treibt auf seinem Longboard mit geschlossenen Augen durch die Stadt, Linne prügelt sich mit allem und jedem, Micha zieht sich gefährlich weit zurück und Adam bekommt die alltäglichsten Dinge nicht mehr auf die Reihe. Also kommt Post vom Traueramt und mit ihr Herr Ginster ins Leben der Familie. Er ist Trauerbeamter und dafür zuständig, dass die Familie doch nun bitte mal vorankomme in ihrem Trauerprozess. Alles bürokratisch korrekt, wie es sich gehört.

Und mit Herrn Ginster ziehen ebenso immer mehr märchenhaft-fantastische Elemente in das Leben der Mohns ein und somit auch in das Schreiben von Stefanie vor Schulte. Im Verlauf der Geschichte wird deutlich, dass die Trauer der Familie nur in der Fantastik dargestellt werden kann, denn Trauer ist etwas Unausprechliches. Das Leben in Trauer ist ver-rückt. So verrückt die Realität des Romangeschehens immer weiter in eine skurrile, surreale Fantasiewelt. Immer häufiger kommt es zu unrealistischen Ereignissen. Die Bilder, die dieses Stilmittel erschafft, sind besonders im Mittelteil unglaublich stark. Die Herangehensweise der Autorin an die Thematik erscheint geradezu frisch im Vergleich zu vielen anderen Veröffentlichungen der letzten Jahrzehnte zum Thema Trauer. Aber sie schlägt wiederum auch in eine Kerbe, welche gerade in den letzten ca. fünf Jahren häufiger in der Literatur auftaucht: Trauer und Verlust mit Absurdität bis skurriler Komik zu begegnen. Man denke an „Marianengraben“ von Jasmin Schreiber, „Barbara stirbt nicht“ von Alina Bronsky oder ähnliches. Das Besondere von vor Schultes Buch ist sicherlich die Fantastik.

Leider sehe ich hier allerdings auch die größte Schwäche des Romans. Denn gerade im letzten Drittel verschwimmt nicht nur Realität mit Fantasie, das Fantastische verdrängt vollständig das Realistische. Unglaublich viele übernatürliche Dinge geschehen und man verliert beim Lesen fast den Überblick, was jetzt eigentlich geschieht. In die Realität finden wir nicht wieder zurück und treiben verschollen in der Mystik. Ohne zu viel zum Ende zu verraten, so hätte es mir doch besser gefallen, wenn wir uns zuletzt hätten wieder in einem realistischen Raum des Trauerprozesses wiederfinden können.

Die Haupt- und Nebenfiguren waren durchaus interessant gezeichnet, auch wenn ich ihnen nur punktuell wirklich richtig nahe war und mit ihnen gefiebert habe. Auch dieser Kontakt zu den Figuren, welcher im Mittelteil besonders eng war, verlor sich zunehmend im letzten Drittel des Buches. Der Schreibstil der Autorin ist solide und findet passende Bilder und Beschreibungen für diesen unaussprechlichen Zustand nach dem Tod einer geliebten Person.

Über zwei Drittel des Buches hinweg wähnte ich mich in einem sehr guten, wenn auch nicht grandiosen Werk zum Thema Trauerprozess bzw. Trauerbewältigung. Das letzte Drittel schoss dann meines Erachtens jedoch etwas zu weit übers Ziel hinaus und ließ mich eher unzufrieden zurück. Wenngleich „Schlangen im Garten“ für mich mit 3,5 Sternen „nur“ ein insgesamt (überdurchschnittlich) gutes Buch darstellt, kann ich es durchaus für eine unkonventionelle Lektüre zum Thema Trauer weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 30.10.2022

Trauerbewältigung

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Trauer hat verschiedene Gesichter.
Einer trauert leise für sich, manch einer macht seine Trauer öffentlich und Familie Mohn lebt ihre Trauer in einer etwas anderen Art aus.

Nachdem die Ehefrau und Mutter ...

Trauer hat verschiedene Gesichter.
Einer trauert leise für sich, manch einer macht seine Trauer öffentlich und Familie Mohn lebt ihre Trauer in einer etwas anderen Art aus.

Nachdem die Ehefrau und Mutter verstorben ist, geht jeder auf seine Weise damit um. Während Linne Gewalt dazu nutzt, ihre Trauer zu kompensieren, Micha in Traumwelten flieht, versucht der älteste Bruder Steve die Familie zusammenzuhalten. Der Vater ist keine große Hilfe, er resigniert und bekommt den Alltag nicht mehr auf die Reihe.
Das erkennen auch die Nachbarn und ruft Missfallen hervor.

In dieser Geschichte spielt auch das Traueramt eine Rolle. Verschleppte Trauerarbeit wird nicht geduldet!

Ein interessantes Buch keine Frage, aber so richtig begeistern konnte es mich nicht. Die einzelnen Familienmitglieder wurden gut charakterisiert, jedoch fand ich zu keinem von ihnen eine Verbindung.

Manchmal etwas verwirrend, zu Fantasy neigend und kurz und abgehackt. Man muss sich schon darauf einlassen, um dieses Buch richtig zu würdigen.

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Veröffentlicht am 11.09.2022

Ich bin etwas ratlos

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So begeistert ich von „Junge mit schwarzem Hahn“ war, so ratlos hat mich „Schlagen im Garten“ zurückgelassen. Ich befürchte, ich habe das Buch einfach nicht verstanden. Sprachlich ist es wirklich außergewöhnlich ...

So begeistert ich von „Junge mit schwarzem Hahn“ war, so ratlos hat mich „Schlagen im Garten“ zurückgelassen. Ich befürchte, ich habe das Buch einfach nicht verstanden. Sprachlich ist es wirklich außergewöhnlich schön geschrieben. Es gibt so viele schöne Sätze, man käme aus dem Markieren oder Herausschreiben (es gibt ja viele Leser*innen, die das machen) gar nicht mehr heraus. Nur konnte mich die Geschichte selber nicht berühren, da ich immer wieder Fragezeichen in den Augen hatte. Ja es geht um Trauerarbeit, soweit konnte ich es nachvollziehen. Aber für mich kam hier leider kein Lesefluss auf. Mehr ein Kunstwerk, als ein Roman?

Auf Grund der schönen Sprache, vergebe ich trotzdem 3,5 Sterne. Und auch den nächsten Roman würde ich mir näher ansehen, denn schreiben kann die Autorin auf jeden Fall. Nur dieses Buch war leider nichts für mich.

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Veröffentlicht am 11.09.2022

Speziell, skurril, ein Kunstwerk

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Meine Meinung:
Ich habe das Debüt der Autorin bereits gelesen und war mir nach diesem ambivalenten Leseerlebnis sicher, ich werde dieser innovativen Schriftstellerin gerne nochmal eine Chance geben.
So ...

Meine Meinung:
Ich habe das Debüt der Autorin bereits gelesen und war mir nach diesem ambivalenten Leseerlebnis sicher, ich werde dieser innovativen Schriftstellerin gerne nochmal eine Chance geben.
So habe ich also zu ihrem zweiten Buch "Schlange im Garten" gegriffen und muss sagen,die Autorin bleibt sich definitv treu. Denn nach wie vor wirkt ihre Art des Erzählens, wie eine die man aus alten Klassikern kennt, die mysteriös und legenden- oder fabelähnlich wirken und das Lesen nicht immer so einfach gestalten.

Dennoch muss ich sagen, dass mich diese skurrile Ader auf der einen Seite sehr fasziniert hat, aber auf der anderen Seite auch nicht hundertprozentig überzeugen konnte. Denn die Beziehung zu der Geschichte oder ein richtiger Lesefluss konnten sich dieses Mal bei mir nicht so richtig einstellen.

Mein Fazit:
Eines ist sicher, auch ihr zweites Buch, ist definitv ein Gesamtkunstwerk, dass einen Leser benötigt, welche die stilistischen Kniffe zu schätzen weiß und eine Freude an dieser Art des Erzählens entwickelt, denn speziell ist diese allenfalls!

Veröffentlicht am 25.08.2022

Trauer surreal dargestellt

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Familie Mohn trauert, denn sie hat die Mutter Johanne verloren. Doch die Art und Weise, wie sie trauert, gefällt nicht jedem, dass Traueramt melden sich bei ihnen und sie stehen im Verdacht, die Trauerarbeit ...

Familie Mohn trauert, denn sie hat die Mutter Johanne verloren. Doch die Art und Weise, wie sie trauert, gefällt nicht jedem, dass Traueramt melden sich bei ihnen und sie stehen im Verdacht, die Trauerarbeit zu verschleppen. Doch der Vater Adam und die Kinder Linne, Steve und Micha halten sich nicht daran. Sie wollen und können noch nicht Abschied nehmen von ihrer Mutter, haben sie doch Angst, sie zu vergessen. Familie Mohn will die Erinnerung an Johanne wachhalten und das mutet mitunter sehr skurril an, da werden z. B. Tagebucheinträge der Mutter gegessen, um sie in Erinnerung zu behalten, auch scheinen die Dinge der Familie Mohn um Johanne zu trauern.

All das wird in einer surrealen und märchenhaften Geschichte erzählt, bei der man manchmal zweimal lesen muss oder pausieren muss, um das Geschriebene auf einen wirken zu lassen. Ausdrucksstark und voller Metaphern wird der Trauerprozess der Familie aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Als Leser*in ist man fasziniert, teilweise aber auch verwirrt.

Es ist kein rein trauriges oder bedrückendes Buch, auch wenn es um Trauer geht, sondern auch ein Buch voller Liebe und Hoffnung auf bessere Zeiten. Wie die ganze Familie in der Trauer wieder einander näherkommt, sich nach außen hin öffnet und Johanne in Geschichten weiterleben lässt, zeigt dies deutlich.

„Schlangen im Garten“ von Stefanie vor Schulte ist ein eigenwilliges, aber kraftvolles Buch über Trauer, das einen nach Beenden des Buches noch länger begleiten wird. Aber sicherlich auch ein Buch nicht für jedermann, den der poetisch, aber teils distanziert und abgehakte Schreibstil sowie das skurrile märchenhafte der Geschichte machen das Lesen nicht leicht. Ein Roman, auf dem man sich einlassen muss, damit er seine Wirkung entfalten kann, doch es lohnt sich.

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