Ganz okay
Was war ich begeistert, als ich kürzlich diesen Regencyroman entdeckt habe - wenn ich "Ballsaison" und "Junggeselle" höre, springt sofort mein Kopfkino an! Tatsächlich war das Werk, das sogar schon verfilmt ...
Was war ich begeistert, als ich kürzlich diesen Regencyroman entdeckt habe - wenn ich "Ballsaison" und "Junggeselle" höre, springt sofort mein Kopfkino an! Tatsächlich war das Werk, das sogar schon verfilmt worden ist und international auf Netflix Premiere gefeiert hat, bisher komplett an mir vorbeigegangen.
Aufgrund des Covers und des vielversprechend klingenden Klappentextes hoffte ich auf eine romantisch-leichte Lektüre voller Herzklopf-Momente und Bridgerton-Vibes, doch leider entpuppte sich die Geschichte eher als Enttäuschung. In Kürze:
- oberflächlich ausgearbeitete, blasse Figuren, die keine Sympathieträger, dafür aber enorme Stereotypen sind (die gutmütig-naive weibliche Hauptfigur; der arrogante Schnösel; die biestige Schönheit; etc.)
- holprige Perspektivübergänge,
- wenig Spannung, mittelmäßig stimmungsvolles Regencyflair.
So, so schade! Am meisten störte mich allerdings die Tatsache, dass der männliche Hauptprotagonist zu Unrecht verteufelt wird. Mal ehrlich: Wenn ein Mann eine Frau lediglich aufgrund ihres hübschen Aussehens als Partnerin wählt, gilt er als oberflächlich. Aber wehe, er wünscht sich spezielle Charaktereigenschaften im Hinblick auf seine zukünftige Ehefrau (mit der er immerhin den Rest seines Lebens verbringen soll) - dann beschweren sich jene Damen, die diese Kriterien NICHT erfüllen, dass der Herr arrogant und viel zu anspruchsvoll sei. Ziemlich unfair in meinen Augen. Darf ein Mann denn gar keine Ansprüche haben?
"Goodbye, Mr. Darcy, hier kommt Mr. Malcolm!", heißt es auf der Rückseite des Buches. Meine Antwort darauf lautet: "Nein. Einfach nein." … und das meine ich überhaupt nicht böse, sondern ich bin lediglich irritiert über diesen unglücklich gewählten Vergleich, der völlig falsche Erwartungen weckt. Nur weil ein Roman in der Regencyzeit spielt, bedeutet dies noch lange nicht, dass er mit einem Klassiker der Weltliteratur wie "Stolz und Vorurteil" gleichgesetzt werden kann. Die Janeite in mir schlug fassungslos die Hände überm Kopf zusammen.
So, nachdem ich mir dies von der Seele geschrieben habe, möchte ich festhalten: Wenn man den unpassenden Vergleich ausblendet, ist es unterm Strich ein kurzweiliger, an manchen Stellen sogar humorvoller Read für Zwischendurch.
𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 3 ✰ ✰ ✰
Es war okay; der große WOW-Faktor blieb aus. Angesichts der aktuellen Fülle an Regencyromanen (- Danke, Bridgerton! Möge der Hype noch lange andauern! -) empfehle ich das Buch den absoluten Mega-Fans, die prinzipiell ALLE Werke dieses Subgenres lesen. Ich bin selbst perplex, dass ich (= Bücherwurm) die folgenden Worte schreibe, aber: Mal schauen, vielleicht gefällt der Film mir ja besser. Gut möglich, dass manche der Dialoge (dank Mimik, begleitender Gesten, etc.) im Film durchaus pointierter wirken werden. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt!