Stürmische Zeiten
Mit dem zweiten Teil der Reihe rund um den Inselsalon auf Norderney gehen wir zusammen mit den Hauptfiguren, den Freundinnen Frieda und Grete, durch wahrlich stürmische Zeiten. Gemeinsam mit ihnen erleben ...
Mit dem zweiten Teil der Reihe rund um den Inselsalon auf Norderney gehen wir zusammen mit den Hauptfiguren, den Freundinnen Frieda und Grete, durch wahrlich stürmische Zeiten. Gemeinsam mit ihnen erleben wir den ersten Weltkrieg, die Entbehrungen und Veränderungen im Leben der Menschen. Die Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, die Trauer über den Verlust und die Freude über eine Heimkehr. Es gibt zarte Gefühle, Enttäuschungen und auch immer wieder durchblitzend die Hoffnung auf bessere Zeiten.
Der Autorin gelingt es, auch durch ihre akribische Recherche, aber hauptsächlich durch ihren Schreibstil, die realen historisch belegten Geschehnisse auf der Insel mit fiktiven Figuren zu einer Erzählung zu verbinden, durch die man hindurch fliegt, die man begeistert liest.
Dabei hat sie Charaktere geschaffen, denen man ihre Gedanken, Gefühle und Handlungsweisen abnimmt. Sie wirken real, echt und nicht gekünstelt, glaubhaft in eine Zeit versetzt, die wir nicht erlebt haben. Aber genau diese Zeit wird vor dem inneren Augen lebendig, wenn man die Beschreibungen der Insel, der Orte und der Personen liest. Wie ein Film läuft die Geschichte vor meinen Augen ab, wenn ich mich abends auf die Couch kuschel und nach Norderney reise.
Dadurch, dass die Geschichte immer abwechselnd aus der Sicht einige Protagonisten erzählt wird, kann man sich auch noch mehr hineinversetzen, noch mehr eintauchen.
Ab und an wird der Lesefluss ein wenig gehemmt, wenn die Beschreibungen rund im Politik und Kriegsgeschichte Norderneys zu viel Raum einnimmt, aber zum Glück sind diese Stellen relativ selten. Gefühlt wird ein Teil der Ereignisse zu schnell abgehandelt, dann gibt es größere zeitliche Sprünge, andere Stellen etwas zu lang.
Aber: jede Seite im Buch lohnt sich. Die Geschichte in an sich rund, macht Spaß zu lesen und so ganz nebenbei lernt noch etwas über vergangene Zeiten.
Überrascht hat mich die Spanische Grippe im Buch. Mir war nicht klar, dass diese zur Zeit des ersten Weltkrieges grassiert. Grete als Vorreiterin im Tragen einer Maske – die Parallelen zu einer anderen Pandemie sind verblüffend.
Sylvia Lott hat mit dem zweiten Teil der Norderney-Reihe ein weiteres fesselndes Buch abgeliefert, inklusive einem leckeren Rezept im Anhang und damit einmal mal ihre Klasse bestätigt.
Danke für das wunderbare Buch, die vergnüglichen Lesestunden (auch wenn das Grundthema eher ein ernstes ist) und für die Vorfreude auf Band 3.
Ich vergebe 4 ½ von 5 möglichen Sternen für den zweiten Teil.