Warmherzige und spannende Lektüre mit einer philosophischen Note
Victor Lawon ist ein Mensch, der gemeinsam mit seinem Vater Giovanni, einem Roboter, auf einer abgeschiedenen Lichtung im Wald wohnt. Ebenfalls zur Familie gehören der Staubsaugerroboter Rambo und Schwester ...
Victor Lawon ist ein Mensch, der gemeinsam mit seinem Vater Giovanni, einem Roboter, auf einer abgeschiedenen Lichtung im Wald wohnt. Ebenfalls zur Familie gehören der Staubsaugerroboter Rambo und Schwester Grob, eine robotische Krankenschwester. Obwohl sein Vater es ihm verboten hat, zieht es Victor zusammen mit Rambo und Schwester Grob immer wieder zum nahegelegenen Schrottplatz, wo er nach brauchbaren Teilen für seine Tüfteleien sucht. Eines Tages finden sie dort den stark beschädigten Androiden Tom, den Victor repariert. Kurz darauf kommt es zu einem folgenschweren Zusammentreffen mit Robotern aus der Stadt der elektrischen Träume. Victor macht sich zusammen mit Rambo, Schwester Grob und Tom auf den Weg, um seinen Vater zu retten.
Zu Beginn des Romans nimmt sich der Autor Zeit, den Leser:innen die Familie Lawson ausführlich vorzustellen. Ihre Heimat ist ein Backsteinhaus im Wald, über dem Giovanni in jahrelanger Arbeit diverse Baumhäuser angebracht hat. Giovanni ist ein hochentwickelter Roboter, der für Victor die Vaterrolle einnimmt und ihn beschützt, seit er ein Baby war. Der liebenswerte, etwas naive und neurotische Rambo und die spitzzüngige Schwester Grob, die keine Gnade kennt, solange sie ihr Empathieprotokoll nicht aktiviert, vervollständigen die ungewöhnliche Familie. Ich habe die Charaktere schnell ins Herz geschlossen und ihre unterhaltsamen Dialoge haben mir sehr gefallen.
Durch die Reparatur von Tom erhält die Familie ein weiteres Mitglied, doch nach rund 200 Seiten sind die ruhigen Zeiten vorbei und Victors Leben wird auseinander gerissen. Es folgt eine abwechslungsreiceh Reise, die weiterhin mit tollen Dialogen punkten kann, aber auch bedrohliche Situationen bietet und Geheimnisse aufdeckt, die nachdenklich stimmen. Die Reise ist für Victor mit einer Identitätssuche verbunden rund um die Fragen, was sein Platz als Mensch in einer Welt voller Roboter ist und was ihn von diesen unterscheidet.
Die Geschichte erkundet die Beziehungen zwischen Mensch und Maschine auf ungewöhnliche Weise. Mit fortschreitender Handlung werden die Hintergründe der Welt, in der Victor lebt, klarer und die Dialoge erhalten eine philosophische Note. Mit seinen starken Charakteren, einer lebendigen Welt und der Erkundung komplexer Themen wie Liebe, Vergebung, Akzeptanz und Identität hinterlässt dieses Buch einen bleibenden Eindruck. Es ist eine Lektüre, die zum Nachdenken anregt und den Leser mit einem warmen Gefühl bittersüßer Hoffnung zurücklässt.