Gleich zu beginn möchte ich sagen, dass man das Buch gelesen haben sollte. Es ist mal etwas vollkommen anderes und es hat mich wirklich positiv überrascht. Um es einfach besser vorzustellen, werde ich einige Zitate mit einbauen.
In "Ich fürchte mich nicht" geht es hauptsächlich um Juliette. Ein 17-jähriges Mädchen, das niemanden anfassen kann. Niemanden berühren darf, sonst stirbt derjenige.
Seit ihrer Kindheit wurde sie von allen gemieden. Ihre Eltern sperrten sie ein, hassten sie regelrecht.
Kein wunder, dass man sie dann für verrückt hält. Wer würde es aushalten, niemals in seinem Leben berührt worden zu sein?
Meine Mutter schrie, als sie merkte, dass sie mich nicht berühren konnte. Mein Vater schrie, als er merkte, was ich meiner Mutter angetan hatte. Beide schrien, wenn sie mich in meinem Zimmer einsperrten und mir sagten, ich solle dankbar sein. Für mein Essen. Für ihren menschlichen Umgang mit diesem Ding, das unmöglich ihr Kind sein konnte. Für den Zollstock, mit dem sie ausmaßen wie weit ich wegbleiben musste.
Ich hatte ihr Leben zerstört, sagten sie mir.
(Seite 31)
Juliette ist in der Psychiatrie. Sie wurde weggesperrt, weil sie ausersehen einen Jungen berührte und das sein Tod war. Man hält sie für ein Monster und lies sie das vom Kleinkindalter an her spüren. Niemand berührte sie. Sie spürte keine mütterliche Wärme und keinen väterlichen Schutz, hatte keine Freunde. Die anderen Kinder in der Schule mieden sie, sie bewarfen sie mit Steinen und da war es, egal ob Juliette verletzt wurde. Gleich im ersten Kapitel des Buches erfährt man das Sie 264 Tage mit niemandem mehr gesprochen hat und ganze 6336 Stunden niemanden mehr berührt hat.
Sie ist eingesperrt, bekommt nur einmal am Tag etwas Undefinierbares zu essen und darf höchstens einmal für 2 Minuten unter die Dusche.
Wenn man von allen Seiten abgewiesen wird, von den Erwachsenen, anderen Kindern und sogar den eigenen Eltern und immer nur mit einem Monster verglichen wird, gemieden wird als hätte man eine ansteckende Krankheit, da ist es doch kein Wundern, wenn man sich selbst als auch als ein Monster sieht.
Natürlich weiß er jetzt, dass ich eine Mörderin bin. Ein Monster. Eine nutzlose Seele, in einen giftigen Körper gestopft. (Seite 135)
Allgemein sieht sie vieles negativ. Sie vergleicht die kobaltblauen Augen von Adam mit einem Bluterguss. Wer würde das schon machen? Aber Juliette ist eben nicht normal. Sie hat eine Gabe. Wenn sie einen Menschen anfasst, erleidet dieser Schmerzen und Juliette selbst bekommt mehr Macht dadurch. Wenn man die Gedankengänge und auch den Schreibstil der Autorin mit beachtet kommt einem Juliette wirklich etwas ... verrückt vor. Sie redet anfangs kaum, sie berührt keinen, sie hat wirre Gedanken und durch den Schreibstil, die teilweise durchgestrichenen Sätze und durch häufige Wortwiederholungen wird alles etwas verwirrend aber ich finde gerade das bringt das interessante und bis her nie so da gewesene in dieses Buch. Die Wortwiederholungen gingen mir zwar manchmal ein bisschen auf die Nerven zum Beispiel, wenn fünf Mal hintereinander 'Seine Lippen' steht, aber man gewöhnt sich an so etwas ebenso wie an die durchgestrichenen Gedanken von Juliette.
Adam zielt mit einem Gewehr auf mich.
Adam zielt mit einem Gewehr auf mich.
Adam zielt mit einem Gewehr auf mich.
(Seite 52)
Sie darf niemanden berühren aber trotzdem gibt es Ausnahmen. Sie kann von Adam berührt werden. Den Jungen, mit dem sie Sieben Jahre lang in die Schule gegangen ist und nie vergessen konnte. Er ist ein wirklich liebevoller Charakter und ich glaube es wird eine Menge Leserinnen geben, die ihn lieben ;) lach Er passt perfekt zu Juliette. Er würde sie auf Händen tragen und ihr überallhin folgen. Er liebt sie und die beiden gehören zusammen. Keiner weiß, warum Adam sie berühren kann, aber ich bin gespannt, ob man im zweiten Teil den Grund dafür erfährt, dass man auch gegen Ihre Gabe immun sein kann. Adam ist auch durchweg teil der Geschichte. Er beschütz Juliette, flieht mit ihr, leidet mit ihr und versucht sie einfach nur vor Warner zu beschützen.
Warner ist eine klasse für sich. Ich weiß nicht ob manche mir da zustimmen werden aber ich finde er ist einer der faszinierendsten Charaktere des Buches. Man weiß seine Beweggründe nicht so genau. Das Einzige was man erfährt ist, das er auf irgendeine Art besessen von Juliette ist. Er glaubt sie zu lieben und will sie gleichzeitig überreden ihre Gabe anzunehmen und für ihn damit arme unschuldige Menschen zu foltern. Er hat außerdem irgendeine schmerzhafte Vergangenheit, was seine Mutter betrifft, jedenfalls redet er nie über sie und es weiß auch keiner etwas über diese Frau. Er ist geheimnisvoll und das macht ihn in meinen Augen gerade so interessant. Man weiß nicht viel über ihn und noch dazu erfährt man die Beweggründe für sein Handeln nicht und für seine Faszination an Juliette. Mit seinen 19 Jahren ist er bereits beim Reestablishment in einer hohen Position und hat einen eigenen Sektor zur Überwachung.
"Ich fürchte mich nicht" ist immerhin eine Dystopie, auch wenn man das nicht sofort bemerkt. Es ist keine so krasse Änderung wie bei "Die Auswahl" oder "Kyria & Reb", sondern es ist etwas vorstellbarer und nicht so futuristisch. Die Welt verödet langsam. Es ist ausgedörrt und die Umwelt stirbt, es gibt kaum noch echte Nahrungsmittel sondern nur chemische Gemische die die gleichen Nährstoffe enthalten und auch die Menschen leben allgemein unter ärmlichen Verhältnissen. Es gibt so gut wie keine Tiere mehr. Vögel hat man beispielsweise seit Jahren nicht mehr gesehen und kennt sie nur noch aus Geschichten. Die Welt ist in Sektoren eingeteilt und es herrscht Krieg!
Fazit:
Wieder einmal ist es ein viel umstrittenes Buch, wie ich mitbekommen habe. Ich gehöre zu der Fraktion, die das Buch mögen ^^ ja geradezu begeistert sind. Es ist wirklich einmal eine neue Idee, und obwohl es etwas verwirrend ist, besonders am Anfang, findet man sich dann zurecht und liest eine faszinierende Geschichte eines Mädchens, das niemanden berühren darf. Gespannt auf den zweiten Teil bin ich auf alle Fälle und ich hoffe das sich dann einige Rätsel lösen :)
Ich kann es nur weiterempfehlen aber man muss dem Schreibstil der Autorin offen gegenüber sein, sonst wird das nichts.