Zäh zu Beginn, immer besser zum Schluss
Alizeh ist eigentlich eine Dschinn. Und nicht nur irgendeine, sondern die verschollene Königin des Dschinn-Volks. Doch weil der jahrtausendlange Krieg zwischen Menschen und Dschinn seine Spuren hinterlassen ...
Alizeh ist eigentlich eine Dschinn. Und nicht nur irgendeine, sondern die verschollene Königin des Dschinn-Volks. Doch weil der jahrtausendlange Krieg zwischen Menschen und Dschinn seine Spuren hinterlassen hat, und nun ein sehr wackeliger Frieden besteht, versteckt sie sich hinter der Fassade eines Dienstmädchens. Doch durch ein unglückliches Ereignis kreuzt sich ihr Weg ausgerechnet mit dem Kronprinzen des Reiches, Kamran. Der ist vom ersten Moment an fasziniert von Alizeh. Aber mit ihrem Aufeinandertreffen wird eine gewaltige Lawine losgetreten, durch die die Zukunft des gesamten Reiches auf dem Spiel steht.
Es war erfrischend, mal eine Fantasy-Geschichte zu lesen, wo es nicht um die typischen Wesen (Fae, Vampire, Hexen etc.) geht, sondern Dschinn im Fokus stehen. Generell das ganze Setting, das auf persischer Mythologie basiert. Ich fand es schön, dass ich damit auch mal rauskommen konnte aus meiner üblichen Bubble. Nur war es tatsächlich im Verlaufe des Buches nicht ganz so präsent, wie ich mir erhofft habe. Wir haben erfahren, was die Dschinn ausmacht, aber relativ wenig von ihnen erlebt, da Alizeh größtenteils die einzige ihres Volkes war, die wir kennengelernt haben. Ich hoffe, dass da im zweiten Teil mehr kommt. Das Setting war schön, auch hier hätte es etwas mehr sein können, aber dadurch, dass man Alizeh auch dabei begleitet hat, wie sie in der Stadt, auf dem Markt etc. unterwegs war, und Gerüche und Farben gut beschrieben wurden, hat es schon seinen Charme gehabt.
Den Schreibstil fand ich am Anfang extrem gewöhnungsbedürftig, er ist sehr poetisch – so poetisch, dass die Sätze ziemlich lang und verschachtelt waren und sehr viel beschrieben wurde, was einen etwas aus der Handlung rausgebracht hat. Dadurch hat es gedauert, bis ich mich auf die eigentliche Geschichte einlassen und in sie eintauchen konnte. Im Laufe des Buches hatte ich mich wirklich dran gewöhnt und es war ziemlich schön zu lesen. Mit häufigeren Dialogen lockerte das ganze auch etwas auf. Trotzdem sorgte der Schreibstil dafür, dass alles ein wenig distanziert blieb. So auch die Charaktere.
Denn ich mochte Alizeh gerne, sie ist eine interessante, starke Frau, in einer schwierigen Situation, mit nachvollziehbaren Entscheidungen. Aber man merkt ihr auch an, dass sie etwas verloren ist und nicht so ganz weiß, wohin mit sich, und was für eine Zukunft sie anstreben soll. Sie weiß um ihr Erbe und wurde lange drauf vorbereitet. Trotzdem ist sie nicht mehr so sicher, ob das ein realistisches Vorhaben ist. Kamran wirkt ein bisschen wie ein typischer, verzogener Prinz, aber gleichzeitig hat er auch ganz andere Seiten an sich, vor allem wenn er mit dem König in Zwiegespräche darüber kommt, wie das Volk zu behandeln ist. Er scheint etwas fern von der Welt außerhalb seines Palastes, aber gleichzeitig wirkt er auch gütig und alles, was ich erfahren habe, macht ihn interessant. Auch spannende Nebencharaktere gab es, die verschiedene Blickwinkel eingebracht und die Handlung in bestimmte Richtungen gedrängt haben. Insgesamt blieben mir die Charaktere aber doch ein wenig zu fremd, ich konnte mich nicht richtig in sie reinfühlen, mit ihnen mitfiebern. Ich hab durch den Schreibstil das Gefühl gehabt, das eher so von außerhalb zu betrachten.
Im Laufe des Buches nimmt die ganze Geschichte an Fahrt auf. Nachdem eine Weile eingeleitet wurde, spitzt sich alles zu, Kamran entdeckt, wer Alizeh wirklich ist, Alizeh gerät zunehmend in Bedrängnis, und es kommen einige Wendungen, einige Überraschungen dazu, die Spannung erzeugen und mich neugierig gemacht haben, wie sich alles weiter entwickelt. Es endet super interessant mit einem Twist und ich glaube, dass da in Band 2 noch einiges an Potenzial ausgeschöpft wird.
Insgesamt war es zwar ein ganz solider Auftakt, der neugierig macht, aber leider längst nicht das epische Fantasy-Buch, das ich erhofft habe. Es war teilweise zu zäh und distanziert, und nicht fesselnd genug, was ich echt schade finde. Trotzdem glaube ich, dass es sich lohnen könnte, weiterzulesen. Von mir gibt es 3 Sterne.