Allgemeines:
Titel: Book of Lies
Autor: Teri Terry
Verlag: Coppenrath (5. Juli 2016)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3649667525
ISBN-13: 978-3649667520
ASIN: B01H1U2ZMW
Originaltitel: Book of Lies
Seitenzahl: 400 Seiten
Preis: 13,99€ (Kindle-Edition)
17,95€ (Gebundene Ausgabe)
8,99€ (Taschenbuch)
Inhalt:
"Was bin ich bereit, auf mich zu nehmen, um die Wahrheit zu erfahren?"
Quinn und Piper sind Zwillinge, doch sie sind sich noch nie begegnet. Erst als ihre Mutter bei einem tragischen Unfall stirbt, treffen sich die Schwestern auf der Beerdigung. Piper ist begeistert und fasziniert. Für sie ist Quinn der Schlüssel zu einem uralten Familiengeheimnis. Doch Quinn ist voller Misstrauen. Warum wurde sie ihr Leben lang von ihrer Schwester ferngehalten? Schlummert in ihr tatsächlich eine dunkle Seite, vor der sie ihre Mutter und Großmutter immer gewarnt haben? Ist sie eine Gefahr für Piper? Während Quinn ihre Vergangenheit hinter sich lassen will, vergräbt sich Piper immer tiefer in die Mythen und Prophezeiungen, die sich um ihre Familie ranken – und tritt damit ein Inferno los.
Bewertung:
"Was im Feuer begann, muss im Feuer enden."
Ich muss zu meiner großen Schande gestehen, dass dieses Buch schon seit über eineinhalb Jahren bei mir rumliegt. Nun habe ich es endlich geschafft, mich der Geschichte zu widmen und bin gleichermaßen ein wenig enttäuscht und begeistert. Teri Terry hat mich zuvor schon mit ihrer "Gelöscht"-Trilogie und "Mindgames" im Genre Science-Fiction, Dystopie begeistert. Als ich begann das Buch zu lesen dachte ich eigentlich, mich würde eine Art Thriller erwarten, dass dann aber Mysteriöses und Magisches in die Handlung mit einbezogen wurde, hat mich positiv überrascht.
"Sag die halbe Wahrheit überzeugend genug und alle glauben dir."
Das Cover ist ein wirklicher Eye-Catcher, auch wenn er durch das kräftige Rot und die heftigen Kontraste fast schon ein wenig zu aufdringlich wirkt. In typischer Teri Terry Manier sind mal wieder Gesichter zu sehen, hier die gegenläufig gespiegelten Gesichter zweier Mädchen, die sich mit ihren roten Haaren, ihrer hellen Haut, den blauen Augen und Sommersprossen unwahrscheinlich ähnlich sehen: Zwillinge. Im Rot ihrer Haare, die den Hintergrund bilden, steht in silbern schillernder, hervorgehobener Art der Titel in Großbuchstaben. Auch der schimmernde Buchrücken passt wunderbar ins Bild. Ohne das abnehmbare Cover ist das Buch schlicht blau. Ein ebenfalls blaues Lesebändchen und hübsch geformte Kapitelbeginne runden die Wirkung des Buches ab. Schade finde ich nur, dass die beiden Mädchen, die wohl Piper und Quinn darstellen sollen, eher aussehen wie 14 als 17.
Erster Satz: "Es gibt Dinge, die man lieber nicht tun sollte."
Nach einem sehr kurzen aber interesseweckenden Prolog beginnt die Geschichte mit diesem Satz Quinns, die sich damit darauf bezieht, die Beerdigung ihrer Mutter zu besuchen, die sie nie gekannt hat. Als sie dann in der Kirche auf Piper trifft, ist es, als würde ihr jemand den Spiegel vorhalten: die beiden Mädchen gleichen sich wie ein Ei dem anderen - sie müssen eineiige Zwillinge sein. Gleich nach der Geburt wurden sie voneinander getrennt. Während Piper behütet bei ihren Eltern aufgewachsen ist, einen wunderbaren Freundeskreis, ein Zuhause und mit Zak einen tollen Freund hat, der sie über alles zu lieben scheint, wuchs Quinn bei ihrer Großmutter, weit abseits der normalen Zivilisation im Moor auf. Sofort entwickelt sich zwischen den beiden ein unsichtbares Band, welches die Mädchen zusammenschweißt, während sie eine undefinierbare aus Lügen, Wahrheit, Vertrauen, und Misstrauen auseinander zu ziehen scheint. Während sich eine gewisse Hassliebe zu entwickeln scheint, ahnen sie noch nicht welch dramatische Folgen ihre Begegnung haben wird. Denn bereits vor langer Zeit wurde in den düsteren Wäldern von Dartmoor das Schicksal der Blackwood-Frauen besiegelt. Ein dunkles und mysteriöses Familiengeheimnis, was durch Quinn und Piper nun langsam ans Tageslicht kommt und das gegenseitige Vertrauen auf eine harte Probe stellt. Als die beiden dann auf "Das Buch der Lügen" stoßen, ihre verfluchte Erbschaft voll mit Geheimnissen und falschen Fährten, mit Hass und Liebe, mit verrückter Magie und Grausamkeit, gipfelt das gefährliche Spiel aus Lügen zu einem uralten Kampf, dessen Sieger die Wahrheit ist. Doch wer von den Beiden sagt die Wahrheit?
"Ich zittere, sehne mich nach Wärme, nach Leben.
Nach Liebe. (...) Was ist mir am wichtigsten? Keine Ahnung. Freiheit vielleicht. Oder so geliebt zu werden, wie ich bin. Mit den Fingern fahre ich über den Anhänger und auf einmal weiß ich es: die Wahrheit."
Die Geschichte an sich ist ganz wunderbar konstruiert: eine eigenwillige Story über Zwillinge, mit einer einzigartigen Verbindung. Äußerlich gleichen sie sich so sehr, dass nicht einmal Pipers Freund Zak oder ihr Vater sie auseinanderhalten kann, doch innerlich könnten sie nicht unterschiedlicher sein, denn ihre Großmutter hat schon bei ihrer Geburt festgestellt, dass eine von ihnen gut ist, die andere Böse. Als sie beiden Schwestern in Winchester aufeinander treffen, ist noch relativ wenig von der geheimnisvollen, magischen und düsteren Stimmung zu spüren, die das Buch später prägt. Sehr langsam und behutsam, man könnte es auch lahm nennen, startet die Story indem der Konflikt der beiden Mädchen, in dem sie sich befinden, als die jeweils andere in ihr Leben tritt, dargestellt wird.
„Wie kann jemand heutzutage keine Spuren in der Welt hinterlassen? Quinn muss ein Geist sein."
Teri Terry bedient sich einer abwechselnden Erzählung aus der Ich-Perspektive von Piper und Quinn, wodurch wir die Emotionen beider Mädchen verfolgen können.
Gerade am Anfang muss ich eindeutig kritisieren, dass die Unterschiede zwischen den Erzählungen der beiden Mädchen nur sehr dezent waren. Es wird das Gefühl entwickelt, die Geschichte von ein und derselben Person erzählt zu bekommen, was angesichts der Tatsache dass Quinn unter schwierigen Bedingungen aufgewachsen ist, niemals eine Schule besucht hat und auch sonst im Umgang mit vielerlei alltäglichen Situationen überfordert sein müsste, ein wenig unrealistisch erschien. Ich hätte mir von Anfang an gewünscht, dass die beiden mehr voneinander abgegrenzt werden und auch die Frage, ob sie nun magische Kräfte besitzen oder nicht, eindeutiger geklärt wird. So bleiben die ersten 190 Seiten sehr schwammig und ohne dass eindeutige Informationen präsentiert werden bleibt auch die richtige Spannung erstmal aus.
„Ich habe das Gefühl, endlich aufgewacht zu sein und die Welt zum ersten Mal so zu sehen, wie sie wirklich ist. Und diese Erkenntnis ist so unglaublich, so unerwartet und so umfassend, dass sie mich für immer verändern wird. Was das genau für mich bedeutet, will ich aber gerade lieber nicht wissen."
Mit dem Wechsel des Schauplatzes in das einsame und stürmische Dartmoor wird die Handlung endlich konkreter und vieles, was lange im Dunkeln lag, beginnt ans Licht zu kommen. Teri Terry bedient sich der Volkssagen der Region rundum Dartmoor um ein mitreißendes, magisches, düsteres, blutiges, verfluchtes Bühnenbild zu schaffen, das einen mitreißenden Rahmen für den Plot kreiert. Tote im Moor, ein düsterer Wald voller alter Geheimnisse und Sagen, ein verlassenes Haus, eine bluthungrige Meute an verfluchten Hatzhunden: kurzum jede Menge Mystik, Legenden und düstere Familiengeheimnisse.
"Ihre Worte verfolgen mich: Die Dunkelheit wird mich finden. Und nun hat sie mich gefunden, bald wird sie ganz von mir Besitz ergreifen."
In all dem alltäglichen Geplänkel, in dem sich Piper sehr seltsam verhält und Quinn die neue Art zu leben zu genießen scheint, tauchten nur vereinzelt seltsame Andeutungen auf: Erinnerungen, Gedankenfetzen einer der beiden Mädchen, Familiengeheimnisse, die darauf hindeuten, dass Quinn gefährlich ist - nach der Geburt von Piper getrennt, um ihr nicht wehtun zu können. Piper ist lebensfroh, wunderbar und alle haben sie gern, doch während die Handlung einige Wendungen vollzieht und schließlich auch das Setting wechselt, wird langsam klar, dass Piper eigentlich diejenige ist, vor dem man sich in Acht nehmen muss...
"Im Dunkel erkenne ich rote Augen.
Wir sind gefangen.
Frieren.
Warten.
Hungrig, so schrecklich hungrig.
Bald sind wir frei."
Auf geheimnisvolle und verwirrende Art und Weise vermischt Teri Terry auch hier wieder mit bildgewaltigem, flüssigen und mitreißenden Schreibstil Wahrheit und Lügen, Gut und Böse und erschafft eine magische Mischmasch-Geschichte mit zwei Zwillingen, alten Familiengeheimnissen, Fantasy- und Psychothriller-Elementen und ganz vielen Lügen.
"Ich weine, weil sie mich trotz allem tröstet. Piper weiß über die Dunkelheit Bescheid und dennoch hält sie mich fest. Isobel hat das nie getan, Gran auch nicht. Nicht so."
Besonders ist jedoch vor allem die Beziehung der beiden Schwestern zueinander. Wie man es Zwillingen nachsagt verbindet sie beiden eine besondere Anziehungskraft, die man bis zum Ende der Geschichte nicht so ganz versteht. Als roter Faden zieht sich die Frage durch die Handlung, welche der beiden nun die Böse ist, was sich immer wieder zu drehen scheint, auch wenn schon fast zu Beginn offensichtlich ist, wie die Frage zu beantworten sein wird. Wunderbar fand ich, dass diese Frage jedoch im Laufe der Handlung ausgehoben wird, als ich Gut und Böse immer mehr vermischen. Sowohl Piper als auch Quinn spüren den Sog der Dunkelheit in sich, als sie in Dartmoor ankommen und Teil einer uralten, blutigen Jagd werden, doch welche der beiden kann sich davon lösen und welche geht unter? Durch diese Ungewissheit ist es schwer, zu einem der beiden Mädchen eine besondere Verbindung aufzubauen, auch wenn man ihre Gefühle und Gedanken kennt. Selbst diese scheinen irgendwann voller Lügen zu sein und eine wirklich Sympathie für eine der beiden zu hegen ist so sehr schwer. Beide bleiben ein Mysterium, sodass sich meine Zuneigung ganz auf den süßen Welpen Ness und Pipers charmanter Freund Zak beschränkten musste, auch wenn letzterer eine etwas undankbare Rolle zu spielen hat - belogen, manipuliert und ausgenutzt zu werden.
„Doch was ist mit den kleinen Lügen, mit denen wir anderen und uns selbst etwas vormachen? Irgendwann sind sie ein Teil von uns und bestimmen unsere Beziehungen zu anderen - unser eigener Mythos. Und das trifft auf jeden zu, nicht nur auf mich. Ohne Lügen fallen die Masken. Doch manche Masken sollten wir lieber aufbehalten - es ist besser für uns."
Das Ende ist dann episch und hochspannend und ein wirklich gelungener Abschluss der Geschichte, die sich von Anfang bis Ende immer weiter gesteigert hat. Am Schluss werden dann fast alle Fragen beantwortet und in einem ausführlichen Epilog wird dem ganzen Spuk ein Ende gesetzt.
Fazit:
Eine magische Mischmasch-Geschichte aus Wahrheit und Lügen, Gut und Böse mit zwei Zwillingen, alten Familiengeheimnissen, Fantasy- und Psychothriller-Elementen und ganz vielen Lügen. Trotz eines etwas verschlafenen Beginns sehr lesenswert!