Theresa Hannig's "Die Optimierer"- eine erschreckend mögliche Zukunft für uns alle?
Samson Freitag lebt im Jahr 2052 in einem Staat, der seine Bürger von hinten bis vorne überwacht. Durch eine Kontaktlinse im Auge ihrer Bürger können sie jeden Schritt überwachen und jede Handlung nachvollziehen. ...
Samson Freitag lebt im Jahr 2052 in einem Staat, der seine Bürger von hinten bis vorne überwacht. Durch eine Kontaktlinse im Auge ihrer Bürger können sie jeden Schritt überwachen und jede Handlung nachvollziehen. Samson ist vollkommen überzeugt vom Staat und seiner Überwachung und ist ein gut integrierter Bürger. Er ist Lebensberater und geht mit Freude seinem Job nach. Bis ihm eines Tages vorgeworfen wird, dass er eine falsche Beratung erteilt hat. Seit dem gleicht sein Leben einem Abwärtsstrudel, alles an was er je geglaubt hat muss er auf einmal in Frage stellen, dabei wollte er doch nur ein guter Bürger mit vielen Sozialpunkten sein!
Meine Meinung:
Das Cover ist sehr auffällig und weist gleich auf einen Technikbezug hin. Gelb und schwarz als Kombination gefallen mir jetzt nicht so gut, ich finde aber, dass das Cover perfekt zum Buch und seinem Inhalt passt.
Der Titel ist auch perfekt zum Buch gewählt, verrät aber zum Glück nicht so viel.
Zu den Charakteren muss ich sagen, dass es sich hierbei nicht wirklich um liebenswerte Personen handelt, mit denen man sich gut identifizieren kann. Man bleibt immer zu diesen doch sehr "überspitzten" Personen auf Distanz, was aber glaube ich von der Autorin beabsichtigt war. Gerade Samson mit seiner Systemtreue und seinen Macken, wird mir nicht richtig sympathisch, aber ich finde er ist eine gute Figur. Ich kann ihn verstehen und in dem Kontext in dem er lebt ergeben seine Handlungen Sinn. Auch die weiteren Nebenfiguren sind mehr fehlerhaft als perfekt und machen das Buch daher nur noch realistischer.
So ein Buch aus der Perspektive eines Unterstützers zu schreiben war meiner Meinung ein genialer Schachzug der Autorin, es war ganz einfach mal ein anderer Blickwinkel. Das System wirkte daher nicht nur schwarz und schlecht, sondern ich konnte auch durchaus nachvollziehen warum Samson so gerne dort gelebt hat. Die Handlung war gut nachvollziehbar geschrieben, sie hatte ihre Höhen und Tiefen. Gerade bei dem ein oder anderen Tiefpunkt fühlte ich wirklich mit mit Samson. Nur zum Ende hin war ich ein wenig verwirrt was denn gerade passiert und wo wer ist. Da ging dann leider alles ein bisschen schnell.
Theresa Hannig schreibt sehr schön ohne unnötige ich nenne es mal Schnörkel. Alles wirkt sehr klar und sauber formuliert, passend zu der Welt in dem ihr Buch spielt, da war auch immer alles sehr geordnet und durchschaubar. Zum Ende hin gab es die ein oder andere Überraschung die man als Leser nicht erwartet und man sitzt einen kleinen Moment mit offenen Mund vor seinem Buch (Nach dem Motto: " Nein, dass ist jetzt nicht wirklich passiert"). Positiv ist auch noch anzumerken, dass Frau Hannig sich wirklich eine ganzes System ausgedacht hat, dass sich an sich logisch verhält. Es gibt keine Logikfehler und ich hatte immer das Gefühl, dies könnte durchaus einmal Realität werden. Ich hoffe natürlich das Gegenteil und das wir Menschen noch einmal die Kurve kriegen.
Fazit:
Ein sehr gelungnes Debüt von Theresa Hannig, die eine erschreckende optimierte Gesellschaft so realistisch zeichnet, dass man sich als Leser wirklich vor ihr fürchtet. Auch Handlung und Charaktere sind flüssig und ausgearbeitet geschrieben. Nur zum Ende hin war ich ein klein wenig verwirrt, daher der eine Punkt Abzug. Für Fans von George Orwell's 1984 ein wahres Muss!