Von Generation zu Generation
An der Goldküste im Afrika des 18ten Jahrhunderts liegen die Wurzeln von Effia und Esi. Sie sind Schwestern, wissen jedoch nichts von der Existenz der jeweils anderen. Beide müssen sich durchschlagen, ...
An der Goldküste im Afrika des 18ten Jahrhunderts liegen die Wurzeln von Effia und Esi. Sie sind Schwestern, wissen jedoch nichts von der Existenz der jeweils anderen. Beide müssen sich durchschlagen, eine wird die „Ehefrau“ eines weißen Engländers, die andere als niedere Sklavin verkauft. Ihre unterschiedlichen Lebenswege und die ihrer Nachkommen zeichnet die junge Autorin Yaa Gyasi nach.
Was bedeuten Heimat und Herkunft? Was heißt es „Schwarz“ zu sein? In Afrika – in Amerika? Wo liegen die eigenen Wurzeln und was macht es mit einer Person, wenn sie diese am liebsten kappen würde? Gyasi beschäftigt sich in ihrem wunderbaren Roman mit vielen Fragen der eigenen Identität, der gesellschaftlichen Strukturen und der familiären Bande. Wir begleiten zwei Familien durch die Geschichte, durch Bürgerkriege und Sklaverei, durch Aufstände und Rassentrennung. Meistens sind die Mütter und Töchter die Hauptfiguren der jeweiligen Generation; jede bekommt ein eigenes Kapitel. Die Autorin vermag es hervorragend den Zeitgeist der jeweiligen Generation, die familiären Strukturen und Veränderungen, aber auch die ganz eigenen persönlichen kleinen Probleme der jeweiligen Figur in ein Kapitel zu stecken. Das wirkt weder gepresst noch unübersichtlich, ganz im Gegenteil. Eine reichhaltige, wundervolle und auch lehrreiche Familienchronik entsteht durch die einzelnen Szenen, die zwar einzelne Zeitabschnitte beleuchten, aber trotzdem ein rundes Ganzes liefern. Auch sprachlich hat mir „Heimkehren“ sehr gut gefallen, die Autorin erzählt mitreißend und sehr flüssig, lässt sich aber auch Zeit für Details. Sowohl Liedgut als auch Sinnsprüche finden ihren Platz, von den Sitten der Fantestämme bis hin zu typischen Südstaatenbräuchen findet alles seinen rechten Platz. Gyasi übt immer auch dezente Kritik, jedoch nicht durch reißerisches Anprangern, sondern durch nüchterne Fakten. Nachdenklich macht ihr Roman auf jeden Fall. Sehr interessant fand ich auch den vorangestellten Artikel, den die Autorin zu Beginn der Trump’schen Präsidentschaft veröffentlichte. Eine kluge, junge Autorin, von der man hoffentlich noch viel hören und lesen wird.