Würdest du tiefer blicken, auch wenn du Abgründe entdecken könntest?
"Nenn mich feige, meinetwegen eine Schisserin, ganz egal. Ich traue anderen Händen nicht, die vorgeben, mich auffangen zu wollen." ~ Gwen
Diese Szene beschreibt sehr gut die Anfangsphase zwischen Gwen ...
"Nenn mich feige, meinetwegen eine Schisserin, ganz egal. Ich traue anderen Händen nicht, die vorgeben, mich auffangen zu wollen." ~ Gwen
Diese Szene beschreibt sehr gut die Anfangsphase zwischen Gwen und Oscar:
ich konnte zwar fühlen, dass da irgendetwas zwischen den beiden ist, aber da beide versucht haben, ihre Emotionen gegenüber dem anderen zu verdrängen, konnte ich die Tiefe ihrer Gefühle nur schwer greifen und einschätzen und es blieb bei noch recht oberflächlicher Zuneigung. Als sie dann jedoch die Nähe endlich zugelassen haben, konnte ich förmlich fühlen, wie mit jedem Training die Vertrauensbindung der beiden zueinander gestärkt wurde und sie sich einander nicht nur körperlich, sondern auch emotional näher gekommen sind. Bedingt durch den Paarlauf wurde hier auf elegante Weise die Liebe der beiden zum Eislaufen an sich mit dem gegenseitigen Bedürfnis nach jemandem, der hinter die Fassade blickt und sie so sieht und liebt, wie sie wirklich sind. Bei beiden Aspekten hat die Autorin wirklich geglänzt, sei es mit dem tiefgehenden Wissen über die verschiedenen Figuren im Eislauf, die so leichtfertig miteingebunden werden, dass man selbst kein Fachmann sein muss, um sich bildlich die einzelnen Szenen auf dem Eis vorstellen zu können oder auch mit den Charakteren, die durch ihre vielschichtigen Hintergründe viel Potenzial mitgebracht haben. Doch während Oscars Geschichte sehr detailliert behandelt wird und wir einige Male in seinen Kopf blicken, um die Vergangenheit auf der Straße aus seinem Blickwinkel mitzuerleben, bleibt Gwen eher blass dagegen, da bereits in den Vorgängerbänden angeschnittene Szenen kaum oder gar nicht thematisiert werden und besonders ihr psychologisches Problem nur sehr knapp angeschnitten wird, obwohl es im Lauf des Buches doch immer wieder in größerem Maße zum Vorschein kommt und somit auch für die weitere Handlung von Bedeutung ist. Ich hätte mir gewünscht, dass die Autorin noch mehr auf die tatsächliche Diagnose, deren Therapie und dem Umgang der beiden mit dieser Erkrankung in ihrem weiteren Leben eingegangen wäre, um ein rundes Bild von einer potenziellen Zukunft der beiden vor Augen haben zu können. Ich vergebe 4/5 🌟 und freue mich sehr auf den 4. Band der Reihe.