Cover-Bild Die Enkelin
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 27.10.2021
  • ISBN: 9783257071818
Bernhard Schlink

Die Enkelin

Birgit ist zu Kaspar in den Westen geflohen, für die Liebe und die Freiheit. Erst nach ihrem Tod entdeckt er, welchen Preis sie dafür bezahlt hat. Er spürt ihrem Geheimnis nach, begegnet im Osten den Menschen, die für sie zählten, erlebt ihre Bedrückung und ihren Eigensinn. Seine Suche führt ihn zu einer völkischen Gemeinschaft auf dem Land – und zu einem jungen Mädchen, das in ihm den Großvater und in dem er die Enkelin sieht. Ihre Welten könnten nicht fremder sein. Er ringt um sie.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.10.2021

Ungewöhnliche Geschichte

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Die Enkelin ist ein zweifellos toller Roman, der eine ungewöhnliche Geschichte erzählt. Kaspar findet seine geliebte Frau Birgit tot in ihrer Wohnung. Als er später ihren Nachlass sichtet, stellt er fest, ...

Die Enkelin ist ein zweifellos toller Roman, der eine ungewöhnliche Geschichte erzählt. Kaspar findet seine geliebte Frau Birgit tot in ihrer Wohnung. Als er später ihren Nachlass sichtet, stellt er fest, dass Birgit Geheimnisse vor ihm hatte. Die Geheimnisse sind durchaus sehr gravierend und eröffnen Kaspar die Option, neue Menschen, darunter eine Enkelin, in sein Leben zu lassen. Dabei wird er allerdings mit einer Weltsicht konfrontiert, die mit seiner eigenen enorm kollidiert.
Mir gefällt der ruhige Schreibstil des Buchs, der gut zu Kaspar passt. Die Charaktere sind durchaus unterschiedlicher Natur und längst nicht alle sympathisch – genauer gesagt, hat jeder der Charaktere seine Fehler und wird dadurch authentischer. Kaspar reflektiert viel und meistert den Zwiespalt, in dem er sich mit seiner Enkelin oft befindet, ziemlich souverän.
Was mir nicht gut gefällt, ist, dass der Sprachstil Kaspars nicht von dem Birgits oder seiner Enkelin abweicht. Das macht das Lesen des mittlerein Parts teilweise anstrengend und verhindert etwas einen tieferen Inneneinblick in die Enkelin. Vor allem Kaspar und Birgit ähneln sich in ihrem Erzählstil zu sehr. Was mich ebenso verwundert, ist, dass Kaspar eine aus meiner Sicht nicht angemessene Reaktion auf die Offenbarungen Birgits Geheimnisse reagiert. Dass er besonnen ist und Birgit dennoch liebt – geschenkt, aber jeder Mensch wäre um einiges bestürzter und verletzter als er es war.

Veröffentlicht am 15.03.2022

Berührende Familiengeschichte zwischen Ost- und Westdeutschland

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"In seiner Trauer, in der er Birgit immer und überall vermisste, als sei sie immer und überall um ihn gewesen, hatte er vergessen, wie oft und wie weit sie weg gewesen war."

Birgit und Kaspar lernten ...

"In seiner Trauer, in der er Birgit immer und überall vermisste, als sei sie immer und überall um ihn gewesen, hatte er vergessen, wie oft und wie weit sie weg gewesen war."

Birgit und Kaspar lernten sich als Studenten während dem kalten Krieg in Berlin kennen. Er ist aus dem Westen, sie aus dem Osten... Sie möchten zusammen sein, und so verhilft Kaspar Birgit zur Flucht. Viele Jahre später, nach ihrem Tod, entdeckt er in ihren Aufzeichnungen, was sie im Osten alles zurücklassen musste, um bei ihm zu sein. Kurz vor der Flucht gebar sie eine Tochter, die sie im Osten zurückliess, und die sie seither finden wollte, jedoch nicht den Mut dazu hatte. Und so beschließt Kaspar, Birgits Tochter zu finden...

Ich lese sehr gerne Bernhard Schlinks Romane. Sein ruhiger, kalkulierter, aber auch poetischer Schreibstil mit historischen Details gefällt mir, und auch "Die Enkelin" ist wieder in seinem typischen Stil geschrieben. Das Thema Rechtsradikalismus steht an zentraler Stelle und war für mich nicht immer einfach zu verdauen. Tragisch und aufrüttelnd verbleiben seine Worte in mir. Ein trauriges Buch, welches noch lange nachwirken wird.

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Veröffentlicht am 21.01.2022

Kaspar und seine Wahl-Enkelin

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Als seine Frau Birgit stirbt, erfährt Kaspar, dass sie eine Tochter hatte, die sie jedoch nicht in die Ehe mitbrachte. Birgit war nämlich in den Westen zu ihm geflohen. Doch zeit ihres Lebens wollte sie ...

Als seine Frau Birgit stirbt, erfährt Kaspar, dass sie eine Tochter hatte, die sie jedoch nicht in die Ehe mitbrachte. Birgit war nämlich in den Westen zu ihm geflohen. Doch zeit ihres Lebens wollte sie ihre Tochter finden. Kaspar übernimmt diese Aufgabe für seine verstorbene Frau. Seine Suche führt ihn in den Osten der Republik, bis hin zu einer völkischen Gemeinschaft auf dem Land. Dort trifft er auf Birgits Enkelin, die in ihm den Großvater sieht. Doch ihre Welten könnten nicht fremder sein.

Es ist eine schwierige Suche, die Kaspar für seine verstorbene Frau übernimmt. Nicht nur, dass sich die Spuren von Birgits Tochter verwischt haben, er muss sich auch mit einer ganz anderen Weltsicht auseinandersetzen. Geht das überhaupt, kann man sich als tolerant denkender Mensch mit denen auseinandersetzen, die eindeutig rechter Gesinnung sind? Kaspar kommt immer wieder an seine Grenzen, doch für seine Enkelin nimmt er vieles auf sich. Dieser Teil war für mich der interessanteste an diesem Buch, während ich mich mit dem Einstieg in die Geschichte eher schwer tat, denn es war lange unklar, in welche Richtung der Autor diese Erzählung führen wird.

Dieses Buch konnte mich gut unterhalten und hat mich gleichzeitig zum Nachdenken angeregt. Kaspars Gedanken und seine Bemühungen um seine Stiefenkelin haben mich sehr beeindruckt und tief berührt. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 29.12.2021

mein erster Schlink, aber nicht mein letzter...

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Bernhard Schlink ist immer auf den oberen Plätzen der Bestsellerliste vertreten und so wollte ich auch endlich mal einen Roman von ihm lesen.

Kaspar als Figur hat mich doch enorm berührt, da bei ihm ein ...

Bernhard Schlink ist immer auf den oberen Plätzen der Bestsellerliste vertreten und so wollte ich auch endlich mal einen Roman von ihm lesen.

Kaspar als Figur hat mich doch enorm berührt, da bei ihm ein Verlust den nächsten jagt und er dennoch nicht aufgibt, sondern nach vorn sieht.

Hart fand ich es über die völkische Gemeinschaft zu lesen. Die Vorstellungen von Sigrun haben mich tief bestürzt, aber was will man von einem jungen Menschen erwarten, der nichts anderes kennt und so etwas eingetrichtert bekommen hat.

Auch wenn es verrückt klingt, dass Musik und Kultur zu einem offeneren Weltbild führen, so kann ich dies nur bestätigen. Gerade in den ganz schlimmen Lebensphasen hat mich vor allem die Musik aus dem Sumpf gerettet. Daran musste ich beim Lesen sehr oft denken.

Cooler wäre es für meinen Geschmack gewesen, wenn sich Vergangenheit und Gegenwart abgewechselt hätten und nicht nacheinander erzählt worden wären, aber so war es auch lesenswert.

Fazit: Eine etwas andere Familiengeschichte als man erwartet. Das sollte man gelesen haben. Mir hat es gefallen.

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Veröffentlicht am 29.12.2021

Ein Erbe der besonderen Art

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Ja, es ist ein ganz besonderes Erbe, mit dem sich Kaspar nach dem plötzlichen Tod seiner Frau konfrontiert sieht: sie, der er Mitte der 1960er Jahre zur Flucht aus der DDR verhalf, hatte eine ...

Ja, es ist ein ganz besonderes Erbe, mit dem sich Kaspar nach dem plötzlichen Tod seiner Frau konfrontiert sieht: sie, der er Mitte der 1960er Jahre zur Flucht aus der DDR verhalf, hatte eine Tochter. Die allerdings in die Untiefen rechter Gesinnung abgetaucht ist und, als Kaspar sie nach langer Suche findet, auch kein Interesse hat, daraus wieder aufzutauchen.

Doch sie hat selbst ein Kind, eine knapp fünfzehn Jahre alte Tochter namens Sigrun, die in ihrem bisherigen Leben nur völkische Gesinnung und rechtes Gedankengut mitbekommen hat und - wie könnte es anders sein - davon vollkommen überzeugt ist.

Dennoch schafft es Kaspar, ihre Eltern - der Vater ist um Längen schlimmer, also völkischer und "rechter" als die Mutter, davon zu überzeugen, Sigrun in den Ferien zu ihm zu lassen. Und zwar mit schnödem Mammon, der auch in völkischen Kreisen seinen Reiz hat.

Sowohl für Kaspar als auch für Sigrun bedeuten diese Besuche das Kennenlernen einer vollkommen neuen Welt, in der es zunächst kaum Gemeinsamkeiten gibt. Doch - überraschend für Kaspar - erfolgt eine Annäherung über klassische Musik.

Zerbrechlich allerdings, wie bald klar wird. Ein Roman, der zwei vollkommen unterschiedliche Bevölkerungsgruppen Deutschlands einander gegenüber stellt: einen immer noch eher links orientierten Intellektuellen der 1960er Jahre und einem lange nach der Wiedervereinigung geborenen Mädchen, das nur die Kreise der Neurechten kennt und sich darin bisher wohlgefühlt hat.

Mir hat gefallen, dass Bernhard Schlink in diesem Roman krumme Wege geht. Es gibt überraschende Gegenüberstellungen, Aburteilungen erfolgen auf beiden Seiten, wobei aber immer klar bleibt, auf welcher davon der Autor selbst steht. Auch wenn ich ab und an über ein - kleines - Klischee stolperte, habe ich den Roman mit großem Gewinn gelesen - denn ich bekomme niemals genug von verschiedenen Sichtweisen auf Deutschland und dies ist eine durchaus besondere! Gewissermaßen in der Tradition des "Vorlesers", aber beide Romane sind Kinder ihrer jeweiligen Entstehungszeit und damit völlig unterschiedlich!