Christina Lauren ist auf dem Buchmarkt wahrlich keine Unbekannte, dennoch habe ich von ihr (beziehungsweise von ihnen, da hinter dem Pseudonym ja gleich zwei Autorinnen stecken) noch nichts gelesen. Bei einer Buchverlosung sah ich plötzlich ein wunderschönes Cover und stutzte, als ich den Autorennamen Christina Lauren entdeckte, denn in Deutschland wurde deren Werke bisher eher mit Covern vermarktet, die von Männern (gerne in Anzügen) bestückt sind. Als ich dann las, dass sich die beiden Autorinnen neu ausprobiert haben, dachte ich mir: das passt ja, so kann ich sie überhaupt mal kennenlernen.
Die Geschichte hat eine klare Aufteilung: einmal im Hier und Jetzt, wo sich Macy und Elliot nach elf Jahren wiederbegegnen und einmal Rückblenden in ihre Jugend, wo die beiden sich kennenlernten. Diesen Weg habe ich im Prinzip als sehr ansprechend empfunden, weil in der Gegenwart natürlich viele Andeutungen gemacht wurden, wo klar war, die Lösung liegt in der Vergangenheit und nur dort können wir sie entdecken. Das hat auch einen ungeheuren Spannungseffekt gehabt, was für einen Liebesroman doch eher ungewöhnlich ist. Denn die Autorinnen haben es geschafft, die Vergangenheitskapitel immer in spannenden Momenten zu verlassen, so dass man immer weiterlesen wollte, um zu erfahren: was war jetzt damals eigentlich mit Macy und Elliot, was ist da passiert? Gegen Ende hin kam leider aber etwas Frust dazu, da die Zeitsprünge zwischen den erzählten Episoden in der Vergangenheit sehr unrealistisch wurden, was aber auch viel mit den beiden Figuren zu tun hat, die ich im nächsten Abschnitt behandeln werde.
Macy und Elliot gefielen mir als Charaktere unheimlich gut. Vor allem Elliot ist natürlich der Traum eines jeden Mädchens, da er so viele Bücher liest. Wo gibt’s das heute noch so richtig? Er wirkt dadurch auch etwas nerdig, aber gleichzeitig ist er so empathisch und sensibel, dass man ihn einfach lieb haben muss. Macy ist nicht unbedingt eine Figur, die man sofort ins Herz schließt, da sie sowohl als Jugendliche, als auch als Erwachsene alles falsch zu machen scheint. Aber dennoch konnte ich ihr nicht böse sein, da ja klar war, warum sie so ist wie sie ist, denn an ihr wurde eindrucksvoll gezeigt, wie einnehmend Verluste im Leben eines Menschen sind, weil sie es so beeinflussen, dass man es gar nicht mitbekommt und sich auch nicht wehren kann. Unterschwellig sind die Themen bei mir auch sehr präsent, weswegen ich zu Macy auch einen besonderen Zugang gefunden habe.
Die Chemie der beiden ist am Anfang in erster Linie süß, in der Gegenwart ist sie bittersüß und verzehrend. Aber gerade im Jugendalter kommt es schnell zu einem Knackpunkt, der sehr eng mit meiner Kritik der unrealistischen Darstellung verknüpft ist. Die beiden entdecken ihre Gefühle füreinander, parallel erkennen sie, wie für das Alter üblich, ihre Sexualität und wenn sie sich dann einmal geküsst haben, sehen sie sich eben Monate nicht und das scheint sie nicht so sehr zu bewegen. Das empfinde ich aber als sehr unrealistisch, vor allem, als die beiden noch weiter miteinander gehen und trotzdem den Verstand über alles stehen, in dem Alter wirklich überhaupt nicht passend. Dadurch wurde mir bewusst, dass es den Autorinnen nur darum ging, die Spannung möglichst hochzuhalten und den Leser oder die Leserin auf die Folter zu spannen, dafür haben sie aber in Kauf genommen, dass die Vergangenheit doch irgendwie auch zäh wirkte.
Ansonsten gefällt mir die Geschichte aber wirklich gut. Es gibt viele ruhige, einnehmende Momente. Es gibt Oden an die Familie, das Thema Trauer wird intensiv beleuchtet, ebenso wie Beziehungen, die nicht der Liebe wegen geführt werden, sondern um der Einsamkeit zu entkommen. Diese Themenkomplexe hatten eine sehr berührende Note. Nur der Grund, warum sich Macy und Elliot elf Jahre nicht mehr gesehen haben, wurde am Ende dann wieder etwas überdramatisiert. Zwar schloss sich logisch ein Kreis, dennoch gab es kleinere Details an der Erklärung, die man dann eher mit einem Augenzwinkern sehen muss.
Fazit: „Nichts als Liebe“ ist wirklich eine schöne Liebesgeschichte, bei der es für Christina Lauren eher untypisch, weniger um die sexualisierte Komponente als um das Zwischenmenschliche geht. Dennoch ist die Geschichte nicht ganz rund erzählt, weil an einigen Stellen einfach zu viel gewollt wurde, was dann mit der Atmosphäre nicht ganz stimmig war. Aber ich habe auf jeden Fall gemerkt, dass sich hinter Christina Lauren zwei Autorinnen verbergen, die zu erzählen wissen.