Emotionale Verwicklung rund um das Thema Organspende
Für emotionale Lektüre kann ich zielsicher immer zu Dani Atkins greifen, weil sie sich immer wieder Themen annimmt, die sie mit einem gewissen leichten übersinnlichen Ansinnen verpackt. Die Geschichten ...
Für emotionale Lektüre kann ich zielsicher immer zu Dani Atkins greifen, weil sie sich immer wieder Themen annimmt, die sie mit einem gewissen leichten übersinnlichen Ansinnen verpackt. Die Geschichten sind aber dabei immer so aus dem Leben gegriffen, dass es mich immer total packt. Für „Bis zum Mond und zurück“ hat sie sich diesmal das Thema Organspende ausgeguckt, was ich inhaltlich in meiner Bachelorarbeit bearbeitet habe, also tatsächlich ein Bereich, wo ich mich besser auskenne.
Inhaltlich geht es um Alex und Connor, die ihre Frau und Mutter verloren haben, die aber durch die Bereitschaft zur Organspende vier Menschen das Leben bzw. ein Stück Lebensqualität (im Falle von Mac) geschenkt hat. Es geht also nicht unmittelbar um die Organspende, sondern eher um die Auswirkung und den Bereich, der tatsächlich oft berichtet wird, dass durch so eine Organspende eine Verbindung da ist. Cecelia Ahern hat das auch mal in einem Roman verarbeitet, wo durch eine Herzspende die Protagonistin auf einmal andere Sprachen kannten und andere Interessen entwickelt hat. In eine ähnliche Richtung geht nun auch Atkins, aber es ist wirklich auf eine zarte Art gestaltet, aber wo man sich so ganz eigene Gedanken machen kann, ob nicht wirklich etwas von Lisa durch ihre Organe in vier anderen Menschen weiterlebt. Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt, aus der von Alex und der von Molly, die das Herz von Lisa transplantiert bekommen hat. Beide Perspektiven sind sehr emotional gestaltet. Die von Alex ist insgesamt natürlich schwerer, weil wir nach einer kleinen Kostprobe ins unbeschwerte Familienleben gleich das große Unglück haben und die Trauer ist wirklich intensiv greifbar. Ich fand es sehr authentisch dargestellt, sowohl für Alex als auch für seinen Sohn, der es auf seine kindliche Art ganz anders empfindet.
Molly ist mehr der lebendigere Teil, obwohl sie eigentlich am Anfang dem Tod geweiht ist, aber sie blüht durch ihren Job auf und mit dem neuen Herz kann sie ihre Lebenslust auch endlich wieder ausleben. Dennoch ist sie jetzt kein wildes Partyhuhn. Sie ist niemand, die ständig unterwegs sein muss, aber sie nimmt das Leben nicht für selbstverständlich und genießt es mehr in den Kleinigkeiten und das ist ein guter Ausgleich zu Alex, auch wenn natürlich auch Molly ihre Tiefpunkte erlebt. Angesichts der beiden Perspektiven und dass man Atkins als Fan eben so kennt, war es eine intuitive Annahme, dass wir die Liebesgeschichte von Molly und Alex erleben. Stattdessen ist es aber eine breiter erzählte Geschichte, denn die anderen drei Spender sind genauso Teil davon und es ist ein diverser Haufen an Menschen, der das Ganze sehr interessant gemacht hat. Aber es ergibt sich ein Liebesdreieck und ich fand es nachvollziehbar, wie dadurch eine Anspannung entstanden ist, weil eben diese Organspende es in einen anderen Kontext hievt. Deswegen wurde ich insgesamt auch top unterhalten, weil deutlich wird, dass Geschichten nicht immer nach einem Schema F ablaufen müssen.
Ich fand die ganze Entwicklung sehr unterhaltsam, auch weil es viele Wendungen gab, ohne dass es gleich ein Thriller sein muss. Es wird auch ein längerer Zeitraum von über einem Jahr erzählt, was auch Entwicklungen in einem größeren Ausmaß möglich gemacht hat. Alex ist zwar nie wirklich zu meinem Liebling geworden, weil wir durch seine Trauer glaube ich nie wirklich ihn als Menschen kennengelernt haben, aber es war dennoch mitreißend, wie er sich sowohl für seinen eigenen Prozess als auch den von Connor verantwortlich fühlte. Für ihn war es wirklich ein Kampf, aber einer der sich auf jeden Fall gelohnt hat. Molly war wie gesagt einfacher, aber es war auch schön, dass sie eben mit allen Figuren agiert hat und dass sie bei allen etwas bewirkt hat. Gerade am Ende ist noch einmal ein richtiges spannendes Element beigefügt worden, wo sich alles wunderbar zusammengesetzt hat. Spannend und emotional bis zum Schluss.
Fazit: Dani Atkins erreicht mich auch mit „Bis zum Mond und zurück“ wieder emotional, denn das Thema Organspende und die Nachwirkungen wird in eine Geschichte verwickelt, die ich vorher so in ihrem Ausgang nicht vermutet hätte. Aber ich bin bei allen Wendungen auf meine Kosten gekommen und bleibe eine treue Leserin von Dani Atkins.