Cover-Bild Leuchtfeuer
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: hanserblau in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 19.02.2024
  • ISBN: 9783446279353
Dani Shapiro

Leuchtfeuer

Roman
Ulrike Wasel (Übersetzer), Klaus Timmermann (Übersetzer)

Eine Sommernacht 1985: In einem Vorort von New York steigen drei betrunkene Teenager in ein Auto – und nichts ist mehr wie zuvor.
Die Geschwister Sarah und Theo zerbrechen fast an der Last des Geheimnisses, das sie seitdem teilen, und selbst 20 Jahre später bestimmt es ihr Leben. Auch ihr Vater Ben, ein pensionierter Arzt, hadert mit seiner Rolle in jener denkwürdigen Nacht. Doch als Bens Begegnung mit dem zehnjährigen Nachbarsjungen Waldo eine Kette von Ereignissen in Gang setzt, droht das Geheimnis zu platzen und ihrer aller Leben in ungeahnte Bahnen zu lenken.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.04.2024

Kleine Flamme statt Leuchtfeuer

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Eine Entscheidung kann dein Leben verändern, ihm eine positive oder negative Wendung geben. Diese Erfahrung müssen die Geschwister Sarah und Theo sehr früh im Leben machen. Im Teenager-Alter verursachen ...

Eine Entscheidung kann dein Leben verändern, ihm eine positive oder negative Wendung geben. Diese Erfahrung müssen die Geschwister Sarah und Theo sehr früh im Leben machen. Im Teenager-Alter verursachen sie einen Unfall, bei dem eine Freundin stirbt. Auch ihr Vater Ben, ein Arzt, fühlt sich für den Tod des jungen Mädchens mitschuldig. Von da an ist nichts mehr so, wie es vorher war. Statt die Geschehnisse gemeinsam aufzuarbeiten, schweigt die Familie. Sie werden sich immer fremder und hadern mit ihrem Leben. Jahrzehnte später verschwindet in einer kalten Winternacht nicht nur ein kleiner Nachbarsjunge, sondern auch die inzwischen demente Mutter von Sarah und Theo spurlos. Ein Zufall, der tragische Folgen hat und ein Wendepunkt für alle Beteiligten ist.
„Leuchtfeuer“ von Dani Shapiro ist ein Roman, der zeigt, wie fragil unser aller Glück ist. Eine (falsche) Entscheidung, ein unbedachter Moment, ein Zufall kann unser Leben in eine ganz neue Bahn lenken. Aber auch, dass wir oftmals unser Unglück selbst heraufbeschwören – um uns zu bestrafen, aus Schuld, weil wir unseren eigenen Erwartungen nicht gerecht werden, uns der Mut fehlt oder alles in uns hineinfressen, statt miteinander zu reden. Zweifelsohne intensive Themen, die die Autorin in ihrem neuen Roman anspricht. Und doch konnte mich die Story nicht für sich einnehmen. Mir fehlte die Tiefe. Das lag zum einen an den ständig wechselnden Erzählperspektiven, aber vor allem daran, dass ich mit den meisten Charakteren einfach nicht warm wurde. Vielleicht lag es daran, dass sich die Autorin bei ihren Figuren sehr stark auf bestimmte, meist selbstzerstörerische Wesenszüge fokussiert hat und deshalb der Mensch als Ganzes dabei auf der Strecke blieb. Bis auf Waldo und Ben fand ich eigentlich keine der Figuren irgendwie greifbar oder sympathisch. Einzig die Szenen mit Waldo und Ben dagegen sind mir positiv im Gedächtnis geblieben. Sie waren berührend und tröstlich. Das reicht aber nicht aus, um eine klare Leseempfehlung zu geben.

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Veröffentlicht am 31.03.2024

Die Geheimnisse der Division Street

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Vorstadtidylle - aber es lasten Geheimnisse auf der Division Street. Ein folgenschwerer Unfall und eine Geburt, beides verändert das Leben zweier benachbarter Familien für immer und hat Auswirkungen auf ...

Vorstadtidylle - aber es lasten Geheimnisse auf der Division Street. Ein folgenschwerer Unfall und eine Geburt, beides verändert das Leben zweier benachbarter Familien für immer und hat Auswirkungen auf jeden einzelnen der Bewohner. Bei einem Verkehrsunfall stirbt ein Mädchen und kurz darauf wird ein kleiner Junge geboren, dessen Leben ursprünglich auch auf des Messers Schneide stand. Die Auswirkungen der beiden Ereignisse erstrecken sich über mehrere Jahrzehnte und verweben die Schicksale der beiden Familien miteinander. Wie gehen die einzelnen Familienmitglieder miteinander um? Schaffen sie es, trotz der Vorkommnisse wieder ein sorgenfreies Leben zu führen? Oder lasten die Geheimnisse der Division Street für immer auf ihren Bewohnern?

Dani Shapiros Roman lässt uns über mehrere Jahrzehnte mitverfolgen, wie 2 benachbarte Familien mit Schicksalsschlägen umgehen. Über mehrere Zeitebenen erstreckt sich der Roman und Kapitel für Kapitel lernen wir die einzelnen Familienmitglieder kennen, erfahren, wie sie den Unfall bzw. die Geburt des kleinen Waldos erlebt haben und sehen, wie sie im Laufe der Zeit damit zurecht kommen. Welche Bewältigungsstrategien gibt es, um das Erlebte zu verarbeiten? Geschieht das überhaupt oder lasten die Geheimnisse weiter über den einzelnen Menschen.?

Im Roman werden viele Themen angeschnitten, angefangen vom traurigen, durch 2 Teenagern aus Unachtsamkeit verursachten Unfall, bei dem ein Mädchen ums Leben kam, über eine traumatische Geburt, Alkoholsucht, bis hin zur Demenzerkrankung, die die sympathische Mimi ereilt. Alles ist hoch interessant und es gäbe über jedes Thema eine eigene Geschichte zu erzählen. Leider wird jedes Problem nur sehr oberflächlich gestreift und es gelingt aus meiner Sicht nicht, sich wirklich in das Buch hineinzuversetzen. Die Charaktere sind auf den ersten Blick teilweise so farblos wie Ben, manche auch richtig unsympathisch, wie der arrogante Shenkman und man möchte sie eigentlich besser kennen lernen. Sobald man jedoch ein bisschen tiefer eintaucht, ist das Kapitel um, und die nächste Person wird kurz beschrieben. Für mich hat diese Erzählweise das Buch eher mühsam zu lesen gemacht und es ist mir nicht gelungen, mich dafür zu begeistern, auch wenn das ursprüngliche Thema, die auf den Familien lastenden Geheimnisse, sehr interessant geklungen haben.

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Veröffentlicht am 26.03.2024

Starker Anfang, komplexe Familienbeziehungen

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Drei angetrunkene Teenager wollen im Sommer 1985 nach einer Party nach Hause und steigen in das Auto der Geschwister Sarah und Theo. Da Theo das Mädchen hinten im Auto beeindrucken möchte, lässt Sarah ...

Drei angetrunkene Teenager wollen im Sommer 1985 nach einer Party nach Hause und steigen in das Auto der Geschwister Sarah und Theo. Da Theo das Mädchen hinten im Auto beeindrucken möchte, lässt Sarah ihn fahren. Doch die drei verunfallen und Mitsy stirbt noch im Auto. Nicht nur Sarah und Theo sind von dieser Nacht schwer traumatsiert, auch ihr Vater und Arzt Ben, kann die Nacht, sein Handeln und dessen folgenschwere Konsequenz nicht vergessen.

Dani Shapiro startet direkt mit der Unfallszene und konnte mich dadurch derartig fesseln, dass ich nur so durch die Seiten flog. Es folgt jedoch keine chronologische Erzählung, was nach dem Unfall passiert ist. Stattdessen wird aus wechselnden Perspektiven und auf unterschiedlichen Zeitebenen von Ben, Theo, Sarah sowie den Nachbarn Waldo und seinen Eltern erzählt. Ben hat bei Waldos Geburt geholfen und die beiden haben ein bestehendes Verhältnis, das sich auch im steigenden Alter aufrechterhält und in einer besonderen Beziehung zueinander zeigt. Währenddessen sind Sarah und Theo auf ihre eigene Art gebrochen und kompensieren ihre Traumata und das Schweigen auf unterschiedliche Weise: Sarah sucht sich Ausflüchte aus ihrer Ehe und gibt sich dem Alkoholismus hin und Theo verbringt jede freie Minute in seinem Restaurant.

Wer sich hier ein spannendes Buch rund um die Unfallnacht, die Aufklärung und eventuelle Plottwists freut, wird sicherlich enttäuscht. Denn vielmehr handelt es sich um einen Roman über zwei Familien, die miteinander verbunden sind und durch den Unfall harte und gleichzeitig fragile Persönlichkeiten geworden sind. Dani Shapiro bildet die Dynamiken, die Mechanismen des Schweigens und den Umgang mit Traumata in Form der Darstellung und Einsichten in das Innenleben der verschiedenen Figuren dar. Dabei bin ich wegen der wechselnden Zeitebenen, Sprünge und oftmals unmittelbaren Passagen häufig durcheinander geraten bzw. musste mich im Geschehen und im Lesefluss neu finden.

Ein Roman, der mich bewegt hat, für viele sicherlich traurig und melancholisch daherkommt.

Veröffentlicht am 25.03.2024

Merkwürdig schwülstiges Allerlei

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Eigentlich war ich sicher, dass dieses Buch genau meins ist. Es fängt auch vielversprechend an.

Da haben Teenager einen Autounfall und ein Mädchen stirbt. Eine Tragödie, die Sarah und Theo, die überlebenden ...

Eigentlich war ich sicher, dass dieses Buch genau meins ist. Es fängt auch vielversprechend an.

Da haben Teenager einen Autounfall und ein Mädchen stirbt. Eine Tragödie, die Sarah und Theo, die überlebenden Teens, auf ewig traumatisiert. Aber auch Ben, ihr Vater, ein Arzt, der vor Ort war und nicht helfen konnte, kommt nicht darüber hinweg.

Das alles wird spannend und einfühlsam erzählt. Man hat das Gefühl, man ist dabei, spürt die Trauer, Reue und die Verlorenheit der Figuren.

Dem jungen Paar nebenan konnte Ben helfen, als ihr Sohn Waldo unerwartet plötzlich auf die Welt kommen wollte. Waldo ist ein besonderer Junge und irgendwas verbindet die beiden auch später noch, wenn Ben alt und Waldo ein junger Mann ist.

In vielen Zeitsprüngen, vor, zurück und hin und her, wird das Leben dieser Figuren erzählt, die immer wieder Berührungspunkte haben. Nur, so schön das ist, ist deren Leben nicht sonderlich ereignisreich. Der wirklich starke Anfang des Buches verpufft schnell und dann leben alle vor sich hin und leiden anschaulich.

Der grundsätzlich schöne Erzählstil verläuft sich auch immer wieder, ufert aus und treibt oft reichlich kitschige Blüten.

Meine anfängliche Begeisterung für dieses Buch hat schnell nachgelassen. Ich habe immer noch auf einen besonderen Plot gewartet, aber im Grunde dreht sich das Geschehen nur immer im Kreis, um uns zu zeigen, dass alles miteinander verbunden ist. Was wie ein psychologisch interessantes Drama beginnt, endet als merkwürdig schwülstiges Allerlei mit esoterischen Anklängen und peinlichem Geisterzauber.

Jammerschade.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Hat mir nichts gegeben

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„Es sieht aus, als wäre das Meer mit Abertausenden flimmernden Sternen gefüllt. Vielleicht ist jeder einzelne das, was von jeder Seele bleibt, die je gelebt hat; vielleicht ist Zeit kein Kontinuum, ...

„Es sieht aus, als wäre das Meer mit Abertausenden flimmernden Sternen gefüllt. Vielleicht ist jeder einzelne das, was von jeder Seele bleibt, die je gelebt hat; vielleicht ist Zeit kein Kontinuum, sondern Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft entfalten sich immer und ewig.“ (S. 282)

Mit jeder Entscheidung verändern sich die Schleifen unseres Lebens - und unserer Zukunft; jeden Tag schreiben wir den Verlauf unsere Geschichte von Neuem, nur das, was hinter uns liegt, kann nicht mehr ungeschehen gemacht werden.

Niemals wird Theo Wilf das Geräusch zerberstenden Metalls vergessen, den Schrei des Mädchens; das letzte Mal, das ihre Stimme in der Welt der Lebenden zu hören ist. Mehr als zwanzig Jahre ist es her, dass das Auto, in dem er mit seiner Schwester Sarah und dem Mädchen saß, gegen einen Baum prallte, und das Leben seiner Familie für immer verändern würde. Während Theo sich schon immer im Schatten seiner Schwester aufhielt und wohlfühlte, war Sarah in allem, was sie machte, ein Goldkind: selbstbewusst, talentiert, die Welt stand ihr offen. Doch unter der Last des Geheimnisses, das sie seit der Nacht des Unfalls im Jahr 1985 trägt, verliert sie ihr Strahlen; niemand ahnt, dass sie stets nur wenige Schritte vom Abgrund entfernt ist. Sie hält die Fassade aufrecht, betäubt ihre Gefühle mit Alkohol, verliert sich in der Wärme flüchtiger Küsse, fremder Hände an ihrem Gesicht. Theo hingegen war fortgegangen, um zu vergessen, füllt die Leere in seiner Brust mit Arbeit, etwa dem Kreieren neuer Gerichte. Sein Restaurant „Twelve Tables“ ist schon längst kein Geheimtipp mehr, jede Nacht sind alle Tische restlos belegt. Aber weder das Knistern britzelnden Öls noch das Zischen der Kaffeemaschine können das Gesehene und Gehörte in der Tonspur seines Lebens überschreiben; er entkommt ihm nicht. Ein unerwarteter Anruf seiner Schwester lässt ihn jäh aus der Zeit fallen, und bringt ihn zurück an den Ort seiner Kindheit. Den Ort, an dem die Geister warten.

„Änderst du ein Element, ändert sich alles. Eine Erschütterung hier verursacht ein Erdbeben dort. Eine Bruchlinie vertieft sich. Ein Schalter wird umgelegt.“ (S. 9)

Als ich noch klein war, liebte ich es, nachts in den Sternenhimmel zu gucken, mich in den leuchtenden Flecken zu verlieren; ungreifbar, ihre Entfernung, und das machte mir Angst. Wir, kleine Staubkörner in der Galaxie, suchend, umeinander kreisend und doch in unseren eigenen, kleinen Universen gefangen. Und so auch die Protagonist:innen in Dani Shapiros Roman „Leuchtfeuer“: Über die Jahrzehnte verstreut berühren ihre Leben einander flüchtig, ihre Bahnen kreuzen sich und aus jeder Begegnung gehen sie als Andere hervor. Empathisch zeichnet Shapiro polyphon die Wege nach, die hinter ihnen liegen, und wie sie sich im Laufe der Zeit verändert haben, die Last der Sommernacht und die Bürde der Familie auf dem Herzen tragend. Die Vergegenwärtigung der Flüchtigkeit des Lebens durch jede noch so kleine, alltägliche Entscheidung und die Tragweite und emotionale Schwere von Erinnerung haben mich ein ums andere Mal über mein bisheriges Leben reflektieren lassen, über die Dinge, für die ich dankbar bin, die ich bereue; sie alle sind Teil meines Lebens und Teil meiner Geschichte.
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So mitreißend die Geschichte begonnen hat, hat sie mich ehrlicherweise schon nach kurzer Zeit verloren. Ich konnte keine:n der Protagonist:innen wirklich greifen, sie waren zu kantig, teilweise überladen bis abstrakt, der Ton pathetisch, der Verlauf vorhersehbar. Vielleicht war der Zeitpunkt für diese Geschichte nicht der richtige, aber dennoch habe ich einige wertvolle Gedanken mitnehmen können.

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