Ein intensives Erlebnis – sprachgewaltig und spannend.
Darum geht es:
Das Wasser auf Ruann versiegt, und die Dürre verurteilt die Völker zu Hunger und Durst. Um sich die letzten Ressourcen zu sichern, führt das Großreich Sapion erbitterte Kriege gegen seine ...
Darum geht es:
Das Wasser auf Ruann versiegt, und die Dürre verurteilt die Völker zu Hunger und Durst. Um sich die letzten Ressourcen zu sichern, führt das Großreich Sapion erbitterte Kriege gegen seine Nachbarreiche. Die Politikertochter Feyla, der Offizier Dorgen, die Sklavin Alia und der Soldat Tailin sind alle auf verschiedene Weise von dem Krieg betroffen. Jeder versucht für sich einen Ausweg aus der hoffnungslosen Situation zu finden. Aber noch wissen die Vier nicht, dass ihre Schicksale miteinander verbunden sind und die Gründe für das Verschwinden des Wassers in einer Verschwörung von ungeahnten Ausmaßen liegen …
»Blutgöttin« hat mich immerzu an meine Grenzen des Erträglichen gebracht. Gewalt, Brutalität und der Kampf ums nackte Überlegen scheint auf eine detailreiche Weise zu einem intensiven Erlebnis zu werden, das einem wiederholend den Atem raubt. Man will wegsehen, die Augen schließen, doch die Geschichte strahlt eine solche Faszination aus, dass es unmöglich wird, auch nur für einen kurzen Moment eine Pause zu wagen. Die Charaktere finden einen Weg in den Geist und ihre Schicksale sind stetig in den Gedanken.
Das Worldbuilding strahlt eine solche Dimensionalität aus, dass man Angst haben muss, sich nicht zu verirren. Sowohl kulturell, religiös als auch gesellschaftlich und geografisch bietet die Welt einen detailreichen und gut überlegten Aufbau, der sich in seiner Gesamtheit zu einem abgerundeten und ineinander wirkenden Konstrukt ergibt. Aufgrund der multiperspekitven Erzählweise erhält man einen Einblick in unterschiedliche Gesellschaftsschichten und verschiedene Kulturen der Welt – ich würde es schon fast als einen Rundumblick bezeichnen. An manchen Stellen hätte ich mir wirklich eine Karte gewünscht, um eine greifbarere Vorstellung der geografischen Lage zu haben. Doch bei einem konzentrierten Lesen bildete sich auch so ein Bild der umfangreichen Welt in meinem Kopf.
Jeder Protagonist erzählt seine eigene Geschichte, von der alle anhaltend spannend und interessant waren. Man lernt jedermanns Bedürfnisse, Wünsche und Konflikte kennen und entwickelt für jeden Charakter ein Gefühl, lernt ihn bzw. sie zu verstehen. Dennoch muss ich sagen, dass mir vor allem Tailin am besten gefallen hat; wieso und weshalb kann ich nicht wirklich in Worte fassen. Schon von Beginn an strahlte er eine gewisse Faszination aus und mit jeder Seite mehr, die ich aus seiner Sicht lesen durfte, hat sich dieser Eindruck verfestigt. Gerade auf sein Schicksal und seinen Werdegang in den nächsten Bänden bin ich am neugierigsten. Auch die anderen Perspektiven konnten mich immerzu zum Lesen anregen, jedoch machten besonders Dorgen und Feyla auf mich einen im direkten Vergleich eher eindimensionalen Eindruck. Ihre Gefühle waren für mich nicht immer recht nachvollziehbar, wirkten überschnellt. Dennoch, und dieser Punkt ist meiner Meinung nach sehr wichtig, waren mir ihre Schicksale nicht egal. Ich habe genauso mit ihnen mitgefühlt, wie es auch bei Alia und Tailin der Fall war.
Die Handlung birgt viele Momente der Spannung aber auch der Zärtlichkeiten. Da es sich auf jeden Fall um einen Fantasyroman für Erwachsene handelt, spiegelt sich in den Geschehnissen eine Brutalität, die dem ein oder anderen zu viel werden könnte. Es gibt Stellen, die einem Schauer über die Arme jagen, die einen dazu zwingen, den Atem anzuhalten, doch letztendlich kann man nie aufhören weiterzulesen. Man gerät in einen Sog, dem man nur schwer wieder entfliehen kann.
Zusammengefasst kann ich nur eine große Empfehlung aussprechen und würde mir wünschen, dass die Reihe ein wenig mehr Aufmerksamkeit bekommt.
4,5 von 5 Sternen