Potential leider nicht ganz ausgeschöpft
“Vertrauen und Verrat” von der amerikanischen Autorin Erin Beaty ist der erste Teil einer neuen Fantasy-Trilogie namens “Kampf um Demora”. Es entführt seine Leser in ein fernes Reich, in dem es neben kriegerischen ...
“Vertrauen und Verrat” von der amerikanischen Autorin Erin Beaty ist der erste Teil einer neuen Fantasy-Trilogie namens “Kampf um Demora”. Es entführt seine Leser in ein fernes Reich, in dem es neben kriegerischen Kämpfen auch eine Verkupplungstradition gibt, durch welche adelige, junge Frauen ihre zukünftigen Partner finden sollen. Eine Geschichte über die Liebe, Spionage und Intrigen. Ein opulentes Werk mit einem faszinierenden Plot. Unterhaltsam, aber mit Schwächen. Für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.
Im Reich Demora, in einer fernen Zeit. Die Eltern der 16-jährigen Sage leben nicht mehr. Jetzt wohnt das Mädchen bei ihrem Onkel und ihrer Tante. Und unterrichtet deren Kinder nebenbei, was ihr besonders viel Freude bereitet. Auch ihr Vater, der Falkner war, und mit dem Sage früher oft durchs Land gereist ist, hat ihr immer gerne etwas beigebracht. Doch jetzt will ihr Onkel — ein Adeliger — dass sie bei einer Kupplerin vorstellig wird, um sich verheiraten zu lassen. “Sage rang um Worte. Die Hohe Kupplerin nahm nur Kandidatinnen auf, die adlig, reich oder außergewöhnlich waren. Und Sage war nichts von alledem. “Aber warum sollte sie mich akzeptieren?” “Weil du Erin Beaty - Vertrauen und Verratunter meiner Obhut stehst.” Onkel William faltete lächelnd seine Hände auf dem Tisch.” (Zitat S.12) Ein stolzes Sümmchen hat er dafür gezahlt und ob Sage will oder nicht, sie muss zum Vorstellungsgespräch der Kupplerin. Doch mit einem Mann verheiratet zu werden, den sie nicht kennt und liebt, das kann sich das junge Mädchen überhaupt nicht vorstellen. Und trotz ersten Bemühungen jede Frage erwartungsgemäß zu beantworten, rückt Sage schließlich mit der Wahrheit heraus und macht alles zunichte. Die Kupplerin schickt sie weg. Umso überraschter ist Sage jedoch, dass diese ihr schließlich eine Lehre bei ihr anbietet: “Du bist intelligent und ehrgeizig, wenn auch noch nicht übermäßig geschickt. Dein Aussehen ist gefällig, aber du bist keine Schönheit, die Männern den Verstand raubt. Ich muss nächstes Jahr das Concordium bestücken, und für die Auswahl der besten Anwärterinnen könnte ich ein bisschen Hilfe gebrauchen. Und schließlich und endlich kannst du mir nicht in den Rücken fallen, weil du selbst nicht die Absicht hast zu heiraten.” (Zitat S.40ff) Das Mädchen willigt ein und beginnt auf ihrer Reise in die Hauptstadt, in die sämtliche Kandidatinnen überführt werden sollen auch die Soldaten, die sie eskortieren, auszuspionieren. Doch es herrschen Unruhen im Land und die Gefahr droht nicht nur von feindlichen Gegnern, die ihr verlorenes Land zurückzuerobern wollen, sondern auch an der eigenen Front. Denn Sage, die niemals heiraten wollte, verliebt sich…
Erin Beaty - Vertrauen und VerratBildhübsch ist es — das Cover von “Vertrauen und Verrat” und zieht wahrlich die Blicke auf sich. Der Einstieg gelingt mühelos und der Plot von dem Mädchen, das in die Lehre einer Kupplerin geht und alle anderen ausspionieren darf, ist wirklich gelungen. Auch mehr über die Hintergründe des Systems der Kupplerin zu erfahren, liest sich sehr interessant: “Häufig wussten die Paare nur sehr wenig übereinander, bevor sie heirateten. Ein unbelasteter Start ins Eheleben wurde als vorteilhaft angesehen. Sage verabscheute dieses Konzept, ebenso wie ihr Vater es getan hatte, aber angeblich wurden die Paare auf der Basis ihres Temperaments zusammengestellt, selbst dann, wenn es um hochpolitische Hochzeiten ging wie jene, die beim Concordium vereinbart wurden.” (Zitat S.26ff) Der Roman wird aus mehreren Perspektiven erzählt und man merkt dem Inhalt — den militärischen Einzelheiten, Strategien und Kämpfen — definitiv an, dass die Autorin Erin Beaty für die US-Marine gearbeitet hat. Jedoch muss ich gestehen, dass ich die Geschichte zwar unterhaltsam fand, aber leider nicht ganz so fesselnd, wie es das Cover suggeriert. Die Intrigen wirken manchmal etwas aufgesetzt und es gibt einen inhaltlichen Punkt, bei dem ich persönlich mit etwas ganz Anderem rechnete — dessen Einleitung eigentlich auch so funktioniert, dass man genau Erin Beaty - Vertrauen und Verratdas erwartet — und dieser Punkt dann gar nicht zutrifft. Eine enttäuschte Leseerwartung meinerseits mit anfangs einer eher etwas blässlichen, männlichen Hauptperson. Ich habe das Buch eigentlich nach circa 300 Seiten weglegen und nur noch so überblättern wollen, habe es dann aber doch weitergelesen, bis ich auf eine äußerst überraschende Wendung stieß, die das Ganze glücklicherweise doch noch in ein ganz anderes Licht taucht. Im letzten Teil der Geschichte spürt man dann wieder genau das, was am Anfang leider etwas fehlte: Dramatik, Spannung und Romantik. Und eine sympathische Heldin, die mit Intelligenz, Stärke und Mut zu überzeugen weiß.
Fazit: Ein vielversprechend klingendes Buch, das sein Potential für mich leider nicht ganz ausschöpft und erst auf den “zweiten Blick” gefällt.