Cover-Bild Der Zorn der Einsiedlerin
23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Limes
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Klassisch
  • Genre: Krimis & Thriller / Sonstige Spannungsromane
  • Seitenzahl: 512
  • Ersterscheinung: 29.10.2018
  • ISBN: 9783809026938
Fred Vargas

Der Zorn der Einsiedlerin

Kriminalroman
Waltraud Schwarze (Übersetzer)

„Vargas schreibt die schönsten und spannendsten Krimis in Europa.“ Tobias Gohlis, DIE ZEIT

Im Süden Frankreichs sterben mehrere Männer – angeblich sind sie dem Biss der Einsiedlerspinne zum Opfer gefallen. Allerdings reicht das Gift einer einzigen Spinne nicht aus, um einen Menschen zu töten. Adamsberg und sein Team von der Brigade Criminelle des 13. Pariser Arrondissements ermitteln. Seine Nachforschungen führen den eigenwilligen Kommissar zu einem Waisenhaus bei Nîmes und zu einer Gruppe von Jungen, die dort in den 1940er-Jahren lebte. Und plötzlich erscheinen die Todesfälle, die bislang nicht als Morde betrachtet wurden, in einem anderen Licht …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2018

Von Spinnenstichen, Einsiedlerinnen und einer Magellanschen Brigadereise....

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Vorwegnehmen muss ich, dass Fred Vargas seit ihren Kehlweiler-Krimis, heute zusammengefasst in "Die drei Evangelisten" (1991 ff) meine absolute Lieblings-Krimiautorin ist - und mittlerweile viele Preise ...

Vorwegnehmen muss ich, dass Fred Vargas seit ihren Kehlweiler-Krimis, heute zusammengefasst in "Die drei Evangelisten" (1991 ff) meine absolute Lieblings-Krimiautorin ist - und mittlerweile viele Preise (nicht zu Unrecht) erhalten hat, da sie faszinierende Krimis schreibt (wenn auch leider nur in ihren Ferien), die sich stets mit aktuellen, gesellschaftlich hochbrisanten Themen beschäftigen. Auch hier habe ich mit 'beaucoup de plaisir' Adamsberg und seine Brigade criminelle begleiten dürfen, der wieder einmal - mit dem Kopf noch in Island, wo der letzte Fall gelöst werden konnte - einen äußerst kniffligen Fall klären muss:


Um neuen LeserInnen die einzelnen Mitarbeiter der Brigade vorzustellen, wird dem eigentlichen Thema, dem mysteriösen Tod zwei alter Männer im Süden Frankreichs, ein dubioser Mord an Madame Carvin vorangestellt, der jedoch "mit links" und im Handumdrehen gelöst ist: Das Wiedersehen (oder Kennenlernen) von Froissy, Mercadet, Estalère, Lamarre, Mordent und besonders mit Veyrenc (seines Zeichen ebenfalls ein Kind der Pyrenäen und sich daher blind mit Adamsberg verstehend) - und ganz besonders mit dem Stellvertreter des Kommissars; den Meister der Worte - Commendant Danglard sowie der "vielseitigen Göttin" Retancourt (beide sind meine beiden Vargas'schen Lieblingsfiguren neben Adamsberg) machten mir besonders viel Freude:

Albert Barral und Fernand Claveyrolle starben nach einem Stich der Einsiedlerspinne, was den Hobby-Zoologen Voisenet irritiert. Zufällig (oder auch nicht) bemerkt Adamsberg, dass Voisenet die Zeitungsartikel über diese beiden Fälle verfolgt - und nachdem klar ist, dass ein Biss dieser Spinne eigentlich nicht ausreicht, um einen Menschen zu töten, begibt sich Adamsberg (den solch ungewöhnlichen Fälle magisch anziehen) auf die Spurensuche: Wie sich herausstellt, kannten sich die beiden Alten und eine Fährte verweist auf ein Waisenhaus, in dem beide bereits als Kinder ihr Unwesen trieben, gemeinsam mit einer Bande anderer, die Spaß daran hatten, Schwächere zu quälen - und die im Teenageralter dazu übergingen, auch vor Gewalt an Mädchen und Frauen nicht haltzumachen: Wo ist die Verbindung, wo das Motiv -und wie kann Adamsberg und ein Teil der Brigade (inoffiziell, da der Leiter der Kommission nicht eingeweiht wurde) Licht in den zeitweise undurchdringlichen Nebel bringen? (Einer seiner Eigenschaften ist es, normalerweise sehr gut im Nebel sehen zu können - aufgrund seiner aufsteigenden Gasbläschen, die sog. Proto-Gedanken seines Gehirns, die nur so blubbern ;) Hier aber ist die Lage vertrackt - und wird auch nicht besser, als Danglard sich gegen seinen Chef stellt und alles zu sabotieren droht (normalerweise sind die beiden beste Freunde)... - in diesem Fall aber wird Adamsberg erst zum Ende des Romans durch "handfeste Beweise" herausbekommen, dass sein Stellvertreter doch nicht zu einem Arsch mit Danglardschen Ohren geworden ist... Besonders interessant ist in diesem Fall die Vargas'sche Art der Wortspiele: Eine Einsiedlerin oder Rekluse gab es im Mittelalter - und eine Spinnenart ist ebenfalls benannt als Einsiedlerspinne, da sie sich sehr selten zeigt - und lieber im Verborgenen lebt....

Adamsberg laviert sich nun auf einer Art Magellanschen Reise, viele Meerengen und geschlossene Buchten vorfindend, durch diesen durchaus kniffligen Fall, in dem es vor Blapsen nur so wimmelt; in dem Adamsberg sich seinem eigenen Ich als 12jähriger stellen muss, um am Ende den Fall erfolgreich lösen zu können. Nach Vargas'scher Manier werden sehr ernste Themen (Gewalt gegen Kinder und Frauen; Menschen, die diese über Jahre decken, oftmals die Mütter; die Einkerkerung der Opfer über Jahre) angesprochen bzw. nehmen Bezug zu diesem Fall auf: Dabei gelingt es der Autorin, sich dieser grauenhaften Thematik anzunähern, indem sie die witzigen Dialoge und die zahlreichen "Macken" der Brigade wie auch mancher Nebenfigur dem Ernst der Lage gegenüberstellt; ihr damit eine gewisse Leichtigkeit entgegensetzt, auch wenn Adamsberg darüber belehrt wird, dass auch er neurotisch ist, da alle Menschen neurotisch seien.

Selbst die Nebenhandlungen haben immer einen Bezug zu den Morden an den alten Männern bzw. zum Thema: Gewalt an Frauen. Hier wird auch die begnadete Datenexpertin und stetig Sorge tragende Mitarbeiterin, dass auch genug zu essen in der Brigade ist, Heléne Froissy, belästigt - bis sich ihr Chef höchstpersönlich (auf Bitten von Retancourt) darum kümmert und die Belästigung augenblicklich aufhört.

Fazit:

Ein wiederum rundum gelungener, mich zum Dauerschmunzeln bringender, lehrreicher und historisch interessanter Kriminalroman, den ich sehr gerne gelesen habe und weiterempfehlen möchte: Allerdings würde ich mit den ersten Adamsbergs Krimis der Reihe beginnen, sollte man noch kein Fred Vargas Fan sein ;)
Danglard und auch Retancourt - meine Lieblingsfiguren - fehlten mir ein wenig in diesem Band, aber ich bin zuversichtlich, dass beide im nächsten Vargas-Krimi wieder ihre gewohnten Rollen einnehmen ;) Wenn es mehr Adamsbergs mit Proto-Gedanken gäbe, wäre die Zahl der Blapse (Stinkkäfer) vermutlich nicht so hoch. Ein chapeau und ein merci beaucoup für beste und auch intelligente sowie gewohnt witzige Krimi-Unterhaltung und 5* Sterne!

Veröffentlicht am 26.11.2018

Nieder mit den Blapsen!

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Wer keine Angst vor Spinnen und Insekten hat, dem möchte ich diesen Krimi wärmstens ans Herz legen.
In kürzester Zeit hatte ich das Buch fertig gelesen, denn der wunderbar atmosphärische und flüssige ...

Wer keine Angst vor Spinnen und Insekten hat, dem möchte ich diesen Krimi wärmstens ans Herz legen.
In kürzester Zeit hatte ich das Buch fertig gelesen, denn der wunderbar atmosphärische und flüssige Schreibstil von Fred Vargas ist einfach toll. Man spürt die Wärme der südfranzösischen Sonne fast auf der Haut, eine echte Wohltat in dieser Jahreszeit.

Natürlich tragen auch die sympathischen Charaktere zum Lesegenuss bei. Allen voran Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg, der zunächst wenig begeistert ist, seinen Island-Urlaub überraschend abbrechen zu müssen, weil seine Kollegen Unterstützung brauchen: eine Frau wurde ermordet, mit dem Auto des eigenen Ehemanns überfahren.
Dabei ist der Fall dann eigentlich schnell gelöst, aber Adamsberg stößt auf etwas anderes, das seine Aufmerksamkeit nicht mehr loslässt. Die Todesfälle durch Bisse der Einsiedlerspinne nehmen zu, was ungewöhnlich ist, da ihr Gift eigentlich nicht unbedingt lebensgefährlich ist. Was steckt dahinter? Zufälle oder doch mehr?

Von den Vorgängerbänden habe ich nur einige gelesen, aber das ist zum allgemeinen Verständnis auch nicht zwingend nötig. Die Figuren haben auch so genug Tiefe, ohne ihre kompletten Hintergrundgeschichten zu kennen.
Manche Personen wirken etwas verschroben, aber trotzdem merkt man immer, dass sie ihr Herz am rechten Fleck haben. So schöne Szenen, wie das gemeinsame Füttern einer Amselfamilie im Polizeihof findet man häufig in dieser Story.
Überhaupt kommt das Menschliche und Emotionale nie zu kurz in diesem Krimi.

Fred Vargas beweist wieder einmal sehr eindrucksvoll, dass man Spannung auch ohne große Action und Blutvergießen erzeugen kann.
Adamsberg schlägt seine gewohnt ungewöhnlichen Wege ein, um an ein Ziel zu kommen, das anfangs noch niemand erahnen konnte. Super durchdacht mit vielen Wendungen, Überraschungen und Bezügen zu seiner eigenen Vergangenheit.
Oft passiert nicht viel und wir sind einfach Zeugen einer soliden Ermittlungsarbeit, aber trotzdem ist man durchgehend gefesselt von dieser Geschichte, die spannend und irgendwie liebenswürdig zugleich ist.

Wer gerne Krimis mit emotionalem Tiefgang und ohne Blutvergießen liest, der ist bei Fred Vargas an der richtigen Adresse mit diesem Buch!
Nebenbei lernt man noch einiges über Spinnentiere, Insekten und wenn ihr wissen möchtet, was „Blapse“ sind, dann holt euch den Krimi.

Veröffentlicht am 21.11.2018

Von hinten durch die Brust ins Auge

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Jean-Baptiste Adamsberg ist anders. Anders, als man sich üblicherweise einen Commissaire der Brigade Criminelle vorstellt. Oft scheint es, als sei er abwesend, mit dem Kopf in den Wolken, aber dieser Eindruck ...

Jean-Baptiste Adamsberg ist anders. Anders, als man sich üblicherweise einen Commissaire der Brigade Criminelle vorstellt. Oft scheint es, als sei er abwesend, mit dem Kopf in den Wolken, aber dieser Eindruck täuscht. Mit seiner unkonventionellen Denkweise, seinen Ahnungen, führt er sein Team regelmäßig auf die richtige Spur und löst den Fall. Und auch dieses Team hat es wahrlich in sich: Danglard, Froissy, Retancourt, Veyrenc de Bilhc, um nur einige zu nennen – jede/r für sich ein Original mit einzigartigen Fähigkeiten, die für ihren Chef durchs Feuer gehen. Manchmal zwar nur widerstrebend, dann aber, wenn sie sich auf seine Denkweise einlassen und die Muster erkennen, mit umso mehr Elan und Sachkompetenz.

So auch in ihrem neuesten Fall, für den Adamsberg seinen isländischen Rückzugsort verlassen und zurück in die französische Metropole muss. Eine Frau wurde ermordet, der Täter muss aus dem unmittelbaren Umfeld kommen. Als Täter kommen nur zwei Menschen in Frage, entweder der Ehemann oder der Geliebte. Aber nicht dieser Fall fesselt das Interesse des verschrobenen Kommissars, sondern eine auffällige Häufung von Todesfällen im Süden Frankreichs, bei denen die Opfer durch Spinnenbisse ums Leben kommen. Wäre da nicht die Tatsache, dass das Gift einer einzelnen Einsiedlerspinne niemals ausreichen würde, um einen Menschen zu töten. Adamsberg verbeißt sich gegen den Widerstand seines Teams in den Fall, gräbt tief und tiefer, auch in seiner eigenen Vergangenheit und löst, wie könnte es anders sein, auch diesen Fall.

Wie bereits in den vorangegangenen elf Bänden der Adamsberg-Reihe beschränkt die die französische Autorin Fred Vargas (von Haus aus Historikerin und Archäozoologin) nicht auf das bloße Whodunit, sondern bietet ihren Lesern jede Menge Details zu Historie, Mythologie und in diesem speziellen Fall auch Zoologie. Dabei verliert sie aber nicht ihren scharfen Blick auf die gesellschaftliche Realität aus den Augen und thematisiert in „Der Zorn der Einsiedlerin“ die Ausgrenzung und Ächtung von Frauen, die sich den gängigen Vorstellungen widersetzen – nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der Gegenwart. Man muss sich darauf einlassen können und wird dafür mit einem ganz besonderen Kriminalroman belohnt, dessen Kernaussage von hinten durch die Brust ins Auge trifft.

Volle Punktzahl und nachdrücklich zur Lektüre empfohlen!

Veröffentlicht am 31.10.2018

Ungewöhnlich aber gut

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Inhalt:

Kommissar Adamsberg und sein Team ermitteln in einer Serie von ungewöhnlichen Todesfällen in Südfrankreich. Die Spuren führen ihn zu einem Waisenhaus aus 1940 und einer Gruppe Jugendlichen, die ...

Inhalt:

Kommissar Adamsberg und sein Team ermitteln in einer Serie von ungewöhnlichen Todesfällen in Südfrankreich. Die Spuren führen ihn zu einem Waisenhaus aus 1940 und einer Gruppe Jugendlichen, die zu dieser Zeit dort gelebt haben.

Fazit:

Sehr verschlungener, ungewöhnlicher und herausragender Krimi der einen nicht mehr loslässt.

Veröffentlicht am 07.10.2018

Von Einsiedlern und anderen Spinnen

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Nach seinem letzten Fall hat sich Adamsberg auf die isländische Insel Grimsey zurückgezogen. Er genießt die Einsamkeit und die wortkargen Bewohner, das alles passt zu Adamsbergs eigenbrötlerischem Charakter. ...

Nach seinem letzten Fall hat sich Adamsberg auf die isländische Insel Grimsey zurückgezogen. Er genießt die Einsamkeit und die wortkargen Bewohner, das alles passt zu Adamsbergs eigenbrötlerischem Charakter. Da ruft ihn eine Nachricht nach Paris zurück. Ein ungeklärter Mordfall, eine Frau wurde überfahren, dringend der Tat verdächtigt sind Liebhaber und Ehemann. Doch der Nachweis fällt den Kollegen schwer. Ein Fall, der Adamsberg nicht sonderlich interessiert, er liebt eher die komplizierten Sachverhalte, die ihn in seelische Abgründe schauen lassen. So löst er diesen Mordfall auch eher nebenbei.
Viel mehr interessiert ihn eine beiläufige Zeitungsmeldung. Im Süden Frankreichs ist wieder ein alter Mann am Biss der Einsiedlerspinne gestorben. Das kommt sehr selten vor, die Häufung in letzter Zeit beunruhigt die Menschen. Auch bei Adamsberg beginnt es zu rumoren, sein Unterbewusstsein arbeitet auf Hochtouren und so beginnt er zu recherchieren, heimlich zuerst, denn sein Kollege und Freund Danglard scheint überhaupt nicht davon erbaut und beginnt Adamsberg zu diskreditieren. Doch er hat nicht mit der unverbrüchlichen Treue der Truppe zu ihrem eigenwilligen Chef gerechnet.
Fred Vargas‘ Krimis entziehen sich eigentlich dem üblichen Schema des Genres. Im Mittelpunkt steht der grüblerische, fast lebensuntüchtig erscheinende Adamsberg, der mit Intuition arbeitet, sich von spontanen Stimmungen leiten lässt und immer auch auf sein Unterbewusstsein vertraut. Dieser Stimmung kann ich mich als Leserin nicht entziehen und ich habe mir noch kein Buch der Autorin entgehen lassen.
Die Spannung ist eher subtil aufgebaut, aber sie hält mich von Anfang an gefangen. Ganz egal, wie unwahrscheinlich der Plot anfangs scheint, Vargas hält alle Fäden in der Hand und verknüpft sie zum Ende zu einem dichten Netz, das keine Löcher hat und zu einer vollkommen logischen und realistischen Auflösung führt.
Bei diesem Kriminalroman spielen die Charaktere der Darsteller wieder eine wichtige Rolle und ich bin begeistert, wie vielschichtig und lebendig Fred Vargas sie zeichnet. Besonders die Kollegen im Polizeidezernat habe ich ins Herz geschlossen.
Die Kriminalromane von Fred Vargas sind mir immer ein ganz besonderer Lesegenuss: rätselhaft, fast poetisch und immer toll geschrieben.