Tödliche Sirene
Saoirse hat nur ein Ziel: Ihrer Schwester ein sicheres Leben ermöglichen. Dafür arbeitet sie sogar nachts als Auftragskillerin. Und obwohl sie sich als Sirene weit vom Königshaus fernhalten sollte – da ...
Saoirse hat nur ein Ziel: Ihrer Schwester ein sicheres Leben ermöglichen. Dafür arbeitet sie sogar nachts als Auftragskillerin. Und obwohl sie sich als Sirene weit vom Königshaus fernhalten sollte – da die Existenz von Sirenen in Keidre verboten ist – nimmt sie einen Job als Wache des Kronprinzen an, als eine Spur mysteriöser Drohbriefe dorthin führen. Prinz Hayes ist ganz anders als Saoirse erwartet hätte und schon bald steht vieles Kopf, woran sie geglaubt hat. Als sie dann auch noch helfen soll, einen Mord aufzuklären, den sie selbst verübt hat, verstrickt sie sich immer tiefer in Intrigen, die sie selbst nicht ganz versteht ...
Für mich hat Sing Me to Sleep schon deshalb gepunktet, weil ich die Story so interessant und besonders fand. Ist das Grundgerüst um ein Königreich, verschiedene fantastische Wesen, ein Königshaus und geheime Machenschaften nichts außergewöhnliches, so ist es umso mehr die Protagonistin und ihre Geschichte. Zumindest für mich. Ich habe bisher keine Bücher gelesen, in denen eine Sirene die Protagonistin ist. Ihr Vermächtnis, ihre Instinkte und ihre Schwierigkeiten mit denen, und die Art wie sie mit Aufträgen und Problemen umgeht, war für mich erfrischend und spannend zu lesen. Es gibt oft Hauptcharaktere, die irgendwie mit ihrem Schicksal hadern, aber hier hatte es nochmal einen neuen Twist, der gut gelungen war. Darüber hinaus fand ich es sehr schön, dass hier einiges an Diversität mühelos in die Geschichte eingewoben wurde. So sollte es sein, und in einer besseren Welt bräuchte ich das gar nicht erwähnen. Trotzdem möchte ich das an dieser Stelle, weil manche ja auch explizit nach Büchern mit diverseren Charakteren suchen.
Das "bekannte" Fantasygerüst drumherum mochte ich ebenfalls, auch wenn das World Building eher dezent blieb. Aber einige Elemente des Magiesystems fand ich wirklich toll und es gab einige Aufdeckungen über die Geschichte des Königreichs mit viel Potenzial. Insgesamt hätte ich mir das ganze etwas ausgereifter, detaillierter gewünscht. Da ich aber festgestellt habe, dass dies eine Dilogie wird und nicht, wie vorher gedacht, ein Einzelband, kann ich mir gut vorstellen, dass wir in der Fortsetzung noch mehr bekommen. Ich bin jedenfalls sehr neugierig.
Mit Saoirse selbst, also ihrem Charakter, hatte ich dann doch leider lange etwas Probleme. Das lag daran, dass sie sehr kühl und distanziert ist. Zwar aus gutem Grund, aber ich mochte dadurch oft ihre Verhaltensweisen nicht, die leider auch in ihren privaten Gedanken nicht immer gut ausbalanciert wurden. Ihre Interaktionen mit dem Prinzen zum Beispiel fand ich etwas unterwältigend. Auch ihr Benehmen gegenüber ihrer Schwester war schwierig und wurde nur bedingt durch ihre Einsicht aufgefangen. Gegen Ende wurde ich jedoch mehr mit ihr warm; ich hoffe, dass sich auch das noch weiter steigert in Band 2.
Den Verlauf der Handlung selbst mochte ich sehr, ich wurde einige Male überrascht, und selbst wenn ich etwas habe kommen sehen, war es gut umgesetzt. Diese Unsicherheiten, wer jetzt gegen wen intregiert, wem man trauen kann, das hat mich abgeholt. Zum Finale hin steigerte sich auf jeden Fall das Tempo und es gab durchaus einen Knall am Ende. Mit dem Umgang von Prinz Hayes am Ende war ich nicht so glücklich, aber eigentlich passt es gut, um einige offene Fragen und Probleme übrig zu lassen.
So bin ich schon gespannt auf den Folgeband. Sing me to Sleep ist ein gutes Fantasybuch, das bewährte Elemente mit frischem Wind kombiniert und mich dadurch trotz Schwierigkeiten mit der Protagonistin abholen konnte. 4 Sterne von mir.