Ein literarisches Kammerspiel, abgeschottet von der Welt und doch sehr mittendrin
Im Frühjahr 2020, Corona drängt sich gerade massiv in unser Leben, beschließen der russischstämmige Schriftsteller Sasha und seine Frau, ihren nahe New York liegenden Landsitz für eine ausgesuchte Gruppe ...
Im Frühjahr 2020, Corona drängt sich gerade massiv in unser Leben, beschließen der russischstämmige Schriftsteller Sasha und seine Frau, ihren nahe New York liegenden Landsitz für eine ausgesuchte Gruppe illustrer Gäste, Freunde und Bekannte, zu einer selbstgewähltenEnklave auf Zeit zu machen. Die Personen, die da aufeinander treffen, sie sind wirkliche Persönlichkeiten, zumindest ihr ausgeprägtes Selbstbewusstsein und ihre Selbstliebe lässt darauf schließen. Jeder hat seine Geschichte, seine Stellung in der Gesellschaft, aus der man sich gerade für ein halbes Jahr verabschiedet hat und alle haben bisher darin ein ordentliches Maß an Beachtung eingefordert und auch erhalten. Nun also ist ihr Kosmos auf diese kleine Gruppe zusammengeschrumpft und es gilt, möglichst viel vom Kuchen abzubekommen und seinen angemessenen für den einzelnen zufriedenstellenden Platz zu erobern. Ein bisschen erscheint diese Schar wie ein brodelnder Vulkan, aber der Deckel bleibt immer gerade noch so auf dem Topf.
Und so hat es dieses 'große Kammerspiel', das wir als Leser so intensiv, fast schon sezierend, direkt vor unserer Nase, miterleben dürfen, schon in sich und zwar so richtig. Nichts wird hier ausgespart, weder die aktuelle Politik noch Themen wie die Auswirkungen von Digitalisierung und Social Media oder rassistisch motivierte Ereignisse und die dadurch ausgelösten gewaltsamen Unruhen. Die amerikanischen Gesellschaft wird unter die Lupe genommen, sehr ausführlich, denn schließlich hat man ja Zeit. Aber das ist natürlich nicht alles. Wie sollte es anders sein, wo Menschen sind, ist auch Individualität und auch diese wird ausgelebt, bis zum Äußersten.
Mich hat dieses Buch fasziniert. Es war anfangs nicht ganz einfach zu lesen. Doch nachdem man sich hineingefunden hat, in die an sich sehr flüssige Sprache des Autors und vorallem in das eigentliche Szenario, diesem nie stillstehenden 'Durcheinander', welches aber gleichzeitig so präzise und fein konstruiert daherkommt, das ist schon sehr gut gemacht und bietet beste Unterhaltung auf hohem literarischem Niveau.