Mehr gesellschaftskritischer Roman als Krimi
Kommissar Martin Kühn ist nach seinem Burn-out wieder zurück im Berufsleben und er wird direkt mit einem brutalen Mord an einem libanesischen Jugendlichen konfrontiert.
Man könnte jetzt meinen, dass es ...
Kommissar Martin Kühn ist nach seinem Burn-out wieder zurück im Berufsleben und er wird direkt mit einem brutalen Mord an einem libanesischen Jugendlichen konfrontiert.
Man könnte jetzt meinen, dass es sich um einen Krimi handelt, aber damit würde man der Geschichte nicht gerecht. Ja, es gibt einen Kommissar und ja es gibt einen Mord. Aber in diesem Fall ist der Krimiteil nur Rahmenprogramm und der Autor benutzt ihn geschickt für die Auseinandersetzung mit sozial- und gesellschaftskritischen Themen.
Anhand der Beziehung von Amir – dem Sohn einer libanesischen Einwandererfamilie - und Julia – der Tochter aus einer reichen und angesehenen Münchener Dynastie - wird die Diskrepanz zwischen arm und reich sehr anschaulich dargestellt.
Bei einem Mord an einem Ausländer dauert es auch nicht lange bis die Sprache auf Neonazis und die ausländerfeindliche Haltung in Deutschland zur Sprache kommt. Bei diesem Thema werden sehr viele Klischees bedient.
Aber auch in Kühns Privatleben gibt es genug Probleme. Da ist u. a. sein Haus, denn wie sich herausstellt wurde die gesamte Neubausiedlung auf verseuchtem Boden errichtet. Der Baufirma, die eine Tochter der finanzierenden Bank ist, soll diese Tatsache bekannt gewesen sein.
Bei dieser Vielschichtigkeit gerät die Ermittlung etwas in den Hintergrund und Spannung geht verloren.
Sprachlich befinden wir uns auf einem ganz anderen Niveau wie bei den meisten Regionalkrimis. Jan Weiler weiß mit Worten und Sprache umzugehen, ohne dass er den Leser mit Fremdwörter oder Schachtelsätzen überfordert.
Ich vergebe wohlverdiente 4,5 Sterne.