Fesselnder Thriller
„...Wenn sie in ihrer Arbeit mit den Klienten eines gelernt hatte, dann, dass niemand normal war. Oder alle. […] Doch im Moment konnte sie nicht sagen, ob ihr Glas halbvoll oder halbleer war...“
In München ...
„...Wenn sie in ihrer Arbeit mit den Klienten eines gelernt hatte, dann, dass niemand normal war. Oder alle. […] Doch im Moment konnte sie nicht sagen, ob ihr Glas halbvoll oder halbleer war...“
In München tritt ein Mann ins Zirkusrund. Er ist Mister Domino, der Mann mit der Maske. Die Zuschauer bewundern ihn. Kaum einer von ihnen aber weiß, dass sich hinter der Maske der Wiener Ermittler Richard Schwarz verbirgt, ein Mann, der die Narben seiner Kindheit im Gesicht trägt. Das Ereignis in der Kindheit wird im Prolog erzählt. Dies soll aber hier nicht Thema sein.
Während einer kurzen Pause wird Richard von seinem Freund und Kollegen, Chefinspektor Paul Marek, angerufen. In Wien wurde die Leiche einer Frau gefunden. Sie beide sind mit den Ermittlungen betraut.
Die Autorin hat einen fesselnden und logisch geschickt gestrickten Thriller geschrieben. Außerdem hat sie besondere Protagonisten kreiert.
Da ist zum Beispiel die Gerichtspsychiaterin Dr. Theres Lend. Sie liest von dem Frauenmord in der Zeitung und glaubt, den Mörder zu kennen. Momentan aber hat sie andere Probleme. Die taffe Frau muss mit der Diagnose einer möglichen Erblindung fertig werden. Das Eingangszitat stammt von ihr.
Nahe des Fundorts der Leiche lebt General a. D. Leopold Böckinger. Der geht der Polizei gehörig auf die Nerven. Außerdem lässt er die Mitglieder seiner Bürgerwehr gern auch in der Nacht antanzen. Die allerdings sehen ihn ganz anders, wie einer im Verhör äußert:
„...Der Poldi ist nett, aber nicht ganz dicht im Kopf. […] Wenn Sie verstehen, was ich meine...“
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Relativ kurze Kapitel und schnell wechselnde Handlungsorte sorgen für einen hohen Spannungsbogen.
Als besonderes Highlight darf ich ab und an einen Blick in die Gedankenwelt des Täters werfen. Dieser Teil ist kursiv gesetzt. Allerdings verwirren manche der Aussagen mehr, als dass sie zur Aufklärung beitragen. Sie zeigen mir, dass ich eine ziemlich zerrissene Persönlichkeit vor mir habe. Einen Vorteil aber haben diese Ausführungen. Sie ermöglichen es mir als Leser, die Taten der Verdächtigen mit diesen Gedanken zu vergleichen und so schon Widersprüche zu entdecken.
Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Ganz nebenbei treffen die Kriminalisten auf einen schweren Fall von häuslicher Gewalt. Hier sorgen sie für eine schnelle Lösung.
Außerdem erhält Richard einen Anruf seiner Schwester Sarah . Oliver, ihr Freund und der Vater ihrer Kinder, ist verschwunden. Richard setzt erst einmal einen deutschen Kollegen ins Bild.
Sehr schön dargestellt wird der Zusammenhalt im Zirkus. Sarah ist die Chefin. Sie kann sich auf ihre Leute verlassen. Die Truppe wirkt wie eine große Familie. Der Umzug nach Deutschland war notwendig geworden, nachdem in Österreich Tierdressuren nicht mehr erlaubt waren. Damit begann das Zirkussterben.
Ab und an blitzt ein feiner Humor in der Geschichte auf, wie zum Beispiel in folgendem Zitat:
„...Ivan kippte den Wodka hinunter wie Wasser., aber auf Russisch heißt Wodka auch nichts anderes als „Wässerchen“. Und Wasser sollte man bekanntlich reichlich trinken...“
Ivan gehört zum Zirkus. Im Gegensatz zu häufigen Klischees ist er eine Seele von Mensch.
Gekonnt versteht es die Autorin, Richard all die Baustellen, die sich aufgetan haben, nach und nach auflösen zu lassen. In Deutschland gilt es, Oliver zu finden, in Wien einen Mörder.
Am Ende sind die wichtigsten Fälle gelöst. Allerdings ist der Epilog fasst schon der Prolog für einen weiteren Teil, denn er wirft interessante neue Fragen auf. Und Richards ganz persönliches Trauma wartet auf noch auf seine Lösung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.