Sooooo gut!
Judith W. Taschler beweist erneut ihr außergewöhnliches literarisches Können in ihrem Roman Nur nachts ist es hell. Diese feinfühlig erzählte Geschichte über Verlust, Vergangenheitsbewältigung und die ...
Judith W. Taschler beweist erneut ihr außergewöhnliches literarisches Können in ihrem Roman Nur nachts ist es hell. Diese feinfühlig erzählte Geschichte über Verlust, Vergangenheitsbewältigung und die Suche nach Vergebung zog mich, vor allem durch die komplexen Emotionen der Figuren, war ich hautnah dran. Taschler schafft es, mit ihrer poetischen und gleichzeitig präzisen Sprache tiefe Einblicke in menschliche Abgründe und Hoffnungen zu geben, die lange nachwirken.
Das einzige andere Werk, dass ich bisher von ihr kenne ist Über Karl reden wir morgen , im Vergleich wirkt Nur nachts ist es hell noch introspektiver und reifer. Während Über Karl reden wir morgen mit einem spannungsgeladenen Familiengeheimnis überzeugt, legt Nur nachts ist es hell den Fokus stärker auf innere Konflikte und das Ringen der Protagonisten mit ihren eigenen Schwächen. Hier spüre ich eine enorme Entwicklung, die Taschlers Stil und erzählerische Tiefe genommen haben. Die Themen Schuld und Vergebung, die auch in Über Karl reden wir morgen eine Rolle spielen, werden in diesem Roman auf eine Weise behandelt, die komplexer und reflektierter wirkt. Taschler dringt tief in die Seelenwelt ihrer Charaktere ein und kreiert damit eine emotional dichte Atmosphäre, die sie meisterhaft über die gesamte Erzählung hinweg aufrechterhält.
Taschlers Erzählstil ist präzise, klar und zugleich poetisch – eine Kombination, die sie für mich zu einer der markantesten Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur macht. Die literarische Qualität von Nur nachts ist es hell zeigt sich besonders in den nuancierten Dialogen und den subtilen, aber eindringlichen Beschreibungen der Szenerien. Taschlers Gabe, Landschaften und Räume als Spiegel der inneren Zustände ihrer Figuren einzusetzen, lässt diesen Roman zu einem intensiven, atmosphärisch dichten Werk werden.
Ein großes Lob gilt der Autorin für die kunstvolle Balance zwischen Spannung und Tiefe. Nur nachts ist es hell ist ein Roman, der nicht nur unterhält, sondern zum Nachdenken anregt und Fragen über Moral, Entscheidungen und die Bedeutung von Beziehungen aufwirft. Judith W. Taschler gelingt es, mit einer sanften, aber kraftvollen Sprache Emotionen zu wecken, die beim Lesen unter die Haut gehen.
Und nun muss ich endlich mal die Deutschlehrerin lesen!