Als man die junge Tierschützerin und Influencerin Mira grausam ermordet auffindet, fehlt den Ermittlern Jagoda Milosevic, Milo, und Vincent Frey jegliche Spur zum Täter. Doch schon bei einem kurzen Blick auf Miras Social Media Kanälen wird klar, dass die junge Frau viele Anfeindungen über sich ergehen lassen musste. Als kurze Zeit später die Leiche eines Bankers auf die gleiche brutale Art ermordet aufgefunden wird, wird das Rätsel immer größer, denn auf dem ersten Blick haben die Ermordeten nichts gemeinsam. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn es scheint, als hätte der Täter eine Liste, die er nun systematisch abarbeitet und seine Opfer regelrecht schlachtet.
Mit Agonie erschien nun der zweite Band rund um die Ermittler Milo und Frey aus der Feder des Autorinnenduos Lea Adam. Das düstere Cover weckt Aufmerksamkeit und auch der Klappentext macht neugierig auf diesen Thriller. Es fiel hier sehr leicht in die Geschichte zu finden, denn man wird sofort in die Handlung geworfen und die Ermittlungen begangen. Der Schreibstil liest sich leicht und flüssig, aber auch sehr bildhaft und da hier sofort ein Kopfkino entsteht, hat man die wirklich grauenhaften Morde, aber auch die Beschreibungen der Tierhaltung in den Schlachtbetrieben direkt vor dem inneren Auge. Wer da empfindlich ist, kommt da wohl hin und wieder ins schlucken. Wer nicht schlucken muss, wird hier wohl auch teilweise nachdenklich gestimmt, denn die Haltung der Tiere in den großen Fleischkonzernen ist unbeschreiblich grausam. Hier wird einem wieder vor Augen geführt, das Tiere regelrecht in einer Massenproduktion gehalten werden, nichts artgerechtes oder ähnliches. Traurig, aber wahr und definitiv zum Nachdenken.
Was den Fall des Buches angeht, so fand ich die Ausarbeitung durchaus spannend, denn wir wechseln hier die Perspektive zwischen der Protagonistin Milo, der Ermittlerin und dem Täter. Dadurch erhält man einen Einblick in die Gedankenwelt beider und man kann zumindest die Wut des Täters nachvollziehen, was natürlich die Taten nicht rechtfertigt. Insgesamt fand ich die Spannung gut, nur rund um Milo gab es mir einen Ticken zu viel aus dem Privatleben. Das zog sich für mich und drückte auf die Spannung, zumal sich die Gedanken im Kreis drehten. Die Intention dahinter, Milo greifbarer und menschlicher zu machen, ist zwar gut rübergekommen, war mir in diesem Fall aber etwas zu viel des Guten.
Milo ist durchaus eine authentische und auch sympathische Protagonistin. Ihre Gedankenwelt rund um ihre Beziehung und die Schwierigkeiten, diese nicht nur ihrer Familie gegenüber sondern auch mit ihrem Job zu vereinbaren, sind sehr gelungen dargestellt. Ich konnte Milos Zerrissenheit absolut nachempfinden und mit den Gedanken – wie hätte ich reagiert, agiert – kann ich nur sagen, ich wäre Milo da wohl recht ähnlich gewesen. Vincent Frey mochte ich durchaus, aber er ist ein wenig unbedarft in seinen Handlungen und kommt dadurch oft in Schwierigkeiten. Das ist schon etwas klischeehaft, aber in Zusammenwirkung mit Milo so in Ordnung.
Die Nebencharaktere bleiben recht überschaubar, wenn es auch durchaus den ein oder anderen Kollegen oder Zeugen, Befragten gibt. Insgesamt bleiben diese im Hintergrund. Nur der Täter, dessen Sicht wir ja auch dargestellt bekommen, wird hier noch in den Vordergrund gesetzt. Diese Perspektiven finde ich eh sehr spannend und geben oft auch spannende Einblicke in die Psyche. Das ist hier ebenfalls gut umgesetzt worden und passte gut in die Handlung.
Mein Fazit: mit Agonie konnten mich die Autorinnen sehr gut unterhalten und brachten mir spannende Lesestunden, etwas zu viel Privates und ein Zufall zum Schluss, der mich etwas die Stirn runzeln ließ, waren für meinen persönlichen Geschmack etwas drüber, aber ansonsten kann ich dieses Buch absolut weiterempfehlen. Spannend, blutig, grausam, aber auch realistisch und nachdenklich stimmend.