Cover-Bild Goldene Flammen
Band 1 der Reihe "Legenden der Grisha"
(137)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Knaur Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Fantasy: Episch
  • Genre: Fantasy & Science Fiction / Fantasy
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 02.03.2020
  • ISBN: 9783426524442
Leigh Bardugo

Goldene Flammen

Roman | Die Fantasy-Reihe zur Netflix-Serie "Shadow and Bone"
Henning Ahrens (Übersetzer)

Der Auftakt zum Fantasy-Abenteuer über die magische Armee der Grisha und den Krieg um Ravka von Bestseller-Autorin Leigh Bardugo

Alina ist eine einfache Kartografin in der Ersten Armee des Zaren von Ravka. Jemand, der entbehrlich ist – ganz anders als ihr Kindheitsfreund Malyen, der erfolgreiche Fährtenleser und Frauenschwarm. Doch als Alina Mal bei einem Überfall auf unerklärliche Weise das Leben rettet, ändert sich alles für sie, denn sie findet heraus, dass sie eine Grisha ist, die über große Macht verfügt.

Alina wird ins Trainingslager der Grisha versetzt, der magischen und militärischen Elite Ravkas. Dort findet sie einen ganz besonderen Mentor: Den ältesten und mächtigsten der Grisha, der nur der »Dunkle« genannt wird und der schon bald ganz eigene Pläne mit Alina verfolgt.

Fantasy, Märchen, zarte Romance : Mit dem vom Krieg zerrissenen Ravka, dem ausgeklügelten Magie-System der Grisha und ihren lebendigen, facettenreichen Charakteren hat Leigh Bardugo eine Welt abseits ausgetretener Pfade entwickelt. Ein echtes Fantasy-Highlight , nicht nur für Fans der Bestseller »Das Lied der Krähen« und »Das Gold der Krähen«

Entdecke das gesamte GrishaVerse

Die Grisha-Trilogie ist in folgender Reihenfolge erschienen:

  • »Goldene Flammen«
  • »Eisige Wellen«
  • »Lodernde Schwingen«

Die Krähen-Dilogie ist in folgender Reihenfolge erschienen:

  • »Das Lied der Krähen«
  • »Das Gold der Krähen«

Die Thron aus Nacht und Silber-Dilogie besteht aus

  • King of Scars
  • Rule of Wolves

Noch mehr Geschichten aus der Grisha-Welt:

  • »Die Sprache der Dornen« (illustrierte Märchen aus der Welt der Grisha)
  • »Die Leben der Heiligen« (illustrierte Heiligen-Legenden aus der Welt der Grisha)
  • »Demon in the Wood. Schatten der Vergangenheit« (Graphic Novel zur Vorgeschichte des Dunklen)

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.11.2019

düster, magisch und ein kleiner Schnipsel russische Märchenerinnerung

0

Allgemein:
Leigh Bardugo ist mit ihrer Fantasy-Reihe um die russisch angehauchte, magische Elite-Einheit Grisha ein internationaler Erfolg gelungen, der mit weiteren Büchern in den letzten Jahren fortgesetzt ...

Allgemein:
Leigh Bardugo ist mit ihrer Fantasy-Reihe um die russisch angehauchte, magische Elite-Einheit Grisha ein internationaler Erfolg gelungen, der mit weiteren Büchern in den letzten Jahren fortgesetzt wurde. Der Knaur-Verlag übernahm 2019 die Neuauflage der Trilogie, wobei die Geschichte mit "Goldene Flammen" ihren Anfang nahm: Alina Starkov ist Kartografin in der ersten Armee des Zaren und damit immer mitten im Geschehen. Als sie mit ihrem besten Freund Mal in ein monströses Gefecht verwickelt wird, rettet sie ihn unvorhergesehen das Leben. Doch das geschieht nicht mit einer üblichen Waffe, sondern mit einer einer Macht, die nur ein magische Elitekämpferin der zweiten Armee haben kann - eine Grisha. Wie wird sich ihr Leben nun verändern?
Mein Bild:
Ich gebe offen zu, der 1. Hype um diese Reihe ging sang- und klanglos an mir vorbei. Erst als "Das Lied der Krähen" herauskam hatte ich "Grisha" auf dem Schirm. Und dann kam dieser Hingucker von Schuber bei Knaur heraus. Vergoldete Schrift, glatte Aquarellprägungen, die dem originalen, englischsprachigen Covern sehr ähneln und zack man hatte mich. Das jeweilige Taschenbuch glänzt im Inneren des Buchdeckels auch mit einer Karte des Landes Ravkas, in der die Geschichte spielt. Wunderschön, eigen und sehr düster würde ich diese beschreiben - so ähnlich wie die Story des 1. Bandes "Goldene Flammen".
Leigh Bardugo steht anscheinend darauf, ihre Leser zu Beginn ein wenig zu verwirren. Denn sobald man die 1. Seite aufschlägt, bekommt man eine Auflistung der "Grisha-Orden" und der Zuordnung ihrer Begabung bzw. Talent bzw. magischen Fähigkeiten. An die Begriffe musste ich mich teilweise gewöhnen und konnte zu Beginn nur vage etwas damit anfangen. Die dazugehörigen Details musste ich mir Stück für Stück erlesen, genau wie jegliches anderes (historische) Wissen über die Grisha wie beispielsweise ordenseigene Farben. Das gefiel mir, es wurde nie langweilig, auch wenn ich bezweifle, dass ich mir alles richtig gemerkt habe.
Der Einstieg sondert sich komplett vom Rest der Geschichte ab. Es ist die Vorgeschichte von Alina Starkov - ein Blick in ihre Kindheit, die mich erzählerisch total an ein Märchen erinnert hat. Umso heftiger fiel ich danach in ein russisch/mongolisch angehauchtes Land, das sich im Dauerkrieg befand. Der Erzähler wechselte in die Ich-Perspektive von Alina Starkov, die im hier und jetzt in der ersten Armee des Zaren von Ravka ihren Dienst ableistete. Einerseits fand ich gut, dass in diesem Sinne eine Gleichberechtigung herrschte, andererseits fällt auf, dass es in den Führungspositionen nur Männer gab. Unschön.
Zu Alina hatte ich durch die Bank weg ein schwankendes Verhältnis. Sie ist keine Schönheit und auch keine Heldin, macht ihre Arbeit und würde alles für ihren besten Freund Mal geben. Allerdings ist "alles" wirklich so gemeint, weil sie heimlich in ihn verliebt ist und jegliche Sticheleien an sich vorbei gehen lässt. Sie stellt ihr Licht unter den Scheffel, obwohl ein Funke Selbstbewusstsein ersichtlich ist. Da konnte ich manchmal nicht anders als mit den Augen rollen.
Als sie ihrem alten Leben entrissen wird, braucht sie meines Erachtens ewig, um sich damit abzufinden. Natürlich verstehe ist, dass sie gerade an ihren Freund festhalten will und der Reichtum sie anekelt, weil andere dafür hungern, aber ich habe erwartet, dass sie um einiges schneller ihre Chancen erkennt statt sich nur selbst zu quälen. Ihr Werdegang bei den Grisha habe ich trotzdem mehr als fasziniert verfolgt. Schon allein, weil mich der ein oder andere Charakter mit seinen Facetten sehr in den Bann gezogen hat.
Allem voran der Anführer der Grisha, dessen englischsprachiger Name "The Darkling" wohl am meisten im Umlauf ist. "Der Dunkle" ist ein undurchschaubarer Charakter, den ich völlig falsch eingeschätzt habe und der mir unter den vielen kleinen Twist und Wendungen am meisten Streiche gespielt hat. Ist er im Spiel, weiß man nie genau wohin die Reise geht. Habe ich Angst oder Respekt vor ihm? Finde ich ihn verführerisch oder abstoßend? Ich sage euch, so einen Charakter habe ich selten kennenlernt und trotz der vielen Seiten halte ich ihn für authentisch. Er weiß einfach, was er tut, nur ich manchmal nicht.
Der Plot ist logischerweise sehr stark von Alinas neuem Leben und damit einer harten Schule geprägt. Ich liebe so etwas, wenn die Protagonisten Lektionen erteilt bekommen, Verluste und Gewinne einheimsen, mit anderen agieren oder sich gegenseitig in die Quere kommen. Es war mir ein Fest ohne zu viel Tam Tam. Leigh Bardugo ist keine blumige Sarah J. Maas, aber sie hat ein Gefühl dafür, wie viel der Leser braucht um sich selbst kleine Details vorstellen zu können. Natürlich gibt es noch den Höhepunkt auf den alles Weitere aufbaut und meine bis dato angelegten Gedanken um ein "Oh, soweit habe ich nicht gedacht" bereicherte.
Fazit:
Es war Leigh Bardugos Debüt und hat die Neuauflage mehr als verdient. Der Auftakt in die Welt des Zarenreiches Ravka und der Grisha reißt mit und war so noch nie gesehen. Einzig die Informationsflut und das ein oder andere Charakterdetail könnte einem im Lesefluss stören.

Veröffentlicht am 26.10.2019

Magie und russsische Mystik

0

Als ich im Mai Das Lied der Krähen gelesen habe, stellte ich fest, dass ein Vorwissen der Grisha Reihe zwar nicht absolut dringend erforderlich, aber dennoch empfehlenswert ist. Umso begeisterter war ich, ...

Als ich im Mai Das Lied der Krähen gelesen habe, stellte ich fest, dass ein Vorwissen der Grisha Reihe zwar nicht absolut dringend erforderlich, aber dennoch empfehlenswert ist. Umso begeisterter war ich, als ich die bildhübsche Neuauflage von Knaur entdecke. Endlich alle drei Bände wieder bezahlbar erhältlich und das noch hübscher und im Selben Format wie die restlichen Grischaverse Bücher. Ich wusste, ich muss diese Reihe endlich anfangen.

Magie und russsische Mystik
Wie so oft in meinen Rezensionen, möchte ich mit der Welt der Grisha beginnen. Leigh Bardugo hat hier nämlich ein zauberhaftes und detailreiches Universum geschaffen. Das Land Ravka ist vom russischen Zarenreich des 19. Jahrhunderts inspiriert und der Autorin gelingt es ganz wunderbar diesen russischen Flair zu vermitteln, indem Namen, Ortschaften und manche Ausdrücke klar dem Russsichen entsprungen sind, dennoch wirkt es nicht aufgesetzt. Da Russland als Vorbild für Fanatsywelten nicht unbedingt auf Platz eins steht, fand ich eine solch inspirierte Geschichte sehr erfrischend und die Atmosphäre hat mich sofort gepackt. Auch die Funktionsweise der Grishamagie wird hier deutlicher erklärt, als z.B bei den Krähen.

An dieser Stelle möchte ich auch die neue Übersetzung des Knaur Verlags loben, die die Original Schreibweisen der Namen und Bezeichnungen verwendet, statt der Eingedeutschten, aus der Carlsen Übersetzung, wie z.B Ravka statt Rawka, Grisha statt Grischa, Malyen und Genya statt Maljen und Genja. Das mag nur eine Kleinigkeit sein, aber das Eingedeutsche war an dieser Stelle wirklich nicht nötig und die Geschichte jetzt wieder ein Stück authentischer am Original.

Der Auftakt zu etwas Großem
Protagonistin Alina ist ein Charakter, von dem ich noch nicht ganz weiß, was ich von ihr halten soll. Auf der einen Seite finde ich sie interessant, da sie nicht nur die strahlende Heldin ist, sondern auch negative Charaktereigenschaftenebsitzt, auf der anderen Seite, war sie mir an manchen Stellen etwas zu naiv. Da habe ich aber die Hoffnung, dass ich das in den Folgebänden bessern wird. Sehr gut gelungen fand ich hingegen Genya, sie habe ich sofort geliebt und ihr tragisches Schicksal mit den Zaren bietet gewiss noch Potenzial für weitere Tiefe. Auch der Dunkle konnte mich insbesondere durch seien Undurchsichtigkeit überzeugen. Lediglich Mal blieb für mich blass, aber auch hier besteht Hoffnung auf den zweiten Band.

Bei der Handlung zeigen sich dann typische Jugendbuch Elemente: Das Entdecken einer magischen Kraft, die Ausbildung ebenjener und die Dreiecksbeziehung. Leigh Bardugo erfindet das Rad hier sicher nicht neu, insgesamt ist die Handlung dennoch solide und wird gerade durch den eben genannten russischen Flair aufpoliert. Mein einziges Manko und wesentlicher Grund für den einen Punkt Abzug: Plotrelevante Entscheidungen und Wendungen kamen mir viel zu schnell, im Vergleich zu langsamen Passagen wie im kleinen Palast. Hundert Seiten mehr um diesen wichtigen Entscheidungspunkten mehr Raum zu bieten, wäre schön gewesen, denn so fühlt das Buch sich etwas wie ein Vorgeplänkel, für die eigentliche komplexerer folgende Handlung, an.

Fazit:


Trotz kleinerer Mängel was Ausführlichkeit und Tempo der Handlung angeht, hat mir dieser Auftakt der Grisha Trilogie Spaß gemacht und ich sehe Potenzial für Verbesserungen in den Folgebänden. Letztendlich ist fast schon die russische Atmosphäre allein Grund genug, zu diesem Buch zu greifen.

Veröffentlicht am 09.10.2019

Düster, magisch und spannend - lässt aber noch Potential nach oben!

0

Vor einigen Wochen habe ich mit "King of Scars" meine ersten, vorsichtigen Schritte im Grisha-Verse gemacht und da ich diese ungewöhnliche Fantasywelt lieben gelernt habe und zudem auch die Notwendigkeit ...

Vor einigen Wochen habe ich mit "King of Scars" meine ersten, vorsichtigen Schritte im Grisha-Verse gemacht und da ich diese ungewöhnliche Fantasywelt lieben gelernt habe und zudem auch die Notwendigkeit der Vorgeschichte für das Verständnis von "King of Scars" einräumen musste, habe ich mir vorgenommen, sowohl Leigh Bardugos "Grisha"-Trilogie als auch ihre "Krähen"-Reihe zu lesen. Mit "Goldene Flammen", welches ich netterweise vom Verlag im Schuber erhalten habe, machte ich den Anfang und habe meine etwas verspätete Neugier auf diese gehypte Reihe nicht bereut! Eine magische Geschichte über Freundschaft, Schönheit, Selbstwahrnehmung, Dazugehören, unerwiderte Liebe, Manipulation, Verrat, Dunkelheit und Licht.


"Ich habe sehr lange auf dich gewartet, Alina", sagte er.
"Gemeinsam werden wir die Welt verändern."


Erst vor einigen Tagen hat der Knaur Verlag, der schon "King of Scars" und der "Krähen"-Reihe Geburtshilfe geleistet hat, eine neue Auflage der vormals im Carlsen-Verlag erschienenen Grisha-Reihe in einem praktischen Schuber herausgebracht. Neu übersetzt, mit wunderschöner Karte und den hinreißenden Originalcover ausgestattet kann ich jedem Grisha-Fan die neue Ausgabe wirklich nur ans Herz legen. Wie auf dem Originalcover ist auf dunkelblauem Grund die Silhouette eines majestätischen Hirschkopfes in hellen Blau-Schlieren zu sehen, wodurch ein Hauptmotiv der Handlung aufgegriffen wird. Der goldene Titel, Autorenname und die Verzierungen in den Ecken runden die Gestaltung gelungen ab. Auch die vielen subtilen Namensänderung wie vom eingedeutschen "Grischa" in das Original "Grisha", von "Rawka" in "Ravka", von "Genja" in "Genya" oder von "Maljen" in "Malyen" und die Korrekturschliffe der neuen Übersetzung machen die neue Ausgabe lohnenswert.


Erster Satz: "Die Diener nannten sie Malenchki, Geisterchen, denn die Kleinsten und Jüngsten suchten das Haus des Herzogs heim wie kichernde Phantome, rannten durch die Zimmer, versteckten sich in Schränken, um zu lauschen, und stahlen die letzten Pfirsiche des Sommers aus der Küche."


Alina Starkov und Malyen Oretsev sind zwei dieser kleinen Malenchki, die seit dem Tod ihrer Eltern in Ravkas ewigen Kriegen bei einem Herzog Zuflucht gefunden haben und unzertrennlich sind. Als eine von etlichen Waisenkindern ist sie wertlos, unterschätzt und unscheinbar. Auch später in der Armee, als er ein erfolgreicher Fährtensucher und sie eine einfache Kartenzeichnerin ist, er zum umjubelten Frauenschwarm geworden und sie ein dürrer, blasser Niemand geblieben ist, verbringen sie jeden Tag zusammen und sie liebt ihn unbemerkt aus dem Schatten heraus, den er wirft. Als sie bei der Überquerung der Schattenflur jedoch auf unerklärliche Weise ihr Regiment beschützt, in dem sie strahlendes Licht hervorbeschwört, ändert sich ihre Stellung schlagartig. Sie ist nicht länger ein Niemand, der im Schatten steht sondern eine mächtige Grisha, die das Interesse von verschiedenen Parteien auf sich zieht. Denn Alinas verborgene Macht könnte der Schlüssel sein, den ihr vom Krieg verwüstetes Land befreien kann. Doch kann die junge Sonnenkriegerin in all dem Trubel um sie den richtigen Weg finden um Ravka zu retten und dabei ihren Freund und die Liebe ihres Lebens nicht aus den Augen verlieren...?


"Gib es doch zu.", höhnte er. "Du gehörst ihm."
"Du gehörst ihm auch, Mal", erwiderte ich beißend. "Wir alle gehören ihm."



Mit dieser Frage beschäftigen sich die 22 kurzen Kapitel sowie ein kurzes "davor" und ein "danach" aus der dritten Person. Ansonsten erzählt Alina aus der Ich-Perspektive von ihren Erlebnissen. Dabei steigen wir sofort mit einer ordentlichen Portion Action in die Geschichte ein, bevor wir mit Alina verarbeiten müssen, dass sie eine Grisha ist und vom überschaubaren Heereslager durch das ganze Land reisen, um in die fremde, schillernde Welt Ravkas einzutauchen. Die schwierigen, russischen Namen, Orte und Bezeichnungen der Orden der Grisha war ich dank meines äußerst verwirrenden Ausflug in "King of Scars" schon gewohnt, sodass ich mich ohne Probleme in die wundervolle Fantasy-Welt versenken und die überraschenden Wendungen, die lebendigen Dialogen und die langsam aber stetig steigende Spannung genießen konnte.


"Vielleicht würde ich zum Geruch eines Lagerfeuers erwachen, auf meinem Feldbett und in meinen alten Kleidern, und dann würde ich Mal von diesem seltsamen und furchterregenden, zugleich aber wunderschönen Traum erzählen.
Ich strich mit dem Daumen über die Narbe auf meiner Handfläche und hörte Mal sagen: Uns wird nichts passieren, Alina. Du weißt doch, dass wir einen Schutzengel haben.
"Das hoffe ich, Mal", flüsterte ich in mein Kopfkissen."


Die Karte zu Beginn und die Übersicht über die verschiedenen Grisha-Orden helfen dabei, den Überblick zu behalten. Die grundlegenden Konzepte von Bardugos magischer Welt erschließen sich zumeist aus dem Zusammenhang und dem Wortlaut. So haben die Korporalki (Entherzer, Heiler, Bildner) Macht über den menschlichen Körper, Ätheralki sind Beschwörer, die durch gekonnte Manipulation ihre Umwelt kontrollieren können (Feuer = Inferni, Winde = Stürmer und Wasser =Fluter), und Materialki haben sich auf die Beeinflussung von Metallen (Durasten) oder Gifte (Alkemi) spezialisiert. Neben der magischen Welt der Grisha, die im sogenannten "kleine Palast" in Ravkas Hauptstadt Os Alta leben, lernen und arbeiten, gibt es auch eine politische Sphäre mit einem Zar und einer Zarin, die im "großen Palast" leben. Und auch abseits der Hauptstadt hält die slawische Fantasywelt voller uralter Wesen, schwarzer Magie und Wunder viel zum Entdecken bereit. Ob mächtige Kräftemehrer aus vergangenen Zeitaltern, die geheimnisvolle Schattenflur voller alptraumhafter Kreaturen oder die kalte Wildheit der Wälder Ravkas - die Autorin erschafft eine einnehmende Welt abseits der sonst so präsenten Vampir-/ Werwolf-/ Zauberer-/ Feen-/ Elfen-/ Zwergen-/ Fae-/ Drachen-/ Nixen-Fantasy.


"Es gibt etwas, das mächtiger ist als jede Armee. Etwas, das Zaren entthronen, ja sogar den Dunklen stürzen kann. Weißt du, wie dieses Etwas heißt?" Ich schüttelte den Kopf, während ich vor ihm zurückwich. "Glaube", hauchte er, und seine schwarzen Augen schienen zu lodern.
"Glaube."



Dabei ist ihre Figurenpalette ebenso bunt wie ihr Setting. Da wäre die unscheinbare, völlig durchschnittliche Protagonistin Alina, die immer ein unsichtbarer Niemand war, bis ihre verborgenen Kräfte ihr unerwartete Macht verleihen. Als unscheinbare, mittellose Waise musste sie miterleben, welche Wege durch Schönheit, Reichtum und Macht anderen geöffnet werden nur um plötzlich selbst im Zarenpalast zu stehen und der Liebling des obersten Grisha zu sein, den alle nur den "Dunklen" nennen. Dass sie weder eine Schönheit, noch entstellt, weder Rebellin noch Mitläuferin, weder Zicke noch Gutmensch ist, sondern einfach ein total durchschnittlicher Mix dazwischen macht sie herrlich normal und somit zur idealen Identifikationsfigur. Malyen hingegen ist der typische treue, gutaussehende Freund und Schwarm, neben dem sie immer schlecht dastand - bis sie ihn durch ihre Macht in den Schatten stellt und ihn dazu zwingt, etwas anderes in ihr zu sehen, als seine beste Freundin. Auch wenn ihre Beziehung sehr vorhersehbar, recht oberflächlich und klischeehaft ablief, fügt sich die kleine Liebesgeschichte unspektakulär und passend in die Geschichte.


"Mal", flüsterte ich in die Nacht. "Was denn?"
"Danke, dass du mich gesucht hast."
Vielleicht träumte ich nur, aber ich hörte, wie er irgendwo im Dunkeln flüsterte. "Immer."


Sehr schön sind auch die Nebenfiguren, die hier kurz angerissen werden und noch viel Raum und Potential zur weiteren Entwicklung haben. Ans Herz gewachsen ist mir zum Beispiel die wunderschöne Genya, die ihr Herz an einen nerdigen Fabrikator verloren hat, der sich für nichts anderes als seine Metalle zu interessieren scheint, die eigenwillige, geheimnisvolle Baghra, die wie eine Märchenhexe erscheint aber ein weiches Herz hat oder der erbarmungslose Botkin mit dem Meister-Yoda-ähnlichen Shu-Akzent. Eine sehr spannende Figur ist außerdem der Dunkle, der zu Beginn schwer einzuschätzen ist, auch wenn ihn sein Name schon als "Bösewicht" der Geschichte entlarvt. Als Anführer der "Zweiten Armee" von Ravka - einer magische Eliteeinheit von Grisha, die für die Verteidigung Ravkas zuständig sind - verfügt er über unvergleichliche Macht, die zusammen mit seinem Charisma und seiner makellosen Schönheit eine starke Anziehung ausübt. Gleichzeitig sind jedoch seine Pläne dubios, seine Methoden grausam und sein Blick kalt. Ob hinter dieser Fassade noch ein liebenswürdiger Charakter steckt oder er wie erwartet zum Bösewicht wird, müsst ihr beim Lesen selber herausfinden.


"Dies ist sein wahres Wesen", dachte ich, als ich in das grelle Licht blinzelte. "Gleiches ruft Gleiches." Dies war seine Fleisch gewordene Seele, seine tiefste Wahrheit, offengelegt von der grellen Sonne, aller Schatten und Hüllen beraubt. Dies war die Wahrheit hinter seinem hübschen Gesicht und seiner eindrucksvollen macht, eine Wahrheit, ebenso tot und leer wie das Nichts zwischen den Sternen, eine von verängstigten Ungeheuern bevölkerte Wüste."


Düster, magisch und spannend webt sie ihre Geschichte, nimmt uns mit an schillernde Schauplätze und schockt uns mit Überraschungen. Dabei tragen nie Kämpfe, Intrigen, Brutalität und Irrglaube den Sieg davon, sondern immer Mitgefühl, Freundschaft und Liebe, sodass sich die Geschichte liest wie ein Märchen: mal düster und bedrohlich, mal leuchtend bunt und immer wunderschön! Wer Leigh Bardugos wundervollen Schreibstil aus ihren späteren Büchern kennt weiß jedoch, dass dieser erste Band sowohl inhaltlich als auch sprachlich nur an der Oberfläche kratzt. Bei einem Umfang von 344 Seiten kommt der Gedanke schon früh auf, dass dies für einen Fantasy-Roman ein wenig kurz gehalten ist. Das Einleben in einer neuen Welt, die überhastete Flucht, die beschwerliche Reise durch die verschneite Wildnis und der spannende Endkampf - all das wird zwar ausreichend beschrieben, ließe aber noch Potential für viel mehr Epos und Detailreichtum. So bleiben Protagonisten und Setting trotz der tollen Ideen noch recht blass und die intensiven Gefühle, die imposante Bildgewalt und die drängende Bedeutung, die ich aus ihren anderen Werken kenne, fehlen hier noch. Auch auf der Handlungsebene gibt es immer wieder kleine Schnitzer. Beispielsweise ist es äußerst unrealistisch, dass der Dunkle und seine Armee immer wieder wie aus dem Nichts auftauchen und Mal und Alina zweimal überfallen werden, wo doch Mal ein sooo guter Fährtenleser ist.

Nichtsdestotrotz ein gelungener Auftakt voller Schmerz, Macht, Freundschaft, Mitgefühl, Liebe, Kraft, Mut und natürlich viel Magie, der Lust auf mehr macht. Ich bin im Moment schon mitten in Band 2 und habe festgestellt, dass ich die Reihe gerade rechtzeitig begonnen habe. Denn Netflix hat angekündigt, das "Grisha"-Verse als großes Serien-Event zu produzieren und somit die "Grisha"-Trilogie zusammen mit den "Krähen"-Bestsellern und der neuen "King of Scars"-Dulogie auf die Leinwand zu bringen.

Beenden will ich die Rezension gerne mit einer der schönsten und authentischsten Liebeserklärungen, die ich jemals gelesen habe:


"Ich habe dich jede Stunde vermisst. Und am schlimmsten war, dass mich das völlig überrascht hat. Ich habe mich dabei ertappt, dich zu suchen. Nicht aus einem bestimmten Grund sondern nur aus Gewohnheit, oder weil ich etwas gesehen hatte, von dem ich dir erzählen wollte. Dann wurde mir bewusst, dass du fort warst, und ich hatte jedes, wirklich jedes Mal das Gefühl, als würde mir die Luft wegbleiben. Ich habe mein Leben für dich aufs Spiel gesetzt. Ich bin für dich durch halb Ravka gezogen, und das würde ich wieder tun, nur um bei dir zu sein. Selbst wenn es bedeutet, mit dir zu hungern und zu frieren und mir dein Gejammer über den ewigen Hartkäse anzuhören. Also erzähl mir nicht, dass wir nicht zusammengehören."




Fazit:


Ein gelungener Auftakt voller Liebe, Schmerz, Schönheit, Macht, Freundschaft, Manipulation, Mitgefühl, Kraft, Mut, Dunkelheit, Licht und natürlich viel Magie, der Lust auf mehr macht.
Düster, magisch und spannend - lässt aber noch Potential nach oben!

Veröffentlicht am 22.08.2023

Leseempfehlung

0

Das Buch war ganz gut, hatte aber ein paar Schwachstellen.
Die Geschichte und die Fantasiewelt haben mir sehr gefallen. Auch mochte die Protagonistin Alina, obwohl sie etwas unsicher und Naiv aufgetreten ...

Das Buch war ganz gut, hatte aber ein paar Schwachstellen.
Die Geschichte und die Fantasiewelt haben mir sehr gefallen. Auch mochte die Protagonistin Alina, obwohl sie etwas unsicher und Naiv aufgetreten ist (Raum für eine Charakterentwicklung). Mit Mal bin ich leider gar nicht warm geworden - dafür war der „Bösewicht“ umso interessanter.
Der Schreibstil der Autorin war okay, manchmal etwas zu einfach, dafür konnte man es schnell weg lesen. Leider waren auch die Sprünge zwischen den einzelnen Szenen sehr abrupt und folgten zu schnell aufeinander. Ein paar „langsamere“ Szenen, hätten die Geschichte etwas Smoother gestaltet.

Zusammengefasst ist das Buch trotz der kleinen Kritikpunkte eine Leseempfehlung, da die Gesichte und Die Fantasiewelt sehr überzeugend waren.

Schreibstil: 3/5
Geschichte:5/5
Charaktere: 4/5

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.08.2022

Serie vs. Buch

0

Die Geschichte folgt Alina Starkov, welche als Waise in ärmlichen Verhältnissen aufwächst. Zusammen mit ihren Kindheitsfreund Mal tritt sie der Armee bei. Er als Fährtenleser, sie als Kartographin. Bei ...

Die Geschichte folgt Alina Starkov, welche als Waise in ärmlichen Verhältnissen aufwächst. Zusammen mit ihren Kindheitsfreund Mal tritt sie der Armee bei. Er als Fährtenleser, sie als Kartographin. Bei der Überquerung der Schattenflur kommt es zu einem Überfall, bei welchem Alina auf unerklärliche Weise das Leben von Mal rettet. Wie sich herausstellt, ist Alina eine Grisha, und zwar die Einzige, die in der Lage ist, die Schattenflur zu zerstören…

Nun habe ich den ersten Teil gelesen, welcher bereits verfilmt wurde, und bin sehr unschlüssig. Ich ertappe mich dabei, wie ich die Bilder aus der Serie mit den Beschreibungen aus dem Buch vergleiche und feststelle, dass die Serie mehr Spaß gemacht hatte. In der Serie werden drei Protagonistengruppen begleitet, im Buch ist es nur Alina. Zwar gibt es eine weitere Trilogie, welche eine weitere Hauptfigur der Serie begleitet, aber das Verweben der Erzählstränge fehlt mir hier leider. Allgemein finde ich das Buch etwas dünn hinsichtlich Charakterentwicklung, Hintergründe und World Building. Auf dem Klappentext ist ein Vergleich zu Harry Potter, aber den sehe ich ehrlich gesagt (noch) nicht. Ich bin auf die weiteren Bände gespannt und hoffe, dass ich mich dabei gedanklich von der Serie lösen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere