Die Malerin des Nordlichts
Handlung:
Norwegen 1922
Signe lebt endlich so, wie sie es sich seit einigen Jahren gewünscht hat. Frisch geschieden geht sie ihrer Leidenschaft, der Malerei nach und hat endlich die Möglichkeit, sich in ...
Handlung:
Norwegen 1922
Signe lebt endlich so, wie sie es sich seit einigen Jahren gewünscht hat. Frisch geschieden geht sie ihrer Leidenschaft, der Malerei nach und hat endlich die Möglichkeit, sich in der Kunstwelt zu etablieren. Signe nimmt Unterricht bei Paul Gauguin und immer wieder fallen ihr Aussagen ihres berühmten Onkels, Edvard Munch, ein, die ihr Anreiz auf neue Werke geben.
Jahrelang denkt sie, dass ihr nichts fehlt. Eines Abends lernt Signe zufällig Einar kennen und spürt sofort eine Seelenverwandschaft. Doch ist eine Liebe bei fast zehn Jahren Altersunterschied möglich? Oder haben Signe und Einar Angst, dass die Gesellschaft sie dafür kritisieren wird?
Meinung:
Auf den ersten Blick erinnert das Cover an die anderen Bände der Künstlerinnen-Reihe des Aufbau Verlags. Mir gefällt dieser Wiedererkennungswert und ich finde es unglaublich toll wie Frauen in den Mittelpunkt gerückt werden und eine einzigartige Lebensgeschichte erzählt wird.
Mir gefällt die Farbenvielfalt, die aber trotzdem nicht zu viel ist und ein angenehmes Bild bietet. Die Landschaft wirkt malerisch schön, dazu ein Haus, welches typisch norwegisch erscheint. Eine Dame geht auf das Häuschen zu, sie könnte Signe darstellen, die Hauptperson des Buches.
Edvard Munch war mir natürlich ein Begriff, von seiner Nichte habe ich noch nie etwas gehört. Umso gespannter war ich auf die Geschichte von der mir bisher unbekannten Person. Am liebsten hätte ich schon nach wenigen Seiten im Internet nach Bildern von der Malerin gesucht, um auch beim Lesen ein Bild von ihr vor Augen zu haben. Gleichzeitig hatte ich zu viel Angst, dass mir dadurch Details verraten werden und so war ich umso motivierter, das Buch zu lesen und dann endlich googeln zu können.
Von Lena Johannson habe ich schon zwei-drei Bücher gelesen und mir ist vor allem die richtig gute Schreibweise in Erinnerung geblieben. Darauf hatte ich auch hier gehofft und wurde nicht enttäuscht. Durchweg blieb die Schreibweise auf einem konstant guten Niveau, war angenehm und ermöglichte ein flüssiges Lesen. Viele Stellen, besonders Beschreibungen von Häusern und der Natur, waren bildhaft und ließen ein Bild vor meinen Augen entstehen. Die Orte waren nicht nur bildhaft beschrieben, sondern auch so ein Highlight. Sie wirkten lebhaft und fassbar. Zeugten von der umfassenden Recherche der Autorin, aber auch ihrem Wunsch, das Buch stimmig zu machen.
Durchweg war die Handlung spannend gehalten, es gibt immer wieder ruhige Kapitel, auf die aufregendere folgen, in denen mehr passiert. Insgesamt werden auf den 448 Seiten knapp 22 Jahre erzählt, wobei es immer mal kleine Zeitsprünge gibt. Am Anfang eines jeden Kapitels ist vermerkt, in welchem die Handlung stattfindet und es ist wichtig, dies auch immer zu beachten. Ansonsten ist man arg überrascht, wenn plötzlich einige Jahre vergangen sind, was man aber erst ein ganzes Stück später bemerkt.
Mit den Zeitsprüngen hatte ich absolut keine Probleme, mir waren sie sogar angenehm. So konnten erst gar keine Längen entstehen, sondern ich hatte immer das Gefühl, dass nur das Wichtigste geschildert wird. Außerdem hätte die Geschichte große Ausmaße angenommen und wäre zu ausführlich gewesen.
Als Hauptcharakter agiert Signe Munch. Eine Frau, Ende dreißig und frisch geschieden. Etwas unsicher und schüchtern, eher introvertiert und mit einer bescheidenen Anzahl an Freunden, die dann aber auch die richtigen Freunde sind, denen sie vertrauen kann. Teilweise wirkte Signe um einiges jünger und öfter fiel es mir schwer, sie mir in solch einem Alter vorzustellen. Dies verstärkt sich, als sie irgendwann an die 50 Jahre alt ist. Signe schien nie zu altern, sich nicht zu verändern. Es gab an ihrem Charakter nur wenige Veränderungen, diese betrafen meist ihren Malstil und ihre Gemälde. Charakterliche Veränderungen waren rar. Sie waren vorhanden, aber nur schwer erkennbar. Erst gegen Ende des Buches, auf den ungefähr letzten 100 Seiten änderte sich Signe. Verschloss nicht immer nur die Augen, sondern wollte aktiv etwas sagen und mitwirken. An sich eine gute Sache, aber mir kam der Wandel etwas zu spät.
Während ich Signe´s Charakter anfangs sympathisch und freundlich fand, sie mochte und gut fand, hat sich das geändert. Ihre sympathische Ader verschwand etwas und sie wurde mir ziemlich egal. Ich habe an ihrem Leben und Erlebnissen immer noch großes Interesse gehabt, aber ihr Wesen konnte mich nicht mehr berühren.
Neben Signe gab es einige Nebencharaktere, von denen die meisten in einer schönen Regelmäßigkeit auftraten. Ich muss sagen, dass ich ehrlich überrascht war, wie selten Edvard Munch auftritt, immerhin steht sein Name ebenfalls abgedruckt auf dem Titel. Nach dem Lesen des Nachwortes war dieser Umstand schlüssig, während der Lektüre war ich etwas erstaunt.
Auch bei den weiteren Charakteren wurde versucht, sie in einer lebendigen und authentischen Art darzustellen, sodass sie für den Leser zugänglich werden. Leider ist das nicht so ganz geglückt. Die Protagonisten hatten alle ihre Eigenarten und Merkmale, konnten sich aber nicht herausheben. Ein gutes Beispiel dafür ist eine Freundin von Signe. In den ersten Kapiteln hat sie vor Freude und Tatendrang gestrotzt, war etwas Besonderes und ihr Charakter hat Spaß gemacht. Irgendwann war diese Unbeschwertheit weg und sie wurde eintönig und in ihr ließ sich nicht mehr die Person vom Anfang wiedererkennen.
Fazit:
Lena Johannson erzählt die packende Geschichte von Signe Munch, eine Frau, die ziemlich in Vergessenheit geraten ist. Sie hat ein bewegendes Leben geführt und war am Ende betrachtet eine starke Persönlichkeit (auch wenn ich beim Lesen ab und an einen anderen Eindruck hatte). Besonders überzeugen konnte mich die hervorragende Schreibweise und die traumhafte Beschreibung von Orten. Es hat richtig viel Spaß gemacht, mit den Protagonisten durch Orte und Wälder zu streifen, Häuser, sowie die Natur zu betrachten. Mein einziger Kritikpunkt sind die Charaktere, die für mich in ihrer Darstellung nicht ausgereift sind.
Ansonsten gab auch dieser Teil der Künstlerinnen-Reihe wieder einen interessanten Einblick in das Leben einer Frau, von der ich noch nie etwas gehört hatte. Ich bin schon gespannt, um welche Personen sich die folgenden Teile drehen werden!