„Ihr seid ziemlich überwältigend. Eure Familie, euer Zusammenhalt, eure Farm.“
(Maggie in A place to belong
Worum geht’s?
Als die Journalistin Maggy Gardner auf Cherry Hill eintrifft, wird sie von den McCarthy-Schwestern mit offenen Armen empfangen: Sie soll für mehr Publicity für das neue Baumhaus-Hotel sorgen. Flynn, der die gemütlichen Baumhäuser auf der Farm entworfen hat, soll ihr gleich alles zeigen.
Obwohl Flynn Journalisten nicht ausstehen kann, beginnt es zwischen ihm und Maggy bald zu knistern. Ehe sie es sich versieht, fühlt sich Maggy auf Cherry Hill wie zu Hause. Wie soll sie Flynn und den McCarthy-Schwestern, die sie ins Herz geschlossen hat, jetzt noch die Wahrheit sagen: warum sie wirklich hergekommen ist …
A place to belong ist Band 3 der Cherry Hill-Reihe um die Farm Cherry Hill. Das Buch ist in sich geschlossen, die Charaktere der Vor- und Folgebände kommen jedoch vor, sodass Spoiler möglich sind. Vorkenntnisse sind nicht notwendig.
Inhaltliche Hinweise
Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive durch Maggie erzählt. Im Buch ist sexueller Content enthalten.
Meine Meinung
Heimkommen. Für einen Moment das stressige Leben vergessen und eine Auszeit genießen. So fühlen sich für mich immer die Bücher von Lilly Lucas an. Dabei ist die Cherry Hill-Reihe bisher eindeutig mein Favorit und vor allem Band 1 hat sich wahnsinnig stark in mein Herz gegraben. Der familiäre Zusammenhalt auf der Farm hat mich bisher sehr begeistert und entsprechend war ich auch sehr überrascht, dass es in diesem Buch um keine der drei McCarthy Schwestern geht, sondern um den bereits bekannten Flynn und eine neu hinzukommende Person in Form von Maggie. Was aber dann kam, war überraschen.
Selten erfährt man in einem Buch das große Geheimnis schon so früh wie hier bei A Place to belong. Und lange habe ich überlegt, ob und wie ich es thematisiere, wenn ich das Buch bewerte. Am Ende habe ich mich entschieden, dass ich nicht zu viel dazu sagen möchte, weshalb diese Rezension eventuell etwas kürzer gerät. Aber das Geheimnis von Maggie, wieso sie nach Cherry Hill reist, ist wahnsinnig stimmig und gleichzeitig wahnsinnig kompliziert, denn es beeinflusst sehr viel, was man über Cherry Hill und über die McCarthys weiß und denkt. Es stellt die Autorin aber auch vor eine große Herausforderung, denn es ist zerstörerisch. Als Maggie auf Cherry Hill ankommt, entsteht ein Missverständnis, da Poppy denkt, sie sei eine Journalistin und wolle über die Baumhäuser, die die Farm als Hotelalternative anbietet, schreiben. Zwar ist es zutreffend, dass Maggie Journalistin ist, aber deswegen ist sie nicht da. Im Bruchteil einer Sekunde entscheidet sich Maggie dagegen, offenzulegen, wer sie ist und was sie eigentlich will. Und wird von der Familie gewohnt herzlich aufgenommen und umgehend integriert. Will Maggie anfangs eigentlich direkt wieder gehen, verliert sie sehr schnell ihr Herz an die Farm, an die McCarthys und auch an den sehr grimmigen Flynn, denn der hat gar kein Bock auf eine Journalistin. Wieso, wird man später erfahren, aber auch hier gilt: Stark durchdacht, greifbar und nachvollziehbar ausgearbeitet.
Der Leser weiß nun von Anfang an um das große Dilemma. Das Dilemma, dass zwischen Flynn und Maggie eine Anziehung herrscht, obwohl er sie sehr motiviert immer wieder zurückweist. Das Dilemma, dass Maggie nicht weiß, wie sie den Irrtum geraderücken soll (was nicht heißt, dass sie die Reportage über die Baumhäuser nicht schreiben mag, denn das tut sie!). Das Dilemma, dass Maggie sehr schnell irgendwie angekommen ist und sich wohl fühlt, umgeben von der gastfreundlichen Familie McCarthy. Und Seite um Seite wird das Dilemma größer, bis es bereits nach gut der Hälfte des Buches zum großen Knall kommt. Relativ früh, aber gleichzeitig sehr nötig, denn so hast die Autorin mehr als genug Zeit, den Scherbenhaufen aufzukehren. Hierüber war ich sehr erleichtert, denn ich hatte Angst, dass wie üblich in dem Genre kurz vor Ende alles explodiert und dann schnell, schnell zusammengeklebt wird, was geht. Nicht so hier. Die Autorin lässt sich Zeit, sie gibt den Figuren Raum, wütend zu sein, blöde Sachen zu sagen und auch, zu reflektieren und aufeinander zuzugehen. Es ist ein Faktor, den ich vor allem in Band 1 auch sehr gefeiert habe: Das kommunikative Verhalten. So wirkt nichts überstürzt, zurechtkonstruiert oder gar übergebügelt.
Während Maggie auf Cherry Hill ist, erfährt der Leser wahnsinnig viel über die Arbeit auf der Farm, über die Erntezeit und die Herausforderungen. In der Gesamtheit der Bücher baut sich so Stück für Stück ein besonderer Einblick auf, in das Leben, welches sich die McCarthy-Frauen sicher so nicht gewünscht haben, aber in einer männerdominierten Branche erkämpft haben. Auch hier mag ich, dass die Autorin so ehrlich und realistisch ist. Cherry Hill muss mit Problemen kämpfen wie Schädlingsbefall, sich Gedanken um Finanzen machen oder alle müssen anpacken, weil Erntehelfer ausfallen. Die Autorin zeigt gar kein Bedürfnis, das Leben zu romantisieren, zu glamourisieren oder als leicht darzustellen. Ich wurde einfach wieder total in das Buch gezogen, habe es nicht weglegen können und es einfach genossen, wieder hier zu sein. Ich mag den leichten, mitreißenden Schreibstil, die kuscheligen Vibes von Cherry Hill und Palisade, das sonnige Gemüt der McCarthy-Familie und natürlich auch das Wiedersehen mit den geliebten Charakteren.
Was mich dafür leider nur eingeschränkt abholen konnte, war die Liebesgeschichte. Maggie verbringt nur wenig Zeit auf Cherry Hill und beim ersten Aufenthalt weist Flynn sie viel ab. Mir fehlte ein wenig die Basis für die aufkommenden Gefühle. Beim zweiten Aufenthalt kommt als Hindernis für die jungen Gefühle als Hindernis eine moralische Zwickmühle für Maggie hinzu, die mich nicht so sehr begeistert hat und etwas überraschend wirkte. Am Ende hat mich die schwächere Lovestory aber nicht so sehr gestört, denn die Grundgeschichte um Maggie und die McCarthy-Familie war für mich stark genug, dass ich auch komplett ohne Liebesgeschichte dem Buch verfallen wäre. Zwar ist A place to belong nicht mein Lieblingsband der Reihe, aber es ist eine gewohnt starke Geschichte.
Mein Fazit
Die Queen of Cosy Romance hat wieder zugeschlagen. Dieses Mal zwar mit einer schwächeren Lovestory, dafür aber einer umso stärkeren Hauptgeschichte kann auch A place to belong wieder überzeugen. Mit Einblicken in das Farmleben, einem zerstörerischen Geheimnis und ganz viel kommunikativen Feingefühl wieder eine eine große Leseempfehlung von mir.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]