Was für ein Auftakt ...
„...Da werden Ländereien verwüstet, Dörfer und Klöster niedergebrannt, ganze Landestriche entvölkert, und wofür das alles? Weil sich zwei nicht einigen können, wem die Krone gebührt. Dabei müssen sie doch ...
„...Da werden Ländereien verwüstet, Dörfer und Klöster niedergebrannt, ganze Landestriche entvölkert, und wofür das alles? Weil sich zwei nicht einigen können, wem die Krone gebührt. Dabei müssen sie doch bei der Krönung schwören, das Land zu schützen, Unheil von ihm abzuwenden...“
Wir schreiben das Jahr 1110. An der Richtstätte des Towers in London erscheint Henry mit seiner 8jährigen Tochter Mathilda. Der 18jährige Robert Fitzooth soll seine rechte Hand verlieren, weil er sich gegen seinen Sergeanten aufgelehnt hat. Doch dann mischt sich Mathilda ein, und plötzlich muss der Sergeant um seinen Kopf bangen. Robert Fitzooth aber begleitet Mathilda noch am gleichen Tag als persönlicher Schutz zu ihrem künftigen Bräutigam Heinrich V. nach Deutschland.
Der Autor hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Die geschichtlichen Fakten wurden umfassend recherchiert. Das gibt dem Buch seine Authentizität, auch wenn die Figur des Robert Fizooth fiktiv ist.
Das Buch besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil darf ich Robert an Mathildas Seite quer durch Europa begleiten und ihre Auseinandersetzung mit Stefan in England verfolgen, der nach dem Tode Henrys den Treueeid gebrochen und Mathilda um die Krone gebracht hat..Im zweiten Teil steht Roberts Enkel im Mittelpunkt. Auch der heißt Robert, ist aber als Robin Hood in die Geschichte eingegangen. Wie es dazu kam, erzählt der Roman.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Es ist als Anerkennung gemeint, wenn ich es so empfinde, als sei das Buch mit leichter Hand geschrieben.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Schon als Kind wusste Mathilda genau, was sie wollte. Ihre Wutausbrüche waren berüchtigt. Und doch war sie im Volk anerkannt. Trotz ihrer Jugend war sie Heinrich V. eine Partnerin, die sich nicht scheute, ihre Sicht der Dinge darzulegen.
Robert steht treu an ihrer Seite. Wenn sie in Gefahr war, konnte er aber durchaus gegen die militärischen Regeln verstoßen. Ab und an wurde es deshalb für ihn brenzlig.
Gut dargestellt werden die Auseinandersetzungen zwischen Heinrich V. und dem Klerus. Der sorgt auch dafür, dass nach dem Tod des Kaisers Friedrich von Schwaben keine Chance auf die Nachfolge hat, wie es eigentlich vom Kaiser vorgesehen war. Robert sieht die Verschwendung des Klerus und sagt ab und an deutlich seine Meinung, wenn man ihm dumm kommt. Viele Jahre später findet sein Enkel Robin gegenüber einen Abt ähnliche Worte:
„...“Aus dem Weg“...“Oder ...ich gebe Euch Gelegenheit, Euer Verständnis von Liebe und Barmherzigkeit im nächsten Moment mit dem Herrn im Himmel von Angesicht zu Angesicht zu diskutieren!...“
Mathilda flieht nach England. Doch die Zeit für starke Frauen ist nach wie vor schwierig. Auch hier nimmt ihr Stefan die schon sicher geglaubte Königskrone.
Robert erlebt bewusst diesen Kampf um die Krone mit all seinen Grausamkeiten. Erstmal beginnt er an seinem Tun zu zweifeln. Dabei fällt das Eingangszitat.
Gut gefallen hat mir, dass der Autor die Kämpfe zwar beschreibt, auf die Darlegung der damit verbundenen Grausamkeiten aber weitestgehend verzichtend.
Außerdem durchzieht das Buch ein sehr feiner, manchmal äußerst trockener Humor, wie das folgende Zitat aus Roberts Mund bei der ersten Alpenüberquerung beweist.
„...Wenn dieser Pass wirklich der bequemste Alpenübergang war, legte er keinen gesteigerten Wert darauf, die anderen kennenzulernen...“
Im fesselnden Geschehen sind eine Menge zusätzlicher Informationen versteckt. So lerne ich ie junge Nonne Hildegard von Bingen, ihre Zukunftsträume und ihre ersten medizinischen Anwendungen kennen. An der Seite Robin Hoods erfahre ich, wie die walisischen Langbogen und die dazu gehörenden Pfeile hergestellt werden, um nur zwei Themen zu nennen.
Sehr gut ausgearbeitete Gespräche sorgen nicht nur für Ruhepunkte in der Handlung. Sie geben einen Einblick in die Zeitverhältnisse, bringen Ideen für die Zukunft hervor und haben mich häufig Schmunzeln lassen, vor allem dann, wenn Mathilda überdeutlich ihre Meinung zum Ausdruck gebracht hat.
Historische Anmerkungen des Autors, eine Zeittafel,ein Glossar, eine Bibliografie, ein ausführliches Personenregister sowie historische Karten von England und dem Römisch-Deutschem Reich ergänzen das Buch.
Der Roman hat mir ausgezeichnet gefallen. Er bettet das historische Geschehen in eine spannende Handlung, die sehr lebendig erzählt wird.