Cover-Bild KaDeWe. Haus der Träume
Band 1 der Reihe "KaDeWe"
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16,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Goldmann
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 720
  • Ersterscheinung: 13.10.2022
  • ISBN: 9783442206384
Marie Lacrosse

KaDeWe. Haus der Träume

Roman - Die Kaufhaus-Saga 1
Berlin, Anfang des 20. Jahrhunderts: Das Kaufhaus KaDeWe erstrahlt in Glanz und Luxus – eine Welt, die Judith Bergmann wohl vertraut ist. Denn die Tochter des KaDeWe-Justiziars soll Harry Jandorf heiraten, den einzigen Sohn des Kaufhausgründers. Die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Rieke Krause hingegen ist von der Pracht des Kaufhauses schier überwältigt, als sie dort eine Stelle als Verkäuferin antritt. Schon bald verliebt sie sich in ihren Kollegen Hermann. Doch in den Wirren des Ersten Weltkriegs und der Nachkriegszeit werden die Lebenspläne von Judith und Rieke gewaltig durcheinandergewirbelt. Und auch das KaDeWe und sein Eigner Adolf Jandorf stehen vor großen Herausforderungen ….

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2022

Ein besonderes Warenhaus

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Berlin im ersten Viertel des 20 Jahrhunderts: Das Kaufhaus des Westens bietet eine Welt des Luxus. Für Rieke Krause, die dort einen Job ergattern kann, ist sie sehr fremd. Anders ist es für Judith Bergmann, ...

Berlin im ersten Viertel des 20 Jahrhunderts: Das Kaufhaus des Westens bietet eine Welt des Luxus. Für Rieke Krause, die dort einen Job ergattern kann, ist sie sehr fremd. Anders ist es für Judith Bergmann, der Tochter des KaDeWe-Justiziars. Die Wirren des Ersten Weltkriegs wirbeln die Pläne beider Frauen kräftig durcheinander…

„KaDeWe - Haus der Träume“ ist der Auftaktband einer neuen Saga von Marie Lacrosse.

Meine Meinung:

Der Roman beginnt mit einem Prolog, an den sich fünf Teile mit 24 Kapiteln und ein Epilog anschließen. Die Handlung startet 1907 und endet 1926, wobei der Fokus auf den 1910er- und 1920er-Jahren liegt. Orts- und Zeitangaben zu Beginn von Kapiteln und Abschnitten erleichtern die Orientierung.

Der anschauliche und einfühlsame Schreibstil ist dialoglastig. Die vielen eindrücklichen Beschreibungen lassen lebhafte Bilder vor dem inneren Auge entstehen.

Rieke und Judith sind zwei reizvolle Protagonistinnen. Ihr Innenleben lässt sich prima nachvollziehen.

Das KaDeWe vor 100 Jahren ist ein ansprechendes Setting, das schnell meine Neugier geweckt hat. Wer die früheren Romane von Marie Lacrosse kennt, weiß, dass ihre Stärke darin liegt, Zeitgeschichtliches und historische Ereignisse auf gleichsam lehrreiche wie interessante Weise in die Handlung einzuflechten. Dies gelingt ihr auch in diesem Fall sehr gut.

Mit seinen rund 700 Seiten ist der Roman ein dicker Schmöker. Trotz des verhältnismäßig großen Umfangs bleibt die Geschichte unterhaltsam und abwechslungsreich.

Hilfreich ist die Personenübersicht, die historische Persönlichkeiten als solche ausweist. Auch das Glossar und das Quellenverzeichnis sind nützliche Extras, die das Lesevergnügen fördern.

Sehr gefreut hat mich, dass es wieder ein ausführliches Nachwort gibt („Wahrheit und Fiktion“), das die Geschehnisse und die Figuren des Romans einordnet. Wer bis hierhin noch nicht selbst gemerkt hat, wie intensiv sich die Autorin in das Thema eingearbeitet hat, erfährt darin außerdem viel über die fundierte Recherche.

Das Cover wirkt austauschbar und reißt mich dieses Mal nicht vom Hocker. Es geht aber in Ordnung. Letzteres gilt auch für den Romantitel.

Mein Fazit:

Auch mit diesem Auftaktband hat mich Marie Lacrosse nicht enttäuscht. „KaDeWe - Haus der Träume“ ist ein lesenswertes Roman, der Lust auf den zweiten Teil der Saga macht.

Veröffentlicht am 18.02.2023

Authentisch und monumental

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Inhalt:
Käthe Krause arbeitet als Leiterin der Putzkolonne im KaDeWe Berlin und genießt bei ihrem Chef Anton Jandorf unbegrenztes Vertrauen. So ist es nicht verwunderlich, dass auch ihre Tochter Rieke ...

Inhalt:
Käthe Krause arbeitet als Leiterin der Putzkolonne im KaDeWe Berlin und genießt bei ihrem Chef Anton Jandorf unbegrenztes Vertrauen. So ist es nicht verwunderlich, dass auch ihre Tochter Rieke dort zunächst eine Anstellung als Kassenmädchen bekommt. Für beide ist das Kaufhaus der reinste Luxus, denn sie kommen aus ärmlichen Verhältnissen. Vor allem Rieke hofft im KaDeWe bald eine höhere Position zu erhalten und arbeitet fleißig daran.

Judith Bergmann hingegen lebt im Luxus. Schließlich ist sie die Tochter des KaDeWe-Justiziars Paul, der gleichzeitig ein enger Freund von Anton Jandorf ist. Zwar würde es ihre Familie am liebsten sehen, dass sie Antons Sohn Harry heiratet, doch Judith hat andere Pläne. Sie möchte auf eine weiterführende Schule gehen, die sich sozial engagiert und später vielleicht sogar studieren.

Werden die Träume von Rieke und Judith wahr? Denn in den Wirren des 1. Weltkrieges ist es für beide nicht einfach und ihr Leben hält ungeahnte Herausforderungen für sie bereit.

Leseeindruck:
Puh. Wo fange ich an? Denn "KaDeWe - Haus der Träume" ist ein ziemlich monumentales Werk. Es umfasst nicht weniger als 717 Seiten inklusive Nachwort, Glossar, Quellenverzeichnis und Leseprobe zu Band 2. Wie man daran sieht hat die Autorin intensiv recherchiert und das hat sich gelohnt. Von Anfang an war ich mittendrin und habe nicht nur die Entstehung und den Aufstieg des Luxuskaufhauses KaDeWe in Berlin, sondern auch hautnah ein Stück Zeitgeschichte durch die Augen von fiktiven und realen Personen erlebt. Einige Dialoge, gerade zu Beginn, sind in Berliner Dialekt gehalten. Das wirkt authentisch und war auch gut zu verstehen. Trotzdem hat es an manchen Stellen meinen Lesefluss etwas gestört. Meist dann, wenn es ein kleines bisschen zu viel wurde. Abwechselnd wird aus dem Leben von Familie Krause, den Bergmanns und natürlich vom Besitzer des KaDeWes Adolf Jandorf erzählt. Hierbei arbeitet die Autorin mit Cliffhanger, die eine gewisse Spannung aufbauen. Meist hat man dann aber erst ein paar Kapitel später erfahren wie es weiter geht. Das hatte zur Folge, dass wichtige Passagen kurz wiederholt wurden, ich jedoch ein Dejavu hatte. Für meinen Geschmack hätte das in dieser Form nicht unbedingt sein müssen. Noch ein Wort zu den Figuren. Diese waren gut dargestellt. Trotzdem hat mir an der einen oder anderen Stelle das I-Tüpfelchen gefehlt, um mich voll und ganz in sie hineinzuversetzen. Der Roman beginnt mit einem Prolog im Jahr 1907 und endet 1926. Dabei lässt er einige Fragen offen, die neugierig auf die Fortsetzung machen.

Fazit:
Alles in allem ist "KaDeWe - Haus der Träume" ein rundum gelungenes Werk. Hier geht es authentisch zu und ich konnte noch einiges rund um den 1. Weltkrieg lernen. Ich war fassungslos welches Leid die zivile Bevölkerung ertragen musste, aber auch mit den Soldaten hatte ich mitgelitten. Sehr interessant fand ich die Hierarchien, die es damals in den Kaufhäusern gab und auch welche Rechte und Pflichten die Angestellten hatten. Von mir gibt es eine Leseempfehlung an alle, die historische Romane mögen und auch vor vielen, dicht beschriebenen Seiten nicht zurückschrecken.

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Veröffentlicht am 07.11.2022

Entstehung des Kaufhaus des Westens

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Marie Lacrosse lese ich schon lange und gerne. Zu Beginn schrieb sie noch unter Marita Spang ihre historischen Romane, die in den früheren Jahrhunderten spielten. Unter Marie Lacrosse schreibt sie vorwiegend ...

Marie Lacrosse lese ich schon lange und gerne. Zu Beginn schrieb sie noch unter Marita Spang ihre historischen Romane, die in den früheren Jahrhunderten spielten. Unter Marie Lacrosse schreibt sie vorwiegend im 19. oder beginnenden 20. Jahrhundert.

Diesmal hat sich die Autorin dem Kaufhaus des Westens gewidmet und erzählt die Geschichte dreier Familien, die mit dem Kadewe verbunden sind.
Der Gründer dieses Warenhauses, Adolf Jandorf, hat sich von ganz unten hochgearbeitet. Mit seinen Brüdern hat er einige kleinere Kaufhäuser aufgebaut, bis er sich seinen Wunsch eines großen Luxuskaufhauses erfüllte. Sein Sohn Harry scheint jedoch kein Interesse zu haben, das Imperium später zu übernehmen.

Jandorfs bester Freund ist der Firmenjustiziar Paul Bergmann. Dessen Sohn Johannes arbeitet als Einkäufer im KaDeWe. Er ist ein sehr offener und warmherziger Mensch, hütet jedoch ein dunkles Geheimnis. Seine Tochter Judith besucht die von Alice Salomon gegründete Soziale Frauenschule und hofft durch diese Ausbildung die Qualifikation für ein Hochschulstudium zu erhalten. Judith setzt sich vorallem für Kinder aus der Unterschicht im jüdischen Teil des Scheunenviertels ein. Sie kämpft verzweifelt gegen die dort herrschenden sozialen Bedingungen.

Neben den Jandorfs und Bergmanns aus der gehobenen Schicht, begleiten wir noch die Arbeiterfamilie Krause. Mutter Käthe leitet die Putztruppe im KaDeWe und bringt ihre Kinder Rieke und Robert als Lehrlinge im KaDeWe unter. Ihr Mann tyrannisiert die Familie und schlägt sich zu Beginn mit Gelegenheitsarbeiten durch, bis er immer mehr dem Alkohol verfällt. Rieke steigt beruflich immer weiter auf, muss jedoch gleichzeitig die ganze Familie versorgen. Hunger und Armut sind das tägliche Brot der Krauses. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, verändert sich das Leben aller drei Familien schlagartig....

Die Handlung des ersten Teiles startet im Jahr 1907 und endet 1926, wobei der Fokus auf den 1910er- und 1920er-Jahren liegt. Das Kaufhaus ist dabei der Dreh- und Angelpunkt des Buches.
Gespannt habe ich den Werdegang von Rieke und Judith verfolgt, die alleine schon durch ihre Lebensumstände in völlig unterschiedlichen Bereichen für ihr Glück kämpfen und im Laufe der Geschichte Freundinnen werden. Der Einblick ins Kaufhausgeschehen, wie auch die privaten Schicksalsschläge haben die manchmal etwas ausufernden politischen Darstellungen aufgelockert. Das historische Hintergrundwissen der Autorin fließt wieder wunderbar in die fiktive Geschichte ein und gibt ein sehr detailliertes Bild der damaligen Zeit. Besonders die Superinflation nach dem verlorenen Krieg und die daraus resultierenden Folgen sind spannend erzählt und hinterließen ein etwas banges Gefühl in meiner Magengegend.

Marie Lacrosse verfügt über einem bildhaften und detaillierten Erzählstil. Die Sprache ist der Zeit angepasst und sehr dialoglastig. Die Figuren sind alle bildhaft und authentisch dargestellt. Ich konnte sie mir wunderbar vorstellen und habe oftmals um einige von Ihnen gebangt und gehofft.

Zu Beginn gibt es eine Personenübersicht der handelnden Figuren mit Vermerk zu den historischen Persönlichkeiten. Im Nachwort erzählt die Autorin über ihre Recherchen und der Arbeit am Roman....sehr interessant! Die letzten Kapitel geben bereits Hinweise, wie es im zweiten Teil, der am 14. Juni 2023 erscheinen wird, weitergehen könnte.

Fazit:
Ein sehr interessanter erster Teil über die Entstehung des Kaufhaus des Westens und einer bildhaften Darstellung der Zeit vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg in Berlin. Gelungen!

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Veröffentlicht am 23.10.2022

Wunderbarer Auftakt rund um das KaDeWe

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Der historische Roman "KaDeWe – Haus der Träume" ist der Auftaktband von Marie Lacrosse aus dem Goldmann Verlag.

Berlin, Anfang des 20. Jahrhunderts: Schauplatz dieses Romans ist das berühmte Berliner ...

Der historische Roman "KaDeWe – Haus der Träume" ist der Auftaktband von Marie Lacrosse aus dem Goldmann Verlag.

Berlin, Anfang des 20. Jahrhunderts: Schauplatz dieses Romans ist das berühmte Berliner Kaufhaus KaDeWe, das mit seinen Luxusgütern schon früher berühmte Personen und kaufkräftige Kunden anzog. Als Tochter des Kaufhaus-Justiziars ist Judith Bergmann mit diesem Luxusangebot groß geworden. Ganz anders als Rieke, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt und deren Mutter im Kaufhaus die Putzkolonne leitet. Rieke ist vom Glanz des Angebots schier überwältigt und setzt alles daran, dort eine Anstellung zu bekommen. Sie hat Glück und wird Kassenmädchen, dort lernt sie auch ihren Kollegen Hermann kennen und möchte ihn heiraten. Judith war auf dem Lyzeum und möchte studieren, sie soll den Sohn des Kaufhausgründers heiraten. Als sie das Leid vieler hungernder Kinder wahrnimmt, engagiert sie sich in der Kinderfürsorge im jüdischen Viertel. Als der Erste Weltkrieg ausbricht müssen Judith und Rieke ihre Lebenspläne hintenanstellen.

Der Roman beginnt mit einem Prolog von 1907 mit dem prunkvollen Glamour des berühmten Kaufhauses. Dort lernen wir Rieke und Judith im Alter von zehn Jahren kennen als gerade der König von Siam mit seinem Gefolge das Kaufhaus besucht. Danach führt die Geschichte durch eine unruhige und schwierige Zeit, die von 1914-1926 reicht und die Marie Lacrosse mit historischen Begebenheiten, aber auch mit Leben, Emotionen, Not und Intrigen füllt.

Die Romanhandlung wird aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten durch drei Familien gezeigt. Da ist die Familie des Kaufhausgründers Adolf Jandorf, der sich nach oben gearbeitet hat und trotz des Erfolges ein guter Mensch geblieben ist. Ebenfalls in der Oberschicht verkehrt die Familie von Judiths Bergmann, sie wird sogar auf eine soziale Frauenschule geschickt. Dagegen stammt Familie Krause aus der Arbeiterschicht, die Mutter schuftet als Putzfrau, der Vater ist ein Trinker und Rieke muss alle möglichen Duldungen erleiden, um in Lohn und Brot zu bleiben.

Der wunderbar flüssige und bildhafte Schreibstil führt einerseits durch die glanzvollen Angebote des Kaufhauses und bringt aber auch die Not der Berliner Bevölkerung während des Ersten Weltkriegs zum Ausdruck. Auch die schwierige Lage mit der Hyperinflation wird gut deutlich gemacht und die Folgen für hungernde Menschen, insbesondere Kinder wird immer wieder thematisiert. Man erlebt auch den Erfindungsgeist der Berliner und spürt, wie die sozialen Ungleichheiten die Gesellschaft spalten.

Marie Lacrosse schildert auf eindringliche Weise den Überlebenskampf der Bevölkerung während und nach dem Ersten Weltkrieg und lässt uns gleichzeitig das Luxusangebot im Kaufhaus bestaunen. Dank der Erlebnisse von Rieke und Judith taucht man in das Alltagsleben ein und sieht sich von den Nöten der Menschen umgeben. Mit Rieke habe ich mitgelitten und mich für ihre Erfolge gefreut und auch Judith wurde zu meiner Sympathiefigur, denn sie setzt sich mit großer Empathie für notleidende Kinder ein, ihre Ausbildung auf der Alice Salomon Schule hat Früchte getragen.

Die Ausgestaltung der Charaktere erfolgt sehr lebensnah und mit vielen unterschiedlichen Facetten, die Handlung ist emotional und zeitbeschreibend, sodaß man sich spürbar in die Zeit versetzt fühlt.
Dieser Roman verdeutlicht auf stimmungsvolle Weise die Schwierigkeiten der Nachkriegsjahre und bringt das damalige politische und persönliche Leben der Menschen spürbar zum Ausdruck. Aber auch der aufkommende Nationalsozialismus und die Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung werden im Roman Teil der Handlung. Marie Lacrosse hat sehr ausführlich recherchiert und eine fiktive Geschichte vor historischer Kulisse erzählt, die mir gut gefällt, die aber durch die Menge an Personen, Vorgängen und detailreichen Informationen auch etwas überfrachtet und zu sehr auserzählt wurde.

Ein umfassender, gut erzählter Roman, der das Leben der Menschen und das Kaufhaus KaDeWe im Wandel der Zeiten beschreibt.

Veröffentlicht am 23.10.2022

Die Geschichte dreier Familien

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Rieke ist 10 Jahre alt, als ihre Mutter Käthe, die Leiterin der Putzkolonne, sie zum ersten Mal mit ins KaDeWe nimmt. Dort lernt sie zufällig Judith kennen, die Tochter des Kaufhausjustiziars.
Jahre später ...

Rieke ist 10 Jahre alt, als ihre Mutter Käthe, die Leiterin der Putzkolonne, sie zum ersten Mal mit ins KaDeWe nimmt. Dort lernt sie zufällig Judith kennen, die Tochter des Kaufhausjustiziars.
Jahre später ist Käthe im KaDeWe erst Kassen- und dann Lehrmädchen, und der Unterschied zwischen dem mondänen Kaufhaus und ihrer ärmlichen Wohngegend könnte kaum größer sein. Sie verliebt sich in ihren Kollegen Hermann, doch noch bevor sie heiraten können, bricht der erste Weltkrieg aus.
Judith konnte aufgrund ihrer bessergestellten Familie im Gegensatz zu Rieke ein Lyzeum und danach die soziale Frauenschule von Dr. Alice Salomon besuchen. Sie engagiert sich in der Kinderfürsorge und betreut verschiedenen Einrichtungen im Scheunenviertel, der ärmsten jüdischen Gegend Berlins. Eigentlich soll sie Harry, den Sohn des KaDeWe-Gründers Adolf Jandorf heiraten, doch dem schmecken ihre Ambitionen nicht. Darum ist sie nicht unglücklich, als er sich freiwillig an die Front meldet und eine Hochzeit in weite Ferne rückt.

„Das KaDeWe - Haus der Träume“ hatte mich mit seinem Klappentext und der Vorankündigung „… folgen wir ihren Protagonist*innen in das Berlin der 10er und 20er Jahre, wo sich im Glanz und Luxus des legendären Kaufhauses »KaDeWe« die Lebenswege zweier junger Frauen kreuzen.“ gelockt. Aber meine Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt, denn die Handlung dreht sich hauptsächlich um 3 Familien.
Da ist als erstes die des Kaufhausinhabers Adolf Jandorf, der sich vom ganz untern hochgearbeitet und die Dynastie begründet hat. Leider scheint sein Sohn Harry kein Interesse zu haben, das Imperium zu übernehmen.
Darüber hinaus geht es um den Firmenjustitiar Paul Bergmann, seinen Sohn Johannes, der als Einkäufer im KaDeWe Karriere macht und ein dunkles Geheimnis hat, und seine Tochter Judith, die sich für soziale Belange engagiert und Soziologie studiert.
Die dritte ist die Arbeiterfamilie Krause. Mutter Käthe arbeitet als Leiterin der Putztruppe im KaDeWe und bringt ihre Kinder Rieke und Robert als Aushilfen und später Lehrlinge im KaDeWe unter, während sich ihr Mann mit Gelegenheitsarbeiten durchschlägt, immer mehr dem Alkohol verfällt und die Familie tyrannisiert.

Die Autorin schildert sehr anschaulich die verschiedenen Milieus, Arbeits- und Lebensbedingungen und geht auf die gravierenden Unterschiede zwischen Arm und Reich ein. Die Handlung umspannt die Zeit von 1907 bis 1924, dabei spielen dann natürlich auch der 1. Weltkrieg und die Inflation eine sehr große Rolle, sowie das Erstarken des Nationalsozialismus und die ersten Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung.

Jandorf scheint ein sehr humaner und großzügiger Arbeitgeber gewesen zu sein, der seine Mitarbeiter anständig bezahlt und die Löhne auch während der Inflation regelmäßig und fair anpasst. Man erfährt, wie sich im Laufe der Zeit die Kleider und angebotenen Güter ändern, Jandorf auf politische und gesellschaftliche Umbrüche reagiert. Besonders beeindruckt hat mich, dass er immer Lebensmittel und Kohlen wieder für die ärmsten Kinder spendet.

Judith steht für die modernen jungen Frauen aus begüterten Familien, die es sich erkämpft haben, ihre Erfüllung im Beruf und sich nicht nur als Hausfrauen und Mütter zu sehen, als Repräsentantinnen der Familie, wie es noch ihre Mütter sind. Sie ist sehr intelligent und zielstrebig, hat ein großes Herz und soziales Bewusstsein, das hat mir gut gefallen.

Auch Rieke mochte ich sehr. Sie träumt von einem besseren Leben und arbeitet sich stetig nach oben, dabei erlebt sie viele Rückschläge und muss einiges erdulden.

Marie Lacrosse zeichnet ihre Protagonisten sehr fein und realitätsnah, man konnte gut mit ihnen mitfühlen und mitfiebern, denn natürlich gibt es auch den einen oder anderen Gegenspieler in der Geschichte. Auch das KaDeWe und die einzelnen Arbeitsbereiche bzw. -abläufe werden sehr plastisch beschrieben. Allerdings war mir die Rahmenhandlung zum Teil zu weitschweifig und detailverliebt, die Politik von der Handlung zu sehr abgekapselt. Darum leider nur 4 von 5 Sternen.

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