"Zwischen Leben und Tod liegt eine Bibliothek"
Als Nora stirbt, wacht sie einer Bibliothek auf - voller Bücher mit möglichen Leben von ihr. Manche sind ihrem Leben sehr ähnlich, andere sind ganz anders. Manchmal reichen kleine Entscheidungen, um ein ...
Als Nora stirbt, wacht sie einer Bibliothek auf - voller Bücher mit möglichen Leben von ihr. Manche sind ihrem Leben sehr ähnlich, andere sind ganz anders. Manchmal reichen kleine Entscheidungen, um ein Leben in eine ganz andere Richtung zu lenken. Nora bereut so viel… vielleicht hat sie es in einem anderen Leben besser gemacht? Sie probiert die Leben aus, eines nach dem anderen. Findet sie das Leben für sich, dass wirklich lebenswert ist?
Die Thematik des Buches find ich super! Der Einstieg war aber ziemlich deprimierend. Hat mich voll runtergezogen :D Nora steckt in diesem schwarzen Loch. Matt Haig hat ihre depressive Stimmung so gut transportiert, dass ich selbst ganz niedergeschlagen war und Noras Entscheidung, ihr Leben zu beenden, nachvollziehen konnte. Sie konnte einfach nichts finden, wozu es sich noch zu leben lohnt... Da gab es natürlich mit Sicherheit noch was, irgendetwas gibt es immer, aber sie konnte es nicht sehen oder es war nicht genug.
Sie landet in der Bibliothek und es fühlt sich an, wie eine neue Chance.
Es war nur so, dass sie keine Erinnerungen an das alternative Leben hat, in das sie schlüpfte. Das war echt ungeschickt. Sie war dann gar nicht der Mensch, den das jetzige Leben geformt hat, sondern die alte Nora in einem fremden Leben. Wie sollte sie wissen, ob sie glücklich ist, wenn sie gar nicht der Mensch ist, dem das Leben gehört? Es ist einfach utopisch als Absolventin eines Philosophie-Studiums in die Gletscherforschung zu gehen. Ich fand es unglaublich frustrierend, wie ausgeschlossen - von vornherein - ein Verbleib in diesen ganzen Leben war. Wozu denn das Ganze?
Ich glaube, es ging darum, zu sehen, dass man im Leben zu viel bereut, obwohl man gar nicht weiß, ob eine andere Entscheidung einen letztendlich glücklicher gemacht hätte. Es zeigt, dass Erfahrungen und ihre Bewertungen den Menschen formen und dass Entscheidungen aus jemandem eine komplett andere Person machen können. Das Buch hat mich dazu gebracht über mich und meine Entscheidungen nachzudenken und darüber zu philosophieren, was passiert wäre, wenn ich manchen Menschen nicht begegnet wäre. Wer wäre ich dann? Die Menschen, die einen durch das Leben begleiten, formen dich. Es ist echt erstaunlich, wie viel eine Abbiegung nach links statt nach rechts ausmachen kann. Für deine gesamte Persönlichkeit.
"Man sollte die Bedeutung nebensächlicher Dinge nie unterschätzen" S. 281
Nora selbst konnte ich ehrlich gesagt nicht leiden. Ich konnte ihre Entscheidungen und ihre Gedankengänge nicht nachvollziehen, fand, dass sie ständig egoistisch und unbedacht gehandelt hat. Ihre Entwicklung fand ich aber interessant und ich mochte, zu welchen Schlüssen sie am Ende gekommen ist.
Das klingt vielleicht verrückt, aber als ich das Buch beendet hatte, habe ich so eine tiefe Zufriedenheit für mein Leben empfunden. Nicht dass ich zuvor unzufrieden gewesen wäre, aber ich habe die Zufriedenheit bewusst wahrgenommen. Das sollte ich öfter mal machen, war ein gutes Gefühl :D
So ganz rund fand ich das Buch allerdings nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob das mit den zeitlichen Abläufen so immer hingehauen hat und ich glaube, es war auch in seiner Eigenlogik nicht ganz konsistent. Trotzdem mochte ich das Buch sehr gerne. Es hat mich gut unterhalten und mir spannende Denkanstöße mitgegeben. Die Geschichte hat mir einfach ein gutes Gefühl gegeben.