Durchaus lesenswert
Die Anwältin Cara hat es sich einem kleinen Cafe gemütlich gemacht und schreibt Weihnachtskarten, als sich eine fremde Frau zu ihr an den Tisch setzt. Sie beginnt von einer Bekannten namens Adele Kuhn ...
Die Anwältin Cara hat es sich einem kleinen Cafe gemütlich gemacht und schreibt Weihnachtskarten, als sich eine fremde Frau zu ihr an den Tisch setzt. Sie beginnt von einer Bekannten namens Adele Kuhn zu erzählen, die in Kassel gewohnt hat und nicht mehr auffindbar ist. Als sie geht, hinterlässt sie Cara eine Aktentasche mit einem Stapel voller Liebesbriefe, sowie einigen Fotos und Unterlagen über den Verkauf einer Villa zu einem symbolischen Preis. Die Neugier von Cara ist geweckt und so beginnt sie zu recherchieren, ohne zu ahnen, dass sie alte Wunden wieder aufreißen wird, die nie verheilt sind.
Der Klappentext hat mich sehr neugierig gemacht.
Mechtild Borrmann erzählt die Geschichte von Adele, Albert und Richard auf zwei Zeitebenen.
In der Vergangenheit beginnt die Handlung im Jahr 1935 und zieht sich durch die Zeit des zweiten Weltkrieges.
Die 15-jährige Adele und der 16-jährige Albert leben gemeinsam mit ihren Eltern in einer Villa in Kassel, wo der Vater eine kleine Spedition betreibt. Sie sind mit den Kindern des Apothekers Martens befreundet und die Familien unternehmen viel gemeinsam. Doch dann tritt der regimetreue Hermann Martens in die NSDAP ein und die Freundschaft der Eltern kühlt merklich ab. Gerhard Kuhn kritisiert Hitler immer wieder und bringt sich und seine Familie mit seinen Äußerungen in Gefahr. Letztendlich wird Gerhard verhaftet und wandert für zwei Jahre ins Gefängnis. Doch auch anschließend gerät er immer wieder ins Visier der Nationalsozialisten und schließlich bleibt den Eltern nur die Flucht nach Frankreich. Adele, die einen Job bei den Fieseler-Werken bekommen hat und Albert, der in Göttingen studiert, bleiben in Deutschland zurück. Die Villa wird zum Schein an die Familie Martens verkauft, damit sie nicht von den Nazis gepfändet wird.
Viele Jahre später versucht Cara Licht in die Vergangenheit zu bringen.
Bei ihren Nachforschungen trifft sie schnell auf Richard Martens, dem Absender der Feldpostbriefe und erfährt nach und nach, was damals passiert ist.
Im Laufe der Geschichte fügen sich beide Handlungsstränge zusammen und enthüllen eine tragische Liebes- und Familiengeschichte.
Die Kapitel sind kurz gehalten und der Schreibstil der Autorin ist sehr nüchtern und schnörkellos. Als Leser habe ich so zwar einen guten Überblick über das Geschehen erhalten, aber ich hatte nicht das Gefühl, in der Geschichte anzukommen und die Emotionen der Charaktere zu spüren.
Die Protagonisten blieben meiner Meinung nach etwas zu blass. Besonders von einigen der Nebenfiguren, wie zum Beispiel Gerhards Frau Katharina, Marianne, Grazyna und Dietlind hätte ich gerne etwas mehr erfahren.
Was den Verbleib von Adele betrifft, war mir ziemlich schnell klar, wie die Geschichte enden würde.
Es werden viele unterschiedliche Themen behandelt. Gut gefallen hat mir, wie die Autorin die Zeit des Nationalsozialismus, die Demütigung und Verfolgung bestimmter Gruppen, sowie die Enteignung von Vermögen und Grundbesitz glaubwürdig und authentisch beschrieben hat.
Ein wenig gestört hat mich, dass durch die vielen Schicksalsschläge und Tragödien, über der Geschichte eine doch sehr depressive Grundstimmung lag.
Generell hätten ein paar Seiten mehr dem Buch gutgetan.
Fazit
Die Protagonisten konnten mich emotional nicht so richtig berühren und es fehlte der Geschichte etwas an Spannung. Trotzdem ist es aufgrund des Themas ein Buch, das ich durchaus als lesenswert empfehlen würde.
Deshalb gibt es von mir 3,5 Sterne aufgerundet auf 4 Sterne