Gutes Kinderbuch, das sich für Vielfalt und Toleranz einsetzt!
Inhalt
Eines Tages findet das Kind Lars ein Paket vor seiner Tür, doch der Regen hat einen Teil der Adresse weggewaschen. Jetzt steht dort nur noch „Familie …“. Der Bub macht sich sofort auf den Weg ...
Inhalt
Eines Tages findet das Kind Lars ein Paket vor seiner Tür, doch der Regen hat einen Teil der Adresse weggewaschen. Jetzt steht dort nur noch „Familie …“. Der Bub macht sich sofort auf den Weg durch die Nachbarschaft, um herauszufinden, wem das Päckchen gehört. Dabei trifft er auf ganz unterschiedliche Familien…
Übersicht
Einzelband oder Reihe: Einzelband
Altersempfehlung: 4+
Erzählweise: Figurale Erzählweise, Präsens
Tiere im Buch: + Im Buch werden keine Tiere verletzt oder getötet.
Inhaltswarnungen: -
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: ---
Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:
- Diversität
- Vielfalt
- Familie
- Freundschaft
Lieblingszitat
„Vielleicht ist Familie sein einfach nur, wenn man sich liebt.“ E-Book, Seite 24
Meine Rezension
Als ich den Klappentext zu „Das alles ist Familie“ gesehen hatte, war mir sofort klar, dass ich dieses Kinderbuch, das ganz offensichtlich gegen einengende Heteronormativität und Vorurteile ankämpft, lesen muss. Und ich habe es nicht bereut – auch wenn es für mich kein Highlight war…
Die Geschichte handelt vom Kind Lars, das ein Paket findet, von dem der Regen den Namen gewaschen hat, sodass dort nur noch „An Familie…“ steht. Aus diesem Grund macht er sich auf den Weg durch die Nachbarschaft, um die rechtmäßigen Besitzer_innen zu finden. Das ist meiner Meinung nach der perfekte Aufhänger dafür, Kindern ab 4 Jahren verschiedene Familientypen und Konstellationen vorzustellen. Hier wird auch so gut wie alles abgedeckt, es bleiben keine Wünsche offen: verschiedene Hautfarben, Nationalitäten, es gibt alleinerziehende Väter, lesbische Eltern, adoptierte Kinder, Kinder mit Behinderung, Patchwork-Familien, verheiratete und unverheiratete Elternpaare, große und kleine Familien, Mehrgenerationenhaushalte, verschiedene Körperformen und sogar über kinderlose Familien wird gesprochen. Lars lernt, dass hier nur eines zählt: dass sich alle lieb haben. (Gut, dysfunktionale Familien werden hier also doch ausgeklammert, aber das ist auch gut so in einem Kinderbuch für 4-Jährige. 😉) Am Ende werden die Familien in Lars‘ Nachbarschaft noch einmal kurz mit Bild und Steckbrief vorgestellt, danach ist sogar noch Platz für ein Foto der eigenen Familie, was ich ganz süß gemacht fand. Der Schreibstil ist flüssig, neutral gehalten (= wenig emotional, nicht besonders fesselnd) und leicht verständlich – ich fand ihn okay, er wird mir aber nicht in irgendeiner Weise besonders positiv in Erinnerung bleiben.
Besonders Kinder, die in einem sehr heteronormativen Umfeld aufwachsen und außer der typischen Kernfamilie und vielleicht der einen oder anderen alleinerziehenden Mutter noch nicht viel gesehen haben, können von diesem Buch profitieren. Es kann nämlich dabei helfen, Vorurteile abzubauen, offener und toleranter zu werden und zu zeigen, dass Vielfalt/Diversität etwas Normales und Bereicherndes ist! Hierfür bietet es Eltern und Pädagog:innen viele Anknüpfungspunkte für Gespräche über verschiedene wichtige Themen. Aus feministischer Sicht gibt es hier ebenfalls nichts auszusetzen, weil sowohl Väter als auch Mütter gleichwertig in der Elternrolle gezeigt werden und z. B. auch die Kleidung frei von stereotypischen Farben ist.
Jene Kinder, die Diversität aber bereits leben und jeden Tag erleben – für die das bereits etwas ganz Normales ist –, könnten an der einen oder anderen Stelle etwas irritiert sein (wie ich). So gibt es im Buch beispielsweise eine Stelle, an der Lars die Tochter eines gleichgeschlechtlichen Pärchens fragt: „Sagst du zu der einen Mama Mama und zur anderen Papa?“ Das ist meiner Meinung nach eine Frage, die sehr konstruiert wirkt und doch eher einem erwachsenen heteronormativ geprägten Weltbild entspringt (wie sehr wir alle diese Anschauung verinnerlicht haben, scheint dem Autor hier nicht bewusst zu sein). Ich bezweifle, dass unter Kindern überhaupt diese Frage aufkommen würde… Außerdem wird am Ende des Buches noch kurz das Thema „Samenspende“ angesprochen – da frage ich mich, ob dieses Thema (mit allem, was dazugehört, wenn man es erklären möchte) nicht noch zu komplex für 4-Jährige ist.
Nun noch kurz zu den Zeichnungen und zum Layout: Die Wasserfarben-Illustrationen von Julianna Swaney haben mir ganz gut gefallen, sie sind in zarten Pastellfarben gehalten, was sehr gut zum Regenwetter im Buch passt. Allerdings waren sie mir stellenweise auch etwas zu beige und zu blass und ich hätte mir mehr Details im Hintergrund zum Entdecken gewünscht. Außerdem enthalten manche Seiten für meinen Geschmack etwas zu viel Fließtext – diesen hätte man noch etwas besser aufteilen können.
Mein Fazit
„Das alles ist Familie“ ist ein Kinderbuch, das sich für Vielfalt und gegen einengende Heteronormativität einsetzt, was mir als Feministin natürlich sehr gut gefallen hat und wovon (die meisten) Kinder nur profitieren können. Aufgrund der etwas detailarmen, blassen Illustrationen, des mittelmäßigen Schreibstils und der einen oder anderen problematischen oder nicht altersgemäßen Stelle reicht es zwar nicht für ein Jahreshighlight, aber doch zumindest für vier Sterne. Von mir gibt es also eine Empfehlung – besonders für Kinder ab 4 Jahren, die in einem sehr heteronormativen Umfeld aufwachsen.
Bewertung
Idee: 5 Sterne ♥
Geschichte / Inhalt: 5 Sterne ♥
Ausführung: 4 Sterne
Schreibstil: 3 Sterne
Hauptfigur: 3 Sterne
Figuren: 4 Sterne
Illustrationen: 3,5 Sterne
Rollenbilder/Feminismus: 5 Sterne ♥
Insgesamt:
☆★☆★ Sterne
Dieses Buch erhält von mir vier Sterne!