Stellt seinen Vorgänger deutlich in den Schatten
Nur knapp dem Schlimmsten entgangen, müssen sich Paul und seine Verlobte Petra der Tatsache stellen, dass ein derart einschneidendes Erlebnis tiefe Spuren hinterlässt. So gern sie es sich auch anders wünschen, ...
Nur knapp dem Schlimmsten entgangen, müssen sich Paul und seine Verlobte Petra der Tatsache stellen, dass ein derart einschneidendes Erlebnis tiefe Spuren hinterlässt. So gern sie es sich auch anders wünschen, der Schreck sitzt tief und muss erstmal verarbeitet werden - vorausgesetzt, dass dies überhaupt möglich ist.
Doch Paul wäre nicht Paul, wenn seine Auszeit von Job und Familie ihn nicht erneut mit menschlichen Abgründen konfrontieren und gefährlich für Leib und Leben werden würde...
Als Thrillerleser und Liebhaber von True-Crime, ist Michael Tsokos natürlich immer ein bisschen auf meinem Radar.
Natürlich wollte ich mir auch diese Fortsetzung der Paul-Herzfeld-Reihe nicht entgehen lassen – zumal Band 1 ein paar Details beinhaltete, die mir nicht ganz so gut gefallen hatten und von denen mich somit ungemein interessierte, wie sie im weiteren Verlauf gehandhabt werden.
Aber dazu später mehr.
Ein weiteres Mal konnte der Autor bei mir mit seinem Schreib- und Erzählstil punkten. Er kombiniert wunderbar eine gehobenere Ausdrucksweise sowie Fachjargon mit blutigen und ja, sehr bildhaften Beschreibungen. Als Leser der es lieber blutig als blumig mag, kommt mir das sehr gelegen :D
In Kombination mit den bekannten Szenenwechseln und kurzen, prägnanten Kapiteln, entsteht ein Spannungsbogen, der eigentlich durchgehend erhalten bleibt, bzw. sich sogar noch weiter steigert. Wenn ich mich aus irgendeinem Grund beschweren wollen würde, wäre es definitiv weder mangelnde Umschreibungen der „deftigeren“ Art, noch Langeweile.
Habe ich in Band 1 noch eine gewisse Klischeehaftig- und Vorhersehbarkeit kritisiert, habe ich nach Abschluss der Fortsetzung diesbezüglich nicht mehr viel zu meckern. Ok, zugegeben – Paul ist schon ein toller Hecht, der in sehr vielen Dingen extrem gut ist und der sich nicht ziert, sein Wissen zu demonstrieren. Aber wer würde auch ein Buch über einen stümperhaften Rechtsmediziner lesen wollen, der mehr versemmelt als alles andere? ;)
Und auch das Thema Stereotype ist für meinen Geschmack eindeutig besser gelöst. Abgesehen von einem ignoranten und (Entschuldigung) dummen Hauptkommissar, fand ich alle Charaktere durchdacht und authentisch. Und ja, bei genauerer Betrachtung muss ich auch bei dem eben genannten Hauptkommissar leider sagen, dass ich, wenn ich ehrlich bin, nicht bezweifeln kann, dass man sich im Job eventuell auch mal mit so jemandem "herumschlagen" muss. Ist ja in anderen Berufen auch nicht anders.
Alles in allem ist „Abgefackelt“ für mich eine gelungene Fortsetzung, die den Reiheneinstieg deutlich in den Schatten stellt. Spannend, abwechslungsreich und fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite.