Spannungsvoller Reihenauftakt im Bereich Rechtsmedizin-Thriller
Optisch und haptisch finde ich „Mit kalter Präzision“ sehr gelungen. Das Cover ist schlicht und macht dennoch neugierig. Haptisch fühlt sich das Buch ein bisschen wie Leinen an, was ich angenehm empfinde ...
Optisch und haptisch finde ich „Mit kalter Präzision“ sehr gelungen. Das Cover ist schlicht und macht dennoch neugierig. Haptisch fühlt sich das Buch ein bisschen wie Leinen an, was ich angenehm empfinde und das Werk hochwertig erscheinen lässt.
Beide Buchdeckel sind klappbar, der Vordere zeigt die Personendaten zur Protagonistin und Hauptfigur Dr. Sabine Yao. Sobald der Buchdeckel komplett aufgefaltet wird, zeigt sich eine interessante Fotocollage mit Fotos von und mit Michael Tsokos.
Im hinteren inneren Buchdeckel gibt es eine Übersicht zu seinen Thriller-Serien sowie eine kurze Zusammenfassung zu seiner Person und seines schriftstellerischen Werdegangs. Das finde ich ganz interessant, kann es aber kaum erwarten, mit dem Buch zu beginnen.
Der Einstieg gelingt gut. Der Schreibstil ist bildlich und verständlich erklärend. Da die Hauptperson eine Rechtsmedizinerin ist, liegt der Fokus auf ihrem Wirkungsbereich. Dazu fallen auch fachmedizinische Begriffe, die jedoch sofort für den Laien verständlich erklärt werden. Ich mag das sehr, denn es erweitert meinen Wissensschatz, ohne die Spannung zu drücken. Zudem macht es die Arbeit der Rechtsmediziner greifbarer. Einzig an einer Stelle muss ich tatsächlich eigene Recherchen anstrengen, weil ich das beschriebene Vorgehen der Brechung der Leichenstarre nicht völlig verstanden habe.
Der Fall selbst wird aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Den größten Anteil hat Dr. Sabine Yao und es macht mir Freude, sie bei ihrer rechtsmedizinischen Tätigkeit, aber auch im privaten Bereich zu begleiten.
Obwohl es sich bei „Mit kalter Präzision“ um eine erdachte Erzählung handelt, sind die geschilderten Begebenheiten und Tötungsdelikte sowie rechtsmedizinischen Untersuchungen authentisch. Damit verwischt die Grenze zwischen Realität und Fiktion so gekonnt, dass der Spannungsbogen konstant vorhanden ist.
Die einzelnen Kapitel sind nummeriert und werden durch Datum, Zeit- sowie Ortsangabe unterstützt. So fällt es mir leicht, mich in der Handlung zu orientieren. Außerdem haben die Kapitel unterschiedliche Längen. Von ganz kurz bis lang, was daran liegt, dass jedes einzelne Szenenbild so lange erzählt wird, bis es abgeschlossen ist. Normalerweise habe ich Schwierigkeiten mit langen Kapiteln, hier aber fällt es mir überhaupt nicht schwer, weil ich sehr an die Erzählungen gefesselt bin.
Manchmal enthält ein Kapitel auch kleinere Zeitsprünge oder Perspektivwechsel, welches mit drei Kreuzen angezeigt wird. Dies ermöglicht einen angenehmen Lesefluss.
Dr. Sabine Yao ist mir sympathisch und ihre Zielstrebigkeit finde ich interessant. Der Fall und ihre Tätigkeiten als stellvertretende Leiterin der rechtsmedizinischen Spezialeinheit „Extremdelikte“ des BKA liegen zwar im Mittelpunkt, aber es wird auch ihr Privatleben beleuchtet. Dort hat sie es aktuell nicht leicht und sie muss zusätzlich mit dem Druck klarkommen, dass ihre kleine Familie an den Problemen ihrer Schwester Mailin, die als Patientin in einer psychiatrischen Klinik ist, zerbrechen könnte. Dies wird so realitätsnah, besonders im Hinblick auf die Emotionen geschildert, dass ich ihre Gedanken dazu gut nachvollziehen kann.
Gelegentlich wird „Mit kalter Präzision“ auch mit der Geschichte über die Rechtsmedizin ausgeschmückt. Superinteressant und gleichzeitig wird damit auch klar, wie unheimlich wichtig die fundierte Arbeit der Rechtsmediziner ist.
Obwohl Michael Tsokos weitestgehend auf blutrünstige Szenen verzichtet, ist der Fall hochgradig spannend für mich. Der Täter ist recht schnell offensichtlich, mich stört das jedoch in keiner Weise. Im Gegenteil, ich finde es unglaublich spannend, wie Dr. Sabine Yao versucht zu klären, wie der Täter ungestraft morden konnte. Gerade das Verzwickte an dem Fall ist so faszinierend, dass ich völlig gebannt immer weiterlese und der anbahnende Showdown mein Adrenalin in die Höhe treibt.
Obwohl einige Wendungen durchaus vorhersehbar sind, kann mich insgesamt „Mit kalter Präzision“ überraschen und auch das Ende finde ich absolut gelungen.
Fazit:
Ein spannungsvoller Reihenauftakt um die Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao. Hier geht es vordergründig nicht um die Ermittlung des Täters, sondern wie er die Morde fachlich so begehen konnte, dass es niemandem aufgefallen ist.