Asylpolitik und Kriminalität!
Eine Jugendliche verschwindet, ihre Eltern sind krank vor Sorge. Leider muss die Polizei den Eltern mitteilen, dass ihre Tochter tot ist. Larissa Böhlefeld wurde ermordet und mit Schnee bedeckt hinter ...
Eine Jugendliche verschwindet, ihre Eltern sind krank vor Sorge. Leider muss die Polizei den Eltern mitteilen, dass ihre Tochter tot ist. Larissa Böhlefeld wurde ermordet und mit Schnee bedeckt hinter einer Marienstatue, nahe dem Tierheim, indem sie sich engagiert hat, aufgefunden. Kriminalhauptkommissar Bodenstein und Hauptkommissarin Pia Sander drehen jeden Stein um und schon bald wird ein afghanischer Asylbewerber, der kurz vor der Ermordung mit der 16-Jährigen gesehen wurde, verdächtigt, etwas mit dem Mord zu tun zu haben. Schon bald entwickelt dieser Verdacht eine Eigendynamik, die die Polizei fassungslos dastehen lässt.
Der mittlerweile elfte Band der Krimireihe aus dem Taunus zeugt nicht von Müdigkeit der Autorin. Ich staune, wie sie auch nach elf Bänden immer noch eine spannende Geschichte aus dem Aermel schüttelt.
Ein junges Mädchen, auf der Schwelle zum Erwachsenwerden, wird mit 16 Jahren ermordet. Eine Tat, wenn auch nur gelesen, die wohl jede und jeden erschüttert. Mich haben vor allem die Reaktionen der Eltern des Opfers berührt. Von Beginn weg, als die Mutter ihre Tochter telefonisch nicht erreichen kann, bis zu dem Moment, als klar wird, dass Lissy tot ist, habe ich mitgelitten.
Ich habe mich über etliche Figuren, die schnell eine Meinung zu dem Mord und die noch schneller den Mörder gefunden haben wollen, sehr geärgert. Weil jemand als Asylsuchender in Deutschland lebt, wird er ohne Nachzudenken als Mörder abgestempelt. Mein Aerger wuchs mit jeder Seite und ich war emotional voll dabei. Dies auch in dem Wissen, dass dies in der Realität genauso auch an der Tagesordnung ist.
Nele Neuhaus hat sich dazu entschieden, nicht nur das Thema Asylbewerber in den Krimi mit einzubeziehen, sondern auch in einer Gerichtsverhandlung, in der es um jugendliche Straftäter geht, diese mit fremd klingenden Namen auszustatten. Den Sinn dahinter habe ich nicht so ganz verstanden und nachvollziehen können. War dies dazu gedacht, das Thema Asylpolitik und Kriminalität zu veranschaulichen? Ich empfand diesen Krimi als rassistisch geprägt und dies hat mich irritiert und auch gestört. Warum mussten 80 % der Täter, und davon gibt es viele in diesem Buch nicht deutsche Namen tragen?
Erschreckend und grausig die Dynamik, die die Vorverurteilung eines jungen Asylsuchenden, annimmt. Selbstjustiz, Blutrache und blinde Aggression, ohne sich die Frage zu stellen, ob da jemand schuldig ist oder schuldig gemacht wird. Noch bedrückender ist das Thema Selbstjustiz, das sehr weite Kreise zieht in dieser Geschichte. Ich muss jedoch gestehen, dass ich manchmal die Täter "hinter den Tätern" verstanden, jedoch nicht gebilligt habe.
Die Identität der Figur, die Lissy ermordet hat, war für mich überraschend und etwas gar schnell abgehandelt. Der Weg zu der Verhaftung, das heisst die Ermittlungen und die Erkenntnisse daraus, nicht so ganz nachvollziehbar.
Nele Neuhaus schreibt in einem gut zu lesenden Schreibstil und hat um den Mordfall an der Teenagerin eine abwechslungsreiche und fesselnde Geschichte gestrickt.