Ein Alltag in all seiner Tragikomik, aber auch etwas anstrengend zu verfolgen
Den Aufhänger eines an der Fülle alltäglicher Aufgaben verzweifelnden Protagonisten fand ich sehr reizvoll. Und im Endeffekt hat Nele Pollatschek auch ziemlich genau das geliefert, ich bin aber trotzdem ...
Den Aufhänger eines an der Fülle alltäglicher Aufgaben verzweifelnden Protagonisten fand ich sehr reizvoll. Und im Endeffekt hat Nele Pollatschek auch ziemlich genau das geliefert, ich bin aber trotzdem ziemlich zwiegespalten, was meine Einschätzung angeht.
Eines muss ich der Autorin auf jeden Fall lassen: Sie kann sich unglaublich gut in ihren Protagonisten hineinversetzen. Das gibt dem Text oft etwas Rasantes, fühlt sich phasenweise aber auch an wie ein Fiebertraum. Lars wird im Klappentext als Vieldenker beschrieben und hell yes, das ist er! Da kann es angesichts der sehr vollen ToDo-Liste am letzten Tag des Jahres schon einmal passieren, dass beim Bettaufbau über die Bezeichnungen der einzelnen Bauteile philosophiert wird und neue Wortschöpfungen wie Knülp, Pleumel oder Wü kreiert werden (mein unangefochtener Favorit selbstverständlich: Henriette Hannelore von Hoffmannsthal - die besonderste unter den Schrauben). Oder dass im Zuge der dringend nötigen Steuererklärung über das eigene Lebenswerk, das patriarchale Konstrukt der Ehe oder einen vergangenen Streit mit der Partnerin sinniert wird.
Bei allen Gedankenverknotungen kristallisiert sich auch langsam heraus, dass Lars' Beziehung zu Johanna mindestens auf der Kippe steht und er sie mit einem überaus tatkräftigen 31. Dezember zurückgewinnen will. Und während ich bis zur Hälfte wirklich noch an einigen Stellen lachen musste, weil die ständige Ablenkung bei der Erledigung von Alltagsaufgaben mir nur allzu vertraut ist, wurde es mir am Ende einfach zu abstrus. Ich konnte der Handlung sowie den immer absurderen philosophischen Ausführungen nicht mehr so recht folgen und es wurden mir zunehmend übertrieben. Auch das Ende bleibt mir ein Rätsel und vielleicht ist genau das der Punkt (was findet im Kopf statt und was ist echt?), aber es war schlicht nichts für mich.
Insgesamt komme ich zu dem Ergebnis, dass die Geschichte durchaus tragikomisch daherkommt und heilsam sein kann für Menschen, die sich überfordert fühlen von der Masse an (alltäglichen) Aufgaben, sie aber für mich mit zu großen Schwächen endet und sich zunehmend zäh anfühlte. Es ist wirklich kein schlechtes Buch und ein wirklich außerordentliches Charakterportrait, aber es wird mir nicht sonderlich stark in Erinnerung bleiben.