Als ich den Klappentext gelesen habe, war ich mir noch unsicher was ich vom Buch halten sollte. Sich mit Sherlock Holmes zu vergleichen und seinen Ermittler über ihn zu stellen ist sehr mutig und hat mich dazu bewegt das Buch zu lesen. Ich wurde nicht enttäuscht, wenn auch anders als erwartet.
Schon der erste Leichenfund, der die Geschichte so richtig einleitet, zeigt den weiteren Verlauf des Buches. Eine verstümmelte und fürchterlich gefolterte Leiche wird aus dem Fluss gezogen und die Suche nach dem Täter beginnt. Diese Suche zieht sie immer weiter in die Abgründe des Stockholms im 18. Jahrhundert. Hier herrschen Verzweiflung, Armut und geplatzte Träume und genau das vermittelt das Buch auch.
Hier gibt es weder eine blühende und hoffnungsversprechende Liebesgeschichte, keine actionreiche Verfolgung des Täters oder sonstige helle Momente, die aus der düsteren Handlung rausreißen. Das Buch ist gnadenlos ehrlich, düster und melancholisch und macht damit sehr viel richtig. Ich habe mich schnell gefesselt gefunden in dieser Welt, die kein Licht zulässt. Immer mehr erfährt man über die Menschen und ihr Leben zu dieser Zeit, wenn man es noch so nennen will. Und umso mehr ich erfahren habe, umso mehr wollte ich wissen. Mehr über die Abgründe, die sich einem auftun.
Denn auch abseits der Jagd auf den Täter gibt es einige Schicksale, die einem auf die ein oder andere weise schockieren und gleichzeitig fesseln. Wie die Faszination am Obskuren.
Die beiden Ermittler passen dabei perfekt in diese Zeit hinein, denn auch sie sind ernst, zielgerichtet und drohen oft zu scheitern. Sie sind menschlich und gerade ihre Art macht sie so greifbar und glaubwürdig. Dabei liefern sie sich mit dem Täter ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel, bei dem man Stück für Stück auch mehr über ihn und seine Motive erfährt. Auch seiner Vorgehensweise, die genauso schockiert wie es die Leiche vermuten lässt.
Abgerundet wird das Ganze durch den Schreibstil, der noch mehr als die Stadt und ihrer Bewohner das melancholische Gefühl durch das Buch bringt, ohne dabei zu anstrengend oder abstoßend zu werden. Der Autor findet genau die richtige Stimmung, um einen in ein Buch zu reißen, das eigentlich zurückschrecken lässt.
Bringt man dann noch die historischen Recherchen und der Mix aus Fakten und Fiktion mit ein, die der Autor geschickt für sich zu nutzen weiß, erhält man einen in sich stimmigen und fantastischen Krimi, der sich deutlich von denen abhebt, die ich vorher gelesen habe.
Umso mehr kann ich ihn deswegen jedem Krimifan nur ans Herz legen, der sich auch an das Düstere und Ernste herantraut. Er wird nicht enttäuscht werden.